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21.01.2024 | 09:59 | Schweinepreise 

VEZG-Preis nicht mehr zu halten

Bonn - Am deutschen Schlachtschweinemarkt ist die Zeit der stabilen Erzeugerpreise vorbei. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) musste am Mittwoch (17.1.) ihre Leitnotierung um 10 Cent auf 2,00 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht zurücknehmen.

Schweinepreise aktuell 2024
Schlachtunternehmen setzen sich durch und können Schlachtschweine günstiger einkaufen. (c) proplanta
Zuvor war sie seit Mitte Oktober unverändert geblieben. Laut VEZG hat das Schlachtschweineangebot zuletzt zugenommen und übersteigt die begrenzte Nachfrage der Schlachtunternehmen. Diese hatten zuletzt laut Marktbeobachtern deutlichen Druck ausgeübt, um eine Korrektur der Notierung nach unten zu erreichen. Sie verwiesen dabei auf das schleppende Geschäft mit Schweinefleisch und rückläufige Margen im Fleischverkauf.

Eine Rolle spielte auch, dass in anderen EU-Staaten die Schlachtunternehmen ihre Ankaufspreise nach dem Jahreswechsel bereits zurückgenommen haben, so bei den Wettbewerbern in Dänemark und in den Niederlanden. Einen dämpfenden Effekt auf den Schlachtschweinepreis hat laut Analysten auch die angekündigte Schließung des Vion-Werkes in Emstek, weil nun mehr Schlachtschweine neue Abnehmer finden müssen.

Preisabschlag laut ISN „überzogen“

Bei einem Schlachtschweineaufkommen von zuletzt rund 700.000 Tieren in der Woche mit einem Gewicht von annähernd 100 Kilogramm bedeutet der Abschlag von 10 Cent beim VEZG-Preis Mindereinnahmen für die Mäster von rund 7 Mio Euro in der Woche. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) räumte zwar Überhänge ein, hält den Abzug jedoch für „deutlich überzogen“.

Die Schließungsankündigung des Vion-Schlachthofs in Emstek sowie logistische Einschränkungen während der Protestwoche seien teilweise von den Schlachthöfen dazu ausgenutzt worden, um zusätzliche Verunsicherung vor der Preisfindung zu verbreiten. Die ISN rechnet in der näheren Zukunft mit einem Lebendangebot auf einem eher geringen Niveau. Davon gehen auch Analysten in anderen EU-Ländern aus und verweisen auf den knapp versorgten Ferkelmarkt.

Druck auf EU-Notierungen

In anderen EU-Ländern hat die Entwicklung in Deutschland ebenfalls zu nachgebenden Schlachtschweinepreisen geführt. Im eng am VEZG-Preis orientierten Markt in Belgien kam es zu Abschlägen im Bereich von 6 Cent je Kilogramm Lebendgewicht. In Österreich gab die Notierung um 7 Cent auf 2,07 Euro/kg Schlachtgewicht nach. Zusammen mit dem Abzug von 3 Cent zum Jahresauftakt sind es somit ebenfalls 10 Cent/kg.

Auch in den Niederlanden sind die Schlachtschweinepreise seit Jahresbeginn um rund 10 Cent/kg gefallen. Danish Crown verringerte seinen Ankaufspreis seit Weihnachten in mehreren Schritten bereits insgesamt um 15 Cent auf 1,58 Euro/kg Schlachtgewicht. In Italien kam es Mitte Januar zu einem erneuten Rückgang der nationalen Leitnotierung um 1,9 Cent/kg Lebendgewicht. Dort übertrifft nach dem Jahreswechsel das Lebendangebot die Nachfrage.

Stabile Lage in Frankreich

Unverändert blieb erwartungsgemäß die französische Schlachtschweinenotierung am Marché du Porc Breton (MPB) mit 1,782 Euro/kg Schlachtgewicht. Der Bedarf an schlachtreifen Tieren, um Nachschub für die großen Fleischverkaufsaktionen im Lebensmitteleinzelhandel zu haben, erleichterte die Vermarktung.

Auch in Spanien konnte sich die Leitnotierung am Mercolleida auf dem bereits seit Anfang Dezember 2023 geltenden Niveau von 1,634 Euro/kg Lebendgewicht halten. Allerdings kommt auch dort etwas Druck auf, denn die Schlachtunternehmen rechnen nach der Preissenkung in Deutschland mit nachgebenden Fleischpreisen am EU-Binnenmarkt. Die Wettbewerbsposition der spanischen Fleischvermarkter werde sich dadurch verschlechtern, hieß es am Mercolleida.

EU-Preis knapp über Vorjahresniveau

In der Woche zum 14. Januar hatte sich der negative Preistrend fortgesetzt. Nach Kommissionsangaben wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel aller Mitgliedstaaten mit 208,18 Euro je 100 Kilogramm Schlachtgewicht abgerechnet; das waren 1,34 Euro oder 0,6 % weniger als in der Vorwoche. Das vergleichbare Preisniveau des Vorjahres wurde um 2,3 % übertroffen. Vor einem halben Jahr hatte der Vorsprung noch rund 30 % betragen. In der Berichtswoche wurden die stärksten Preisabschläge in einer Spanne von 2,0 % bis 3,9 % aus Ungarn, Rumänien, den Niederlanden und Litauen gemeldet. Zwischen 1,0 % und 1,5 % weniger Geld erhielten unter anderem die Schweinemäster in Spanien, Finnland und Belgien. Weitgehend stabil blieben die Auszahlungspreise in Deutschland, Österreich und Dänemark.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine - Woche vom 8. bis 14. Januar 2024Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine - Woche vom 8. bis 14. Januar 2024
AgE
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