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21.10.2009 | 00:41 | Fischerei  

Weniger Hering für Ostsee-Fischer

Luxemburg - Die Ostsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr nicht mehr soviel Hering fangen.

Weniger Hering für Ostsee-Fischer
Nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon einigten sich die europäischen Fischereiminister am Dienstagmorgen in Luxemburg auf die Fangquoten für die Ostsee. Gleichzeitig beschloss die Konferenz neue Regeln für die Kontrolle der Fischerei in EU-Gewässern, unter anderem mit einer eigenen EU- Kontrollagentur. Umweltschützer begrüßten das neue Gesetzeswerk. Die erlaubten Mengen für Hering in der westlichen Ostsee sinken um 16,5 Prozent. Die Bestände seien in keinem guten Zustand, betonte EU-Fischereikommissar Joe Borg. Dafür dürfen die Fischer im östlichen Teil 15 Prozent und im westlichen 8,6 Prozent mehr Dorsch fangen.

Borg hatte für den Hering in der westlichen Ostsee ein Minus von 21 Prozent vorgeschlagen. Agrar-Staatssekretär Gert Lindemann erklärte, dass zum Ausgleich die Quoten in Skagerrak und Kattegat nun um ein Viertel gesenkt würden, so dass unter dem Strich die Bestände ausreichend geschont würden. «Das ist ein gutes Ergebnis, die Zugeständnisse an unsere Fischer gehen nicht zulasten der Bestände», sagte er. So seien Skagerrak und Kattegat für Jungfische sogar wichtigere Gebiete, zudem vermischten sich die Bestände mit denen der westlichen Ostsee. Dagegen hätten die deutschen Fischer klar gemacht, dass ein Minus von 21 Prozent für sie existenzbedrohend gewesen wäre.

Die Quoten für Sprotten in der Ostsee werden um 5 Prozent gekürzt. Beim Lachs gibt es ein Minus von 5 Prozent, außer in der Finnischen Bucht, wo die Menge gleich bleibt. Scholle darf im nächsten Jahr ebenfalls in der gesamten Ostsee im gleichen Umfang gefischt werden. Für die zentralen Heringsbestände legten die Minister ein Minus von 12 Prozent fest. Dafür gibt es im Bottnischen Meerbusen ein Plus von 25 Prozent und in der Bucht von Riga von 4 Prozent. Als Mittel gegen die Rückwürfe von Beifang beschlossen die Minister ein Verbot von «High Grading» in der Ostsee. Bei dieser Praxis werfen Fischer kleinere Fische zur Schonung ihrer Quote wieder über Bord in der Hoffnung, dass ihnen beim nächsten Fang größere und damit teurere Tiere ins Netz gehen. Die Fische überleben dies in der Regel nicht. «Rückwürfe sind in der Ostsee noch ziemlich niedrig, es gibt aber Hinweise, dass sie zunehmen», warnte Borg. Die Quoten für Nordsee und Atlantik beschließen die Minister im Dezember.

Die Verordnung zur besseren Kontrolle der EU-Fischerei soll 2010 in Kraft treten und sieht unter anderem ein Punktesystem bei Verstößen vor. Ab einer gewissen Punktzahl wird die Lizenz zunächst vorübergehend, bei einer hohen Zahl endgültig entzogen. Kutter müssen ab zwölf statt wie jetzt 15 Metern elektronische Logbücher führen. Deutschland war aus Sorge um die kleine Küstenfischerei zunächst dagegen gewesen. Lindemann betonte, dass es zumindest Ausnahmen für Boote geben werde, die höchstens 24 Stunden je Tour auf See seien.

Die Mitgliedstaaten müssen sich um die Einhaltung der Regeln kümmern, ansonsten drohen Rückforderungen von Geldern aus dem Fischereifonds. «Einige Fischer versuchen sich über die Spielregeln hinwegzusetzen, was heute fast unbemerkt möglich ist», sagte Borg. «Aber jetzt wird es teurer und die Abschreckung größer, und es ist nicht mehr so einfach, illegal zu fischen.» Die Umwelt-Stiftung World Wide Fund for Nature WWF sprach von einem «Schritt in die richtige Richtung». «Der illegale Fischfang stellt weiterhin eine riesige Bedrohung für gesunde Bestände und die gesetzliche Fischerei dar», sagte WWF-Experte Aaron Mc Loughlin. Notwendig sei ein «effektiver Wandel» im Management der EU-Bestände.

Laut der Verordnung könnte auch die Freizeit-Angelei in die europäischen Quotenregelungen aufgenommen werden. Dies würde aber nicht bedeuten, dass jeder Hobbyangler künftig über die entsprechende Fangerlaubnis («Quote») verfügen musss. Vielmehr könnten die vermuteten Fangmengen aus den einzelnen Beständen auf die Gesamtquote angerechnet werden, die die Minister jährlich für jeden Bestand in den EU-Gewässern festlegen. Dies würde unter dem Strich Kürzungen für die gewerbliche Fischerei bedeuten. Zunächst wird nun die Kommission eine Studie über die Größenordnung der Freizeit-Fänge vorlegen. (dpa)
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