Wie aus Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervorgeht, wurden in den 14 Mitgliedstaaten mit einer Sommerzählung - die etwa 93 % des EU-Gesamtbestandes repräsentieren - insgesamt 137,35 Millionen Schweine gehalten; das waren rund 2,4 Millionen Tiere oder 1,7 % weniger als bei der vergleichbaren Vorjahreserhebung im Mai beziehungsweise Juni 2018.
Mit Ausnahme der Ferkel unter 20 kg, deren Umfang auf dem Vorjahresniveau von 41,8 Millionen Stück stagnierte, kam es bei allen anderen Tierkategorien zu Einbußen. So wurde bei den Läufern zwischen 20 kg und 50 kg ein Bestandsminus von 3,8 % auf 30,22 Millionen Stück festgestellt. Zudem wurde mit 54,4 Millionen gehaltenen Mastschweinen das Vorjahresniveau um 1,6 % unterschritten.
Deutlich schränkten die Erzeuger auch die Sauenhaltung binnen Jahresfrist ein, und zwar um 300.000 Tiere oder 2,7 % auf 10,58 Millionen Stück. Dabei nahm die Zahl der belegten Muttertiere um 2,3 % auf 7,49 Millionen ab; bei den nichtträchtigen
Sauen war ein Minus von 3,7 % auf 3,27 Millionen Tiere zu verzeichnen.
In allen Ländern außer Spanien brachte die
Viehzählung den geringsten Sauenbestand in diesem Jahrzehnt hervor und darüber hinaus auch meist den niedrigsten in diesem Jahrtausend.
Dickes Minus in OsteuropaBesonders deutliche Bestandsrückgänge bei Schweinen insgesamt und bei den Sauen wurden aus osteuropäischen Ländern mit Afrikanischer
Schweinepest (ASP) gemeldet. So verringerte sich die Schweineherde in Polen innerhalb eines Jahres um mehr als 1Million Tiere oder 8,9 % auf 10,78 Millionen Stück; für den Sauenbestand wurde ein Minus von 13,3 % auf 755.000 Tiere gemeldet.
In Rumänien wurden mit 3,73 Millionen Schweinen rund 10%weniger Tiere gezählt als vor einem Jahr, und auch der Sauenbestand ging um gut 10 % auf 251.000 Stück zurück. In Ungarn und Belgien, die nur ASP-Fälle bei Wildschweinen zu beklagen hatten, hielten sich die Bestandsrückgänge dagegen in Grenzen.
Aus den baltischen Staaten sowie Bulgarien und der Slowakei, die ebenfalls von der ASP betroffen sind, liegen wegen fehlender Meldeverpflichtung keine Daten vor.
Mehr Sauen in SpanienIn Deutschland war der
Schweinebestand auch ohne ASP-Einfluss rückläufig, und zwar um 3,5 % auf 25,96 Millionen Tiere. Bei den Sauen war laut Maierhebung im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 2,9 % auf 1,81 Millionen Muttertiere zu verzeichnen. Hierzulande ist die Schweinepopulation damit bei einer Frühsommerzählung auf den geringsten Stand seit 2004 gesunken. Ganz anders sah dies in Spanien mit einem aktuellen Populationszuwachs von 1,1 % auf 30,46 Millionen Stück aus. Damit hat sich die Expansion des Bestandes im Vergleich zu früheren Jahren merklich abgeschwächt, hielt aber weiter an.
Allein in den vergangenen fünf Jahren haben die spanischen Erzeuger ihre Schweineherde um mehr als 5 Millionen Tiere beziehungsweise um ein Fünftel vergrößert. Dabei dürfte der Bedarf an Schlachttieren nicht geringer werden, denn jüngst hat bei Huesca der neue Großschlachthof Literia Meat der Pini-Gruppe mit einer Jahreskapazität von 7 Millionen Schweinen eröffnet. Vielleicht auch deshalb nahm bei den Iberern, im Unterschied zu allen anderen Mitgliedstaaten, die Zahl der gehaltenen Sauen zu, nämlich um 1,6 % auf 2,54 Millionen Stück.
Ansonsten waren laut
Eurostat in der Europäischen Union wachsende
Schweinebestände nur in Frankreich mit einem Plus von 1,5 % auf 13,24 Mio. Tiere sowie in Schweden mit 5,8 % auf 1,47 Millionen Stück festzustellen.
Auflagen dämpfen ErzeugungIn anderen klassischen Schweinenationen wie Dänemark oder den Niederlanden hatten die Erzeuger gegenüber dem Frühsommer 2018 ebenfalls weniger Tiere im Stall. Die dänischen
Schweinehalter bauten ihren Bestand um 2,5 % auf 12,55 Mio. Stück ab und schränkten die Sauenhaltung um 3,3% auf 1,23 Millionen Muttertiere ein.
Die Berufskollegen in den Niederlanden verzeichneten bei Schweinen insgesamt einen Bestandsrückgang um 0,7 % auf 12,30 Millionen Stück und reduzierten die Sauenzahl um 3,2 % auf 1,02 Millionen Tiere. Zudem gab es in Italien mit 8,64 Millionen Schweinen 1,4 % weniger Tiere als zwölf Monate zuvor.
Nach Einschätzung von Marktanalysen dürften die 2018 vergleichsweise niedrigen Schlachtschweinpreise bei gestiegenen
Futterkosten wegen der Trockenheit zum Bestandsabbau in der EU beigetragen haben, ebenso wie die ASP in betroffenen Staaten. In immer mehr Ländern spielen jedoch auch Produktionsauflagen aus Umwelt- oder Tierschutzgründen eine produktionsdämpfende Rolle, die zu Betriebsaufgaben und geringeren Beständen führen. Hier sind beispielsweise die Niederlande und Deutschland zu nennen.
EU-Schweineproduktion rückläufigDer Abbau der Schweinebestände hat nach Angaben der
EU-Kommission im ersten Halbjahr 2019 das Schlachtschweineangebot gegenüber der Vorjahresperiode um fast 2,3 Millionen Tiere oder 1,8 % auf rund 127 Millionen Stück sinken lassen. Allein in Deutschland kamen 1,2 Millionen Tiere oder 4,2 % weniger an den Haken als im Vorjahreszeitraum; es wurden insgesamt 27,22Millionen Tiere verarbeitet.
In Spanien ging es mit dem Schlachtaufkommen dagegen um 2,0 % auf 26,79 Millionen Tiere nach oben. Spaniens Schweinebestand zu Deutschland verkürzte sich so auf 430.000 Tiere, was im zweiten Halbjahr 2019 noch aufgeholt werden könnte, um die Führungsposition in der EU auch bei den Schlachtungen zu übernehmen. Etwas geringer fiel wegen gestiegener Schlachtgewichte der Rückgang bei der Schweinefleischerzeugung in der Gemeinschaft aus. Diese nahm im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 155.000 t oder 1,3 % auf 11,86 Mio. t ab. Hierbei lag Deutschland mit gut 2,58 Mio. t und einem Anteil von 21,8 % an der Gesamtproduktion vorne, trotz einer um 3,7 % gesunkenen Erzeugung. Die spanischen Schlachtbetriebe steigerten ihren Ausstoß dagegen um 2,1 % auf 2,38 Mio. t und brachten es damit auf einen Anteil von 20,0 % an der EU-Erzeugung.
Rekordbestand in den USAWährend in der EU die Schweinebestände sinken, rüsten die Farmer in den USA immer weiter auf. Wie das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) kürzlich bekanntgab, wurden zum Stichtag 1. September 2019 insgesamt 77,68 Millionen Schweine gehalten; das waren 2,54 Millionen Tiere oder 3,4 % mehr als zwölf Monate zuvor und so viele wie noch nie bei einer Herbstzählung seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1988. Dabei wurden vom Ferkel bis zum schweren
Mastschwein in allen Kategorien Zuwächse verzeichnet.
Die US-Erzeuger stockten auch ihre Sauenherde weiter auf, nämlich um 1,3 % auf 6,43 Millionen Tiere. Ungebrochen nimmt zudem die Produktivität der Sauen weiter zu. In der zuletzt erfassten Periode Juni bis August 2019 wurden mit durchschnittlich 11,11 Ferkeln je Wurf so viele Tiere lebend geboren wie niemals zuvor; das Ergebnis des Vorjahreszeitraums von 10,72 Ferkeln wurde um 3,6 % übertroffen. Das USDA ging zuletzt davon aus, dass die US-Schweinefleischerzeugung 2019 gegenüber dem Vorjahr um 4,0 % auf 12,51 Mio. t wachsen und 2020 in einem Bereich von 3 % zulegen wird.