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10.12.2023 | 00:10 | Fischereiforschung 

Stichling-Invasion im Bodensee - erste Erklärungen

Langenargen - Der Stichling gilt als Feind der bedrohten Felchen im Bodensee, weil er seit längerem den Uferbereich verlassen hat und nun im Freiwasser des Sees lebt.

Fischereiforschung
(c) anderssehen - fotolia.com
Dort findet er ein besseres Nahrungsangebot vor, wie die Fischereiforschungsstelle Langenargen (FFS) am Mittwoch mitteilte. Die Folge: Im Freiwasser macht der Stichling den Felchen die Nahrung streitig und frisst ihre Nachkommen.

Eine Studie der FFS in Zusammenarbeit mit der TU München ging nun der Frage nach, warum die Stichlinge einst ihr lange angestammtes Gebiet verließen. Stichlinge aus dem Freiwasser seien signifikant besser mit langkettigen Omega-3 Fettsäuren versorgt, als ihre Artgenossen am Ufer. Die Erklärung dafür liege in der Ernährung, da die Stichlinge im Freiwasser deutlich mehr Ruderfußkrebse fressen könnten, welche wiederum hohe Mengen dieser wichtigen Fettsäuren aufwiesen.

Uferstichlinge hingegen müssen laut Mitteilung verstärkt auf hier defizitäre Wasserflöhe ausweichen. Die Nahrung sei somit im Freiwasser deutlich hochwertiger und biete eine plausible Begründung für das äußerst ungewöhnliche Wanderverhalten der Stichlinge im Bodensee.

Die Wissenschaftler liefern ferner eine Antwort auf die Frage, warum solch eine Invasion des Freiwassers bisher nur für den Bodensee beschrieben wurde. «Die Stichlinge im Bodensee, die ja durch den Menschen eingeschleppt wurden, sind marinen Ursprungs», wurde Jan Baer von der Fischereiforschungsstelle in einer Mitteilung zitiert.

Im Meer seien diese Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung nahezu im Überfluss vorhanden. Im Süßwasser sei das hingegen anders, hier seien bestimmte, lebensnotwendige Fettsäuren ungleich verteilt. «Daher wohl die Wanderung der Bodenseestichlinge ins Freiwasser, da sie dort die wichtigen Omega-3-Fettsäuren viel besser erreichen können», folgerte Baer.

Die Stichlinge zog es laut Mitteilung erst 2012 in das Freiwasser. Auch hierzu gibt es eine Idee zur Erklärung: Damals sei die Dichte an Fischen im Freiwasser, insbesondere an Felchen, ungewöhnlich niedrig und die Konkurrenz um Nahrung und Platz im Freiwasser gering gewesen. Das nutzten die Stichlinge möglicherweise für ihre Invasion aus und übernahmen, zum Leidwesen der Felchen, deren Lebensraum.
dpa/lsw
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