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14.05.2008 | 16:11 | Agrosprit 

Bis zu vierzig Prozent Sojaöl in Agrodiesel

Wien - In den vergangenen Wochen hat Greenpeace Dieselproben von mehreren Tankstellen in Österreich analysieren lassen.

Agrodiesel
(c) proplanta
 In allen untersuchten Proben wurde nicht nur Raps, sondern ebenso Sojaöl gefunden, in manchen auch Palmöl. "Unsere Analysen zeigen, dass Urwald abgeholzt wird, damit die Ölfirmen ihre Beimischungsquote
erfüllen können", kritisiert Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof. 

Die Dieselproben stammen von OMV-, BP- und Shell-Tankstellen in Wien, Innsbruck und Klagenfurt. Überall wurde Sojaöl nachgewiesen, in den meisten Fällen fünfzehn bis zwanzig Prozent, bei Shell in Klagenfurt gleich vierzig Prozent. "Und das Palmöl, das in deutlich geringeren Mengen gefunden wurde, stammt wahrscheinlich aus der Wiederverwertung von Speiseölen", vermutet Westerhof. "Bei den großen Mengen an Sojaöl muss jedoch davon ausgegangen werden, dass es sich um frisches handelt, das für Treibstoffzwecke importiert wird." Keines der genannten Unternehmen wollte bisher beantworten, welche Rohstoffe sie für ihren Agrodiesel verwenden. 

Die Importe von Palm- und Sojaöl steigen seit einigen Jahren stark an. Bei Palmöl gibt es seit 2003 beinahe eine Verdreifachung, allein von 2006 auf 2007 legten die Importe um rund ein Viertel zu. Bei Sojaöl für industrielle Zwecke nahm die Einfuhr noch stärker zu: So ist es in den letzten Jahren zu einer Verzehnfachung der Importe gekommen. "Zum Teil steigt die Einfuhr, weil das Öl direkt für Agrotreibstoff verwendet wird, so etwa bei Soja", erläutert Westerhof. "Bei Palmöl wiederum sind Verschiebungen am Pflanzenöl-Markt für die Import-Zunahme verantwortlich, wobei das verfügbare Rapsöl für Agrodiesel verwendet wird und die damit am Markt entstandene Lücke mit Palmöl gefüllt wird", so Westerhof. 

Die Folge davon ist, dass in Südostasien und Südamerika immer größere Waldflächen in Palmöl-Plantagen oder Sojafelder umgewandelt werden, wobei man gewaltige Mengen an CO2 freisetzt. Dem Wissenschaftsmagazin "Science" zufolge würde es 319 Jahre dauern, bis die durch die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes freigesetzte Menge CO2 durch den Einsatz von Sojadiesel kompensiert würde. 

"Die aktuelle Beimischungspolitik zwingt die Autofahrer dazu, für die Urwaldzerstörung in Südamerika und Indonesien mitverantwortlich zu zeichnen, und dabei soll die Agrosprit-Quote bis 2010 sogar auf zehn Prozent erhöht werden", erklärt Westerhof. "Deshalb fordert Greenpeace, dass Umweltminister Pröll endlich von seinem zerstörerischen Zehn-Prozent-Ziel Abstand nimmt. Wer das Klima schützen will, muss sich nämlich zuallererst schützend vor unsere letzten Urwälder stellen", so Westerhof abschließend. (ots) 
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