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09.09.2013 | 06:31 | Artgerechte Schweinemast 
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Schweinehalter unterstützen Tierwohl-Initiative

Damme - Führende Vertreter nahezu aller bedeutenden Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels, der Fleischwirtschaft und der Landwirtschaft haben sich auf eine branchenweite Initiative zu mehr Tierwohl in der Geflügel- und Schweinehaltung verständigt.

Schweinehaltung
(c) proplanta
Dazu wurde am Donnerstag in Berlin eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Von landwirtschaftlicher Seite waren bei der Entwicklung der Initiative Tierwohl von Beginn an der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion, der Deutsche Bauernverband und die ISN – Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. dabei.

Kernpunkt ist ein System, bei dem Schweinehalter über den gesetzlichen Standard hinausgehende Tierwohlkriterien erfüllen können und dafür unabhängig vom Marktpreis einen Kostenausgleich bekommen. Das System soll in 2014 mit der Schweinemast starten und Ferkelerzeugung sowie Ferkelaufzucht unmittelbar folgen. Die Teilnahme an der Initiative ist für alle Schweinehalter freiwillig.

Ein Jahr intensive Beratung



Vorausgegangen ist ein Jahr mit umfangreicher Beratung über den Kriterienkatalog und das System. Daran hat sich auch die ISN intensiv und konstruktiv beteiligt – immer mit der Maßgabe, zu einem freiwilligen System zu kommen, das praktikabel und wirtschaftlich darstellbar sowie dem Tierwohl tatsächlich auch dienlich ist.

„Die ISN unterstützt ausdrücklich die Initiative Tierwohl, bei der jeder Schweinehalter für sich entscheiden kann, ob er mitmacht und welche Kriterien aus dem Katalog für seinen Betrieb sinnvoll sind. Ich bin froh, dass wir nun zur Unterzeichnung gekommen sind. Jetzt geht es an die Umsetzung und die Klärung der noch offenen Details.

Wir zeigen hiermit klar und deutlich, dass wir als Branche in Sachen Tierschutz und Tierwohl freiwillig und auf breiter Basis voran gehen. Ich fordere insbesondere die Politik auf, dieses bei ihren zukünftigen Entscheidungen zu berücksichtigen. Mit Freiwilligkeit ist dem Tierschutz und Tierwohl mehr gedient als mit starren politisch ideologischen Vorgaben“, so der Kommentar des ISN-Vorsitzenden Heinrich Dierkes.

Bankrotterklärung des Deutschen Tierschutzbundes



Zu einer gegenteiligen Einschätzung kommt der Deutsche Tierschutzbund (DTB). Dem sind die angesetzten Kriterien zu wenig. Zwar will der DTB nach eigener Aussage die Landwirte in die Lage versetzen zu investieren, will aber eine stärkere Beteiligung der Branche an den Kosten. Wie das in Praxis tatsächlich umgesetzt werden soll, bleibt offen. Der DTB fordert zudem höhere gesetzliche Standards.

Mit Kopfschütteln hat daher ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack auf die fast reflexartige Einschätzung des DTB reagiert: „Die Forderung des DTB-Präsidenten Thomas Schröder nach höheren gesetzlichen Standards ist doch eine Bankrotterklärung des DTB zu den eigenen Labeln.

Für uns zeigt das eindrücklich, wie weit Wunsch und Wirklichkeit hier auseinander liegen. Womit ist dem Tierwohl denn mehr geholfen? Wenn möglichst viele Landwirte – wie bei der Initiative Tierwohl – bei einem kleineren, aber dafür umso entschlosseneren und belastbareren Schritt in diese Richtung unterstützt werden können? Oder wenn einige wenige versuchen, in einem großen Schritt nach den Sternen zu greifen?“ kritisiert Staack die negative Grundhaltung des Tierschutzbundes.

„Aus Sicht der ISN hat beides seine Berechtigung, wichtig ist vor allem, dass die Schritte auch tatsächlich umgesetzt werden. Unverzichtbare Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Landwirte das auch können!“ erteilt Staack dem Konkurrenzdenken eine Abfuhr. (isn)
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Kommentare 
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 10.09.2013 17:46 Uhrzustimmen(187) widersprechen(188)
Merkwürdig! In der Vergangenheit hieß es doch immer seitens des DBV und der Lobbyverbände der Nutztierhalter, daß die Haltungssysteme "tiergerecht" seien und Deutschland im Bereich des Schutzes der Nutztiere weltweit absolute Spitze sei. Also stimmten deren vollmundigen Behauptungen offensichtlich bislang nicht und die Tierschützer forderten zu Recht bessere Haltungsbedingungen. Und offen sind ja noch die Kriterien, die der Bonitierung zugrunde liegen sollen. Interessant wäre zu erfahren, welche Tierschutzorganisationen einbezogen wurden. Daß der Tierschutzbund als gebranntes Kind dabei nicht mitmischt, ist durchaus verständlich. Seriöse Tierschutzverbände werden ihren Ruf nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Bislang sieht für uns alles mehr nach einer von Werbepsychologen inszenierten Imagekampagne aus.
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