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27.10.2016 | 11:32 | Tierwohl 
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Neues Modell zur Tierwohlbestimmung bei Milchkühen entwickelt

Schwerin - Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern hat eine neue Methode entwickelt, um einen wichtigen Aspekt des Wohlergehens der Kühe, eine ausgewogene Eiweiß- und Energieversorgung, anhand ihrer Milch zu beurteilen.

Tierwohlbestimmung Kühe
Wie gut es Kühen geht, lässt sich Wissenschaftlern zufolge an den Inhaltsstoffen ihrer Milch ablesen. (c) proplanta
Bisher diente allein der Milcheiweißgehalt als Gradmesser für die Energieversorgung der Tiere. Aktuelle Untersuchungen bei über 160.000 Kühen haben gezeigt, dass das Verhältnis von Milchfett zu Milchweiß eine Mangelversorgung sehr viel genauer und zutreffender diagnostizieren kann.

„Der exzellenten Forschungsarbeit unserer Wissenschaftler ist es zu verdanken, dass nun ein Bewertungsschema zur Verfügung steht, das sich nicht mehr an starren und längst überholten Grenzwerten orientiert, sondern den aktuellen Leistungsstand der Kühe sowie die tierindividuelle Milchabgabe berücksichtigt“, freut sich Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. „Für die Milchbauern ergibt sich daraus eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, das Wohlergehen ihrer Kühe zu beurteilen und die neu gewonnene Kenntnisse in die eigene Betriebsroutine zu integrieren“, sagte er weiter.

Auch wenn unsere Kühe heute mehr Milch geben als noch vor 25 Jahren, so gibt nicht jede Kuh jeden Tag gleich viel Milch. Das hat Auswirkungen auf die Milchzusammensetzung: „Bei hohen Leistungen wird die Milch dünner, bei geringeren Leistungen gehaltvoller. Eiweiß- und Fettgehalt unterliegen damit Schwankungen, die im Rahmen des neuen Bewertungs-Algorithmus besser abgebildet werden können“, erklärte der Minister.

Auch nimmt das neue Bewertungssystem die Stickstoff-Ausscheidungen der Tiere in den Blick. Sie stellen letztendlich immer ungenutztes Futterprotein dar. Wird mehr Protein gefüttert als wissenschaftlich empfohlen, sind erhöhte Ausscheidungen möglich, die dann auch verstärkt als Ammoniak in die Luft gelangen. Das Ausmaß der Stickstoff-Ausscheidungen lässt sich über den Milchharnstoffgehalt beurteilen und wird als Kennwert der Milch vom Milchlabor für jede Kuh ermittelt. Der Milchviehhalter kann so erkennen, ob seine Kühe mit Futtereiweiß über- oder unterversorgt sind.

Schwerin - Wissenschaftliche Erkenntnisse haben jedoch gezeigt, dass der Grenzwert eines zu hohen Milchharnstoffgehaltes, ab dem zurzeit eine Überversorgung mit Futterprotein diagnostiziert wird, deutlich abgesenkt werden kann. So erkennt der Milchkuhhalter früher, ob seine Versorgung der Kühe mit Futterprotein als zu reichlich anzusehen ist und abgesenkt werden sollte. Wird eine bedarfsüberschreitende Versorgung im Kontrollbericht angezeigt, animiert dies den Milchkuhhalter, Futtereiweiß einzusparen, die Gesundheit der Kühe zu fördern und Ammoniakemissionen zu verringern.

Der neue Bewertungs-Algorithmus klassifiziert die Milchkühe vor diesem Hintergrund in 6 Felder je nach deren Versorgungszustand mit Futterenergie anhand des Fett-Eiweiß-Verhältnisses und mit Futtereiweiß anhand des Milchharnstoffgehaltes bei abgesenkter Obergrenze.

„Es ist eine große Auszeichnung für unserer Land, dass der Neuvorschlag aus Mecklenburg-Vorpommern bereits im gesamten Bundesgebiet auf großes Interesse und breite Zustimmung unter Fütterungsexperten, Landwirten und Milchlabors gestoßen ist“, kommentierte Minister Backhaus. Ziel sei nun, die Datenbasis für das neue Bewertungsschema zu erweitern, so dass es in allen Bundesländern und auf alle bedeutenden Milchrindrassen übertragen und angewendet werden kann.

Anstoß für die Neubearbeitung der derzeit genutzten 9-Feldertafel gab die zunehmende Kritik von Milchviehhaltern, Betriebsberatern und der Wissenschaft an deren Aussagefähigkeit. Das Schema wurde vor 25 Jahren entwickelt. Seither ist die Milchleistung der Kühe vor allem infolge des verbesserten Managements in den Betrieben und der Züchtung deutlich gestiegen. Auch haben sich die Inhaltsstoffe der Milch verändert.

Das neue Bewertungsschema ist in enger Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband für Leistungs- und Qualitätsprüfung (LKV) MV entstanden. Der LKV führt monatlich Milchkontrollen von jeder Kuh in jedem dem Verband angeschlossenen Milchviehbetrieb durch.
regierung-mv
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Kommentare 
cource schrieb am 30.10.2016 16:51 Uhrzustimmen(25) widersprechen(56)
aha, weniger harnstoff in der milch ist also besser für die gesundheit der kühe und was ist mit dem homo sapiens, der soll fleißig seine nieren mit all dem tierischen und pflanzlichen protein kaputt machen---was nützen uns all die wissenschaftlichen erkenntnisse wenn allein die wirtschaft/system bestimmt was gut für uns ist was nicht
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