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02.02.2011 | 10:43 | Unwetter 

Amerikas Bibbern vor dem Blizzard

Washington - Verlassene Autos an den Straßenrändern, 360.000 Haushalte ohne Strom und Telefon, Sondersendungen im Fernsehen.

Unwetter
Alles untrügliche Zeichen, dass etwas Schlimmes passiert sein muss in Washington DC, oder? Nein, es waren nur ein paar Zentimeter Schnee gefallen an jenem Mittwoch vergangener Woche. Für einen ansehnlichen Schneemann genügte er gerade so, für einen Kollaps des öffentlichen Lebens in der US-Hauptstadt aber war er mehr als ausreichend.

Zugegeben, der Sturm war unangenehm und kam mitten im Berufsverkehr. Selbst bei gutem Wetter ist der Heimweg aus dem Büro in vielen US-Metropolen eine zähe Reise. Aber 13 Stunden für ein paar Kilometer über den Highway? Das erlebte die Unternehmensberaterin Denise Borders in Washington. Ihre Horrorfahrt führte sie vorbei an festgefahrenen Bussen oder Leidensgenossen, die entnervt aufgaben und sich im Auto schlafen legten. Die Räumdienste steckten eh im Stau.

Diese jüngste Winterepisode macht klar, warum vielen Amerikanern die Knie schlottern, wenn wie in diesen Tagen ein echter Schneesturm über große Teile des Landes fegt. Für Millionen Menschen kann die weiße Pracht, die der Monster-Blizzard auf ein Drittel des Landes niederwirbeln soll, schwarze Stunden zur Folge haben. Wortwörtlich, denn kommen Schnee und Wind, geht mancherorts schnell das Licht aus.

Das Stromnetz der USA ist anfällig, weil die Kabel fast überall von Holzmast zu Holzmast baumeln und von dort mit den Hauswänden verbunden werden. Besucher aus anderen Industrieländern bestaunen das Gewirr meist ungläubig. Es muss nur ein Baumast unter der Schneelast oder im Sturm abbrechen und auf eine Leitung fallen, dann ist eine ganze Gegend ohne Strom, Telefon und Internet. Manchmal tagelang.

Aufs Fernsehen könnten die Betroffenen vielleicht verzichten. Auf die Heizung, die ohne Strom häufig kalt bleibt, wohl nicht. Wenn in Hochhäusern dann auch die Wasserpumpe ausfällt und die oberen Stockwerke auf dem Trockenen sitzen, bleibt oft nur noch die Flucht zu Freunden oder Verwandten. Oder ins Hotel, die bei drohenden Unwettern eilig in Werbeanzeigen mit Niedrigpreisen locken.

Mit Extremwetter kommt in vielen Metropolregionen der USA nicht nur der Strom- sondern häufig auch der Reiseausfall. Züge bleiben in den Bahnhöfen, Überlandbusse stehen still. Der jetzige Riesenblizzard hat schon zahlreiche Flughafenbetreiber kapitulieren lassen. Tausende Flüge wurden landesweit gestrichen. Selbst das südliche Dallas ist betroffen, wo am Sonntag das Football-Endspiel über die Bühne gehen soll. Der Super Bowl ist das Sportereignis des Jahres - wer dafür Karten hat, möchte es ungern auf einem Fernseher im Flughafen sehen.

All diese Sorgen haben die US-Bürger natürlich nicht nur im Winter. Das Land ist 27 mal so groß wie Deutschland, umso höher also die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwo stürmt, in Strömen regnet oder dass die Erde bebt. Ob Brände in Kalifornien, Hochwasser im Mittleren Westen oder Hitzewellen in New York - TV-Sendern, die rund um die Uhr übers Wetter berichten, gehen Stoff und Zuschauer nie aus.

Und mit Kritik an ihren Behörden sind die Amerikaner so unerbittlich wie Bürger anderer Länder auch. Deshalb warnen die öffentlichen Stellen lieber einmal zu viel vor den Gefahren extremen Wetters. Die Katastrophenschutzbehörde Fema hat in dieser Woche vorsorglich Wasser, Essen, Decken und Stromgeneratoren in elf Staaten geschickt, wo der Schneesturm toben könnte.

In Gegenden, in denen Extremwetter seit Jahrhunderten zur Tagesordnung gehört, herrscht meist aber auch Gelassenheit. So blickt der typische Neuengländer dem Schnee sorglos entgegen, und die Menschen in Florida verfallen nicht bei jedem Hurrikan in Panik. (dpa)
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