Die Aktion war die vierte ihrer Art. Sie wurde von der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen koordiniert und mit Hilfe der Gemeinschaftsinitiative Elbfischerei, einem Zusammenschluss von Fischern, Anglern und Fischereirechtsinhabern, durchgeführt. Die Projektkosten in Höhe von 50.000 Euro werden zu 60 Prozent von der EU und dem Land Niedersachsen getragen. Die restlichen 40 Prozent zahlen die Gemeinschaftsinitiative sowie die „Initiative zur Förderung des Europäischen Aals e.V.“.
Zwischen fünf und zehn Gramm brachten die kleinen Fische auf die Waage, als sie an 123 Stellen in die Freiheit entlassen wurden. Rund 900 Kilogramm Jungaale fanden zwischen Schnackenburg und Hohnstorf in der Elbe und ihrer Nebengewässer Krainke, Jeetzel sowie im Penkefitzer Bereich ihre neue vorläufige Heimat. Bis dahin war es ein langer Weg zu Wasser und zu Lande. Mitten im Atlantik vor Nordamerika in der Sargassosee nahm die Reise der Aale ihren Anfang. Sie schlüpften aus Eiern und drifteten als Weidenblattlarven bis zu drei Jahre mit dem Golfstrom ostwärts. Erst nach über 5.000 Kilometern erreichten sie die europäischen Küsten.
Als Glasaale gingen sie den Fischern in die Netze, die sie in Aalfarmen brachten. Hier wurden sie drei bis sechs Monate gehegt und gepflegt, um kräftig genug zu sein für ihr neues Leben in der Elbe. Nach sechs bis zehn Jahren, wenn die Fische zu großen Blankaalen herangewachsen sind, werden sie in die Sargassosee zurückkehren, um hier zu laichen und den Fortbestand der Art zu sichern.
Die Elbe bietet dem Aal ideale Lebensbedingungen. Mit ihren vielen Neben- und Auengewässern, den guten Röhricht- und Wurzelstrukturen sowie der immer besseren Wasserqualität ist sie hervorragend geeignet für die Besatzaktion. Ein weiterer Pluspunkt sind die wenigen Hindernisse, die sich den Fischen bei ihrer Wanderung in den Weg stellen. Kein anderer Fluss in Niedersachsen ist so barrierefrei wie die Elbe.
Die Aalbestände in Europa gehen seit etwa 20 bis 30 Jahren kontinuierlich zurück. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, zum Beispiel die Klimaveränderung (Verschiebungen atlantischer Strömungen), der Export von Glasaalen nach Asien (Entnahme aus dem natürlichen Kreislauf), natürliche Feinde (Dezimierung durch Kormorane) und Krankheiten (eingeschleppte Parasiten). 2009 wurde der Aal auf die CITES-Liste, die den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen regelt, gesetzt.
Die EU verlangt heute von allen ihren Mitgliedsstaaten Aalbewirtschaftungspläne. Der deutsche Plan, der neben neuen Schonzeiten und Mindestfangmaßen auch Registrierungs- und Aufzeichnungspflichten für die Aalfischerei vorsieht, ist im Frühjahr 2010 genehmigt worden. Dabei wurden die Besatzaktionen zur Bestandsicherung des Aals positiv bewertet.
Neben Niedersachsen führen auch andere Bundesländer im Elbeeinzugsbereich entsprechende Projekte zur Stabilisierung des Aalbestandes durch. Das sind Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Berlin. (lwk ns)