Die EU will bedrohte Seevögel besser schützen. Denn allzu oft gehen die Tiere Fischern aus Versehen mit ins Netz. «Wir müssen etwas unternehmen, weil viele Seevögel wirklich drohen auszusterben», sagte EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki am Montag beim Treffen der EU-Minister für Landwirtschaft und Fischerei in Luxemburg.
Nach Analysen der
EU-Kommission mangelt es derzeit an genauen Erkenntnissen zum Ausmaß unbeabsichtigter Vögelfänge. Die verfügbaren Daten deuteten jedoch «für zahlreiche EU-Fischereigebiete auf eine erhebliche Sterblichkeit hin», schreibt die Brüsseler Behörde in einem Papier vom November. Bis zu 200 000 Seevögel fallen nach jüngeren Schätzungen jährlich der Fischerei in EU-Gewässern zum Opfer.
Die EU-Kommission drängt deshalb auf verstärkte Forschungen, um ungewollte Vogelfänge zu vermeiden. So könnten beispielsweise Gewichte die Langleinen tiefer unter die Wasseroberfläche und damit weg von den Vögeln ziehen, erklärte Fischereikommissarin Damanaki. Fischfang in den Nachtstunden könne Beifänge vermeiden helfen. Auch Vogelscheuchen auf See könnten die Tiere laut Kommission abhalten, zum Beispiel mit Geräuschen. Bis zu 85 Prozent der Kosten solcher Zusatzausrüstung könne die EU finanzieren, versicherte Damanaki. In einem Jahr soll die EU-Kommission wieder Bilanz ziehen.
Deutschland forsche an der Vermeidung von Vogelfängen, erklärte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU): «Wir haben natürlich auch in unserem Bereich immer die Versuche, das zu minimieren.»
Die Naturschutzorganisation Nabu forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. «Deutschland hat eine besondere Verantwortung für den Seevogelschutz. In der deutschen Ostsee überwintern Millionen Meeresenten, in der Nordsee liegt ein wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet der seltenen Stern- und Prachttaucher», erklärte die Organisation.
Die meisten Vögel kommen laut EU-Kommission in Stellnetzen oder bei der Langleinenfischerei zu Tode. Stellnetze werden nicht durchs Wasser gezogen sondern sind an fester Stelle auf See verankert. Langleinen tragen Haken mit Ködern.
Auch über die Reform der europäischen Fischereipolitik berieten die Minister. Die Reform soll dafür sorgen, dass die Überfischung der EU-Gewässer endet. Derzeit verhandeln Vertreter von Europaparlament und EU-Staaten miteinander. Der irische Minister Simon Coveney hofft, dass eine Einigung bis Ende Mai steht. Er leitet die Verhandlungen für die 27 EU-Staaten, weil Irland derzeit den Vorsitz der EU-Länder hat.
«Wir sind im Grunde nicht so weit auseinander», sagte Coveney. Bei den Zielen einer nachhaltigeren Fischerei seien sich die Verhandlungspartner einig - die Diskussionen drehten sich um Teile der praktischen Umsetzung. Die EU-Staaten hatten sich Ende Februar nur mühsam auf eine gemeinsame Verhandlungsposition geeinigt. Insbesondere für große Fischereinationen wie Spanien steht viel auf dem Spiel. (dpa)