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11.08.2019 | 13:07 | Wolfsmanagement 

335.000 Euro Entschädigung für Wolfsrisse in Brandenburg

Potsdam - Für Tiere, die von Wölfen getötet wurden, haben Brandenburger Schäfer und Bauern seit 2007 rund 335.000 Euro Entschädigung erhalten.

Wölfe in Brandenburg
Die Rückkehr der lange Zeit ausgerotteten Wölfe trifft in Deutschland noch immer auf Vorbehalte. Viele sehen die Raubtiere als Teil unserer Kulturlandschaft, andere als Bedrohung der Weidetierhaltung. (c) proplanta
Allein im ersten Halbjahr 2019 beliefen sich die Zahlungen auf etwa 42.000 Euro, wie das Umweltministerium auf eine Anfrage antwortete. Damit wurden Besitzer von Schafen, Damwild, Kühen, Ziegen und Pferden entschädigt.

Seit 1990 stehen Wölfe, die in Teilen West- und Mitteleuropas im 18. und 19. Jahrhundert ausgerottet wurden, in Deutschland unter Naturschutz. In Brandenburg sind sie seit 2007 wieder angesiedelt. In jenem Jahr entschädigte das Land erstmals Schäfer für den Verlust von Schafen mit einem Betrag von 556 Euro. Ein Jahr später waren es bereits 10.300 Euro.

Von 2007 bis Mitte dieses Jahres wurden landesweit 586 Schäden an Nutztieren registriert worden, die unter die Kategorie «Wolf/Wolf nicht auszuschließen» fielen. Das seien nur 58 Prozent aller gemeldeten Vorfälle. Die restlichen Schäden entfielen auf Totgeburten, Krankheiten sowie Bisse durch Hunde, Füchse und Luchse.

Seit Anfang 2018 gilt in Brandenburg eine Wolfsverordnung, nach der Tiere, die unheilbar krank sind oder bei Verkehrsunfällen schwer verletzt wurden, getötet werden können. Auffällige Wölfe, die eine Gefahr für Menschen darstellen können oder mehrfach Tiere in gut gesicherten Anlagen gerissen haben, können nach Prüfung des Einzelfalles geschossen werden.

Derzeit leben nach amtlichen Angaben in Brandenburg 38 Wolfsrudel. Ein Rudel besteht im Schnitt aus acht Tieren, darunter vier Welpen. Seit 1990 wurden 98 Wölfe von Autos oder Eisenbahnen überfahren, 19 wurden illegal geschossen. 17 Tiere kamen durch sonstige Umstände ums Leben, oder die Todesursache blieb unklar.

Seit Anfang 2018 wurden sechs Tiere eingeschläfert. Sie waren schwer erkrankt oder nach Unfällen und durch Schüsse verletzt. Ein weiterer schwer erkrankter Wolf, der sich wiederholt auffällig im Siedlungsbereich verhielt, wurde erschossen.

Einen weitgehenden Schutz gegen Wölfe bieten Zäune und Schutzhunde. Ihre Anschaffung bezahlt das Land Brandenburg. Die Kosten für das Futter der Schutzhunde und Tierarztbehandlungen müssen die Halter jedoch selbst tragen. Seit Mitte Juli dieses Jahres können Wanderschäfer eine Förderung des Bundes für Schutzmaßnahmen gegen den Wolf beantragen. Pro Schaf können 36 Euro für Errichtung, Überwachung und Absicherung wolfsabweisender Zäune und anderer Schutzmaßnahmen beantragt werden.

Für den Vorsitzenden des Schafzuchtverbands Berlin-Brandenburg, Knut Kucznik, geht die Förderung jedoch an der Realität vorbei. Es sei richtig, die Weidetierhaltung zu fördern, doch seien 1,05 Millionen Euro viel zu wenig, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Um die Förderprämie zu erhalten, müssen eine Herde mindestens 200 Wanderschafe umfassen, die über ein Jahr alt sind. Das Weideland dürfe höchstens 40 Hektar groß sein und müsse sich in Eigentum oder Pacht befinden. Übersteigen die Anträge die Mittel, würden die Prämien gekürzt. Laut Kucznik profitiert in Brandenburg kein einziger Schäfer von dem Bundesprogramm.

Der Brandenburger Landesbauernverbands sieht die Weidetierhaltung durch die steigenden Wolfsrisse mittlerweile gefährdet. Notwendig sei es, die Wolfsbestände zu begrenzen und das Naturschutzgesetz zu ändern, um sie jagen zu können. Der Bauernbund Brandenburg, der bäuerliche Familienbetriebe vertritt, fordert sogar wolfsfreie Zonen.

Diese Forderung ist aus Sicht Kuczniks unrealistisch, da sich das Jagdgebiet von Wölfen nicht eingrenzen lasse. Helfen würde statt dessen eine vollständige staatliche Übernahme der Kosten für den Herdenschutz.

Wolfsichtungen



dpa/bb
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