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08.04.2013 | 15:30 | Wildtiere 

Wisent-Auswilderung steht kurz bevor

Bad Berleburg - Der «König der Wälder» war in Deutschland fast ausgestorben, nun sollen Wisente hier erstmals wieder frei leben. Acht Tiere wollen Ranger an diesem Donnerstag im Rothaargebirge (Nordrhein-Westfalen) in die Freiheit entlassen.

Wisent-Auswilderung
(c) proplanta
In den vergangenen drei Jahren wurde die Herde darauf vorbereitet. «Wir haben fast zehn Jahre an dem Projekt gearbeitet, jetzt können wir endlich die Zäune aufmachen», sagt Johannes Röhl vom Verein Wisent-Welt Wittgenstein in Bad Berleburg.

Die erste Idee zur Wiederansiedlung der größten und schwersten Landsäugetiere Europas hatte Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. «Anfangs waren einige in der Region sehr dagegen», sagt Röhl. Besonders die Tourismus-Branche befürchtete, dass die mächtigen Ur-Rinder, die mehr als 800 Kilo auf die Waage bringen können, Urlauber in Angst und Schrecken versetzen könnten. Aber das Gegenteil ist der Fall: «Der Tourismus wirbt mittlerweile sogar mit den Wisenten», sagt Röhl. Und dass sich Wanderer und Wisente im Wald über den Weg laufen, gilt als sehr unwahrscheinlich.

In einem 88 Hektar großen Gehege wurde die Herde um die Leitkuh «Araneta» und den Bullen «Egnar» auf die Auswilderung vorbereitet. Dass die Tiere im Wald und auf Feldern großen Schaden anrichten werden, glaubt Röhl nicht. «Es gab natürlich Befürchtungen, dass sie Unsinn und Ärger machen. Aber wir haben gezeigt, dass das nicht so ist. Sie sind ruhig und gelassen.»

Deshalb werden die Wisente auch nicht in einer Staubwolke in die Freiheit verschwinden, wenn am Donnerstag das erste Stück des rund vier Kilometer lange Zauns abgebaut ist. «Wir gehen davon aus, dass sie auf etwa 2.000 bis 3.000 Hektar herumstreifen werden», sagt Röhl. Aber vermutlich werden die Tiere sich immer wieder an ihrer bekannten Futterstelle orientieren. Dort sollen sie im Winter weiterhin von Wisent-Ranger Jochen Born versorgt werden.

Nicht nur im Winter will Born immer mal wieder nach seinen Schützlingen sehen. «Ich glaube nicht, dass der Kontakt ohne Zaun weniger wird, denn das wissenschaftliche Interesse ist sehr groß», sagt Born. Bisher wurde das Projekt von den Univesritäten in Siegen, Frankfurt und Göttingen begleitet. Natürlich müsse er auch ein wenig loslassen, sagt der Ranger. «Das ist wie bei einem Familienvater, wenn die Kinder flügge werden. Aber die werden schon zurechtkommen.»

Zunächst war überlegt worden, Tausende Hektar Wald im Rothaargebirge zu umzäunen. Dann gab es die Idee eines «virtuellen Zauns». Die Wisente sollten bei Annäherung zunächst mit einem Ton gewarnt und dann mit einem Stromstoß eines Elektrohalsbandes verschreckt werden. «Das wäre technisch sehr aufwendig gewesen und ist ja zum Glück auch nicht nötig», sagt Röhl. Drei der Tiere tragen nun einfach ein Halsband mit GPS-Sender. «Damit haben wir den Aufenthaltsort der Herde immer im Blick.»

Die ganz große Freiheit wird die Herde im Rothaargebirge aber erst einmal nicht bekommen. «Wir werden auch weiterhin in die Herdenstruktur eingreifen müssen», sagt Röhl. Wenn der weibliche Nachwuchs geschlechtsreif werde, müsse der Bulle ausgetauscht werden, um Inzucht vorzubeugen. Auch wenn es bereits wieder fast 4.000 Wisente gebe, stammten doch alle von zwölf Tieren ab. «Der enge genetische Pool ist immer noch ein großes Problem der Wisente», sagt Röhl.

Das Artenschutz-Projekt wird noch bis zum Herbst 2013 von Bund und Land gefördert. Bisher hat es rund 1,6 Millionen Euro gekostet. Bei der Finanzierung des Projektes helfen auch einige Artgenossen von Araneta und Engar. Seit September 2012 haben sie in einem Schaugehege schon 15.000 zahlende Besucher angelockt.
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