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23.03.2013 | 15:05 | Biber in Deutschland 

Biber erobern deutsche Großstädte

Frankfurt/Main / Berlin - Die Biber breiten sich in Deutschland aus und machen auch vor Großstädten nicht halt. So haben die Nagetiere jetzt Frankfurt erreicht.

Biber
(c) proplanta
Am nördlichen Rand der Stadt sind die Spuren nicht zu übersehen: angefressene Bäume am Ufer der Nidda. «Vor einigen Wochen gab es die ersten Biber-Beobachtungen in der Stadt», berichtete Biologe Mark Harthun vom Naturschutzbund (Nabu) Hessen.

Bundesweit gibt es nach Angaben des Experten bereits wieder zwischen 18.000 und 20.000 Biber. Die Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) geht sogar von 21.000 Tieren aus: 6.000 Elbebiber und 15.000 Biber anderer Unterarten, die besonders in Süddeutschland verbreitet sind. Die Tiere werden bis zu 130 Zentimeter lang und 20 bis 30 Kilogramm schwer. Zu erkennen sind sie an ihrem charakteristischen platten Schwanz.

«Die Bestandsentwicklung ist positiv, besonders nachdem er fast ausgestorben war», sagte Roland Gramling vom WWF. Weit verbreitet sei der Biber an der Elbe bei Dessau. «Der Elbebiber ist eine eigene Unterart.» Sein Überleben sei allerdings weiter durch zersplitterte Landschaften, Abwässer oder plötzliche Überflutungen bedroht. Er sei der einzige Vertreter der «typisch deutschen Säugetiere».

Biber gibt es laut Gramling inzwischen auch im Berliner Stadtgebiet, im Bezirk Spandau. Knapp 300 Biber bevölkern derzeit Hessens Flüsse und Bäche, berichtete Jürgen Siek vom Regierungspräsidium in Darmstadt und Hessens Bibermanager. Jedes Jahr werden es mehr. Das Land ist nach Einschätzung der Experten auf einem guten Weg zur flächendeckenden Wiederansiedlung.

Naturschützer freuen sich über die Ausbreitung des Bibers. «Der Biber ist ein Wegbereiter für die Renaturierung unserer Gewässer», sagte Harthun vom Nabu. Er helfe kostenlos, die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union umzusetzen, die den guten Zustand aller Gewässer verlange. Der Biber bringe zudem andere Arten «im Schlepptau» mit, vor allem Amphibien, aber auch Vögel wie die Uferschwalbe. «Dadurch steigt die Artenvielfalt.»

Auch der Chef der unteren Naturschutzbehörde in Frankfurt, Volker Rothenburger, sieht keine Probleme durch die Ausbreitung des Bibers. An Main und Nidda werde der Biber auch keine Dämme bauen. «Nur der Eingang zu seiner aus Stämmen und Ästen gebauten Höhle, der Biberburg, muss unter Wasser liegen. Dafür genügen 50 Zentimeter Wassertiefe», erklärte Biologe Harthun. Deshalb stauten Biber das Wasser nur an flachen Gewässern auf.

Bäume fällen die Tiere allerdings trotzdem. «Sie wollen an die Triebspitzen kommen, das ist ihre Winternahrung», erläuterte Rothenburger. Treiben die gefällten Bäume den Fluss hinunter, könne das Treibgut an Brücken hängen bleiben und müsse aufwendig entfernt werden. «Das ist ein Mehraufwand, aber kein Schaden.»

Skeptischer ist der Hessische Bauernverband. «Natürlich ist es nicht so toll, wenn der Biber durch seinen Dammbau die Felder überflutet», sagte Verbandssprecher Bernd Weber. Das Problem sei aber überschaubar. «Wichtig ist, dass mit den Landwirten vor Ort gesprochen wird.» Um Konflikte zu vermeiden, kauft das Land Hessen in Extremfällen den Bauern Land ab.

Vor mehr als 300 Jahren hatte die Geschichte des Bibers auf dem Gebiet des heutigen Hessens vorerst ein Ende. Intensive Jagd hatte dem größten Nagetier Europas den Garaus gemacht. Die Rückkehr der Biber begann 1987, als 18 Tiere im Main-Kinzig-Kreis ausgewildert wurden. Zunächst lebten sich die Nagetiere nur langsam ein.

Mittlerweile steigt die Zahl der Biber rasant, im vergangenen Jahr um fast 50 auf knapp 300. Behördenleiter Rothenburger ist überzeugt: «Der Biber wird auf Dauer in Hessen wieder heimisch werden.» (dpa)
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