Wie der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) in Berlin berichtete, wurde im Kalenderjahr 2016 mit 23,8 Mio. t etwa genauso viel Mischfutter abgesetzt wie ein Jahr zuvor. Dabei zeigte sich die Nachfrage in sämtlichen Mischfuttersparten stabil. Nach Darstellung von DVT-Präsident Jan Lahde hatte die schlechte Stimmung der Milch- und Fleischerzeuger im vergangenen Jahr eigentlich weitere Einbußen beim Mischfutterverkauf vermuten lassen. Die Tierhalter hätten aber weiter auf den Einsatz hochwertiger Futtermittel gesetzt.
Allerdings kam es Lahde zufolge regional und auch sortenspezifisch zu spürbaren Mengenverschiebungen. Der wertmäßige Gesamtumsatz mit Futtermitteln ist laut Angaben des DVT-Präsidenten 2016 vor allem aufgrund niedrigerer Rohstoffpreise um schätzungsweise 5,6 % auf rund 7,1 Mrd. Euro zurückgegangen. Davon entfielen 6,3 Mrd. Euro auf Mischfutter.
Für die nächsten Monate rechnet der Verband mit einer guten Rohstoffverfügbarkeit und wenig veränderten Preisen für Mischfutter. Viel dürfte dabei auch von der Entwicklung am internationalen Sojamarkt abhängen. Wegen der in diesem Zusammenhang andauernden Debatte um gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Fütterung warnte DVT-Geschäftsführer Dr. Hermann-Josef Baaken vor Eingriffen in die Rohwarenmärkte. Importverbote, willkürliche Einsatzbeschränkungen oder übertriebene Vorgaben aus der Lebensmittelwirtschaft könnten nach seiner Auffassung zu dramatischen Marktveränderungen und Wettbewerbsverlusten für die heimische Veredlungswirtschaft führen. Im Ergebnis sei mit einer Verteuerung von Lebensmitteln und der Verdrängung der Produktion ins Ausland zu rechnen, so Baaken.
Regionale VerschiebungenLaut Lahde ist die Mischfutternachfrage im vergangenen Jahr in Süd- und Ostdeutschland insgesamt leicht zurückgegangen, während der veredlungsstarke Nordwesten und Norden der Republik seine Position als mit Abstand wichtigste Absatzregion absolut und anteilsmäßig weiter ausgebaut hat, dies zuletzt insbesondere beim Legehennenfutter. Hauptkriterien für die weitere Entwicklung der deutschen Mischfutterproduktion bleiben dem DVT-Präsidenten zufolge die mittelfristige Perspektive der Tierhalter auf rentable Preise sowie die kurzfristige betriebliche Liquidität der Betriebe.
Ein weiterer Aspekt seien die zunehmenden Differenzierungen im Markt, die zum Beispiel durch Programme des Lebensmitteleinzelhandels angestoßen würden, erklärte Lahde. Diese zwängen die Futtermittelbranche zu teilweise schnellen Anpassungen. Stabile Nachfrage erwartet Absatzseitig erwartet Lahde für dieses Kalenderjahr im Rindermischfuttersektor keine überraschende Entwicklung, vielmehr eine konstante, da sich die Lage nach dem Ende der Milchmarktkrise nach seiner Auffassung zunächst weiter beruhigen dürfte und die Folgen des Preisverfalls erst noch verdaut werden müssten.
Beim Geflügelfutter hält der DVT-Präsident wegen der noch immer nicht überstandenen Geflügelpestkrise jedoch Umsatzeinbußen für möglich. Zur Entwicklung der Nachfrage nach Schweinemischfutter stellte Lahde fest, dass die Auswirkungen verschiedener staatlicher Reglementierungen mit Blick auf die Verbraucherwünsche und den Umweltschutz abgewartet werden müssten. Die aktuell diskutierten Tierwohlkriterien, ergänzt um die Genehmigungen von Ställen und die nun beschlossene
Düngeverordnung dürften zwar zu Anpassungen in den Ställen und auf dem Acker führen, so der Verbandspräsident. Diese Einflussgrößen würden sich allerdings eher mittelfristig auswirken.
Importbeschränkungen kosten MarktanteileMit Blick auf die Diskussion um die Einfuhr transgener Eiweißfuttermittel stellte Lahde klar, dass der Umstieg auf heimische Kulturen wie Leguminosen keine realistische Alternative sei. Deren Einsatz sei zwar wünschenswert; allerdings bleibe der Anbau von Ackerbohnen und Erbsen in Deutschland trotz Förderung ein Nischengeschäft, das den Markt auf absehbare Zeit nicht annähernd versorgen könne, erklärte der DVT-Präsident. Zudem sei deren Produktion unter den deutschen Witterungsbedingungen mit Qualitäts- und Ertragsrisiken verbunden.
Baaken führte ergänzend aus, dass dem deutschen Veredlungssektor bei einer politisch verordneten Einschränkung des Einsatzes von importierten Eiweißfuttermitteln nicht nur eine Versorgungslücke drohen würde. Verzichte man in Deutschland zur Vermeidung von GVO-Futtermitteln ganz auf den Proteinimport, würde dies wegen des Rückgangs der tierischen Produktion und der Wettbewerbsnachteile vielmehr direkte und indirekte volkswirtschaftliche Verluste von rund 30 Mrd. Euro nach sich ziehen, so Baaken mit Hinweis auf eine entsprechende Untersuchung von Prof. Michael Schmitz von der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Auf den Import von Eiweißfuttermitteln könne deshalb nicht verzichtet werden.
Bekenntnis zum Agrarhandel gefordertDa aber von der Lebensmittelwirtschaft und der Gesellschaft letztlich eine Koexistenz der verschiedenen Rohstoffe gewünscht sei, müsse sich die Futtermittelbranche auf die entsprechenden Herausforderungen einstellen, erklärte der DVT-Geschäftsführer weiter. Damit verbunden seien aber Mehrkosten und deren notwendige Entlohnung durch die Kunden. Nicht zuletzt aus diesem Grund fordert der Verband laut Baaken von der Bundespolitik für die nächste Legislaturperiode ein klares Bekenntnis zum internationalen Agrarhandel und zur Nutzung aller innovativen Technologien, einschließlich der grünen Gentechnik.
Darüber hinaus erwarte der DVT den weiteren Abbau von Handelshemmnissen, die Einhaltung vergleichbarer Standards und eine „ehrliche Produktkennzeichnung“. Offene und freie Märkte, die den Futterherstellern und den Landwirten die Beschaffung von preiswerten und qualitativ hochwertigen Rohstoffen ermöglichen, seien elementar, betonte Baaken. Nur so könne eine nachhaltige Tierernährung für gesunde Lebensmittel unter Nutzung wirtschaftlicher, umweltschonender und gesellschaftspolitischer Aspekte sichergestellt werden. Notwendig sei aber auch mehr Vertrauen in die Produktionsmethoden der Landwirtschaft und der Futtermittelwirtschaft sowie daraus ableitend der Abbau von Regelungen und Kontrollen sowie die Übertragung von mehr Eigenverantwortlichkeit.