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07.08.2023 | 03:22 | Tiermedizin 

Veterinäre verordnen weniger Antibiotika

Berlin - Die Menge der von Pharmaunternehmern und Großhändlern an die Tierärzte abgegebenen Antibiotika in Deutschland ist im Jahr 2022 erneut zurückgegangen.

Antibiotika-Einsatz
Erneut sinken 2022 die Abgabemengen von Antibiotika an Tierärzte - Im Vorjahresvergleich nahm das Aufkommen um gut 10 Prozent ab - Auch weniger kritische Antibiotika im Umlauf - Gut zwei Drittel weniger als 2011 für Nutztiere verwendet - Bender sieht Reduktionsmaßnahmen auf richtigem Weg - ISN hebt Leistung von Tierhaltern- und -ärzten bei der Tiergesundheit hervor. (c) llandrea - fotolia.com
Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am vergangenen Donnerstag (3.8.) auf Basis der jährlichen Auswertung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilte, nahm das Aufkommen gegenüber dem Vorjahr um 61 t oder 10,1 % auf 540 t ab. Seit Beginn der Erfassung im Jahr 2011 entspricht das einem starken Rückgang von 1.166 t oder 68,3 %.

Besonders erfreulich ist dem Berliner Agrarressort zufolge, dass die abgegebenen Mengen der für die Therapie beim Menschen wichtigen Fluorchinolone, Cephalosporine der dritten und vierten Generation sowie für Colistin gegenüber 2021 um jeweils mehr als 10 % sanken; sie liegen allesamt auf dem niedrigsten Wert seit 2011.

Wie in den Vorjahren stellten auch 2022 Penicilline mit 228 t und Tetrazykline mit 90 t das Gros der abgegebenen Antibiotika dar; im Vorjahresvergleich waren das jedoch 3 % beziehungsweise 28 % weniger.

Erfolg für Antibiotika-Minimierungskonzept



„Der Rückgang der abgegebenen Antibiotika in der Tiermedizin ist zuerst einmal eine gute Nachricht. Der Trend zur Abnahme der Antibiotikaabgabemengen in der Tierhaltung ist stabil“, erklärte die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender. Die Gesamtmenge habe sich innerhalb von elf Jahren auf ein knappes Drittel des damaligen Niveaus verringert.

„Das ist ein beachtlicher Erfolg unserer nationalen Reduktionsmaßnahmen“, hob die Staatssekretärin hervor. Dieser Weg solle weiter beschritten werden, auch mit Hilfe der von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgelegten und Anfang 2023 in Kraft getretenen Novelle des Tierarzneimittelgesetzes. Mit diesem soll insbesondere die Anwendung der kritischen Antibiotika auf das unvermeidbare Minimum reduziert werden.

Luft für weitere Abnahme dünner



Bender wies darauf hin, dass der Rückgang der Tierzahlen in der Landwirtschaft, vor allem bei Schweinen, ein möglicher Einflussfaktor für die geringeren Antibiotikamengen sei. „Der tatsächliche Rückgang kann mit Blick auf die Tierzahlen dementsprechend kleiner ausfallen, als die Gesamtabgabemenge vermuten lässt“, so Bender. Es brauche daher auch weiterhin gemeinsame Anstrengungen, um den Einsatz von Antibiotika tatsächlich dauerhaft zu senken.

Laut der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) haben aber nicht nur die niedrigeren Schweinebestände zu einer Abnahme der absoluten Antibiotikamengen geführt. Diese seien auch nachweislich je Tier drastisch gesunken. Dies belegten die Auswertungen der Antibiotika-Datenbanken des Staates und der QS Qualität und Sicherheit GmbH.

Bei diesen könnten tierartspezifische Auswertungen vorgenommen werden, was bei den BVL-Daten nicht möglich sei. Diese umfassten nämlich Abgaben an Veterinäre, die alle Nutztiere einschließlich Pferden, Haus- und Kleintiere behandelten. Hinter den geringeren Antibiotikagaben bei Schweinen stecken laut ISN sehr komplexe Hygiene- und Tiergesundheitskonzepte sowie Reduktionsmaßnahmen der Tierhalter und deren Hoftierärzten. Hierbei werde die Luft für weitere Verringerungen aber immer dünner, um nicht den Tierschutz zu gefährden.
AgE
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