Die Landwirtschaft braucht guten Boden. Und zugleich ist die Qualität des Bodens durch intensive Bearbeitung gefährdet. Wie ist dieses Dilemma aufzulösen? (c) proplanta
Aber was ist mit dem Boden? Wie reagiert er auf die Klimaveränderungen? Und wie leidet er unter intensiver Landwirtschaft? Und was kann die Landwirtschaft tun, um den wertvollen Humus im Boden zu erhalten? Diese Frage können zum Beispiel die Experten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantworten. Dort heißt es: «Über 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängen unmittelbar vom Boden ab, das zeigt seine große Bedeutung für die Ernährungssicherung.» In Deutschland jedoch seien die Böden vermehrt durch Wind- und Wassererosion bedroht.
Wichtigster Bestandteil des Bodens ist der Humus. «Als Humus wird im Allgemeinen die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz im Boden bezeichnet», schreibt die BLE. «Humus ist für zentrale Funktionen wie das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit, den Wasserhaushalt, die Nährstoffverfügbarkeit oder die Erosionsminderung von großer Bedeutung.»
Synthetischer Dünger und «Ackergifte»
Humus gilt als wichtiger CO2-Speicher. «Und genau diese Speicherung von Kohlenstoff in humusreichen Böden ist ein ganz wichtiger Beitrag zum Klimaschutz», sagt Christine Hertrich vom Bund Naturschutz in Bayern vor dem Tag des Bodens am Dienstag (5. Dezember). Intensive Landwirtschaft gefährde jedoch Boden und Humus.
Beim Maisanbau zum Beispiel liege zwischen den Reihen viel Boden frei, der bei Regen leicht abgetragen werde. Zudem werde zu viel synthetischer Dünger eingesetzt. «Wir wissen auch, dass der Einsatz von Ackergiften das Bodenleben schädigt», sagt Hertrich. Auch brachliegender Boden ohne Bewuchs schade. Dies habe sich aber in den vergangenen Jahren gebessert: Es sei wichtig, dass der Boden das ganze Jahr über begrünt ist. Inzwischen sei die Fördermittelvergabe daran geknüpft.
Es gibt viele Überlegungen, Humus zu schützen, denn der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit und Starkregen bedroht die Humusschicht. «Angesichts eines potenziellen Humusabbaus im Zuge des Klimawandels besteht Bedarf für ein vorausschauendes Humusmanagement, um die Böden an den Klimawandel anzupassen und ihre Ertragsfähigkeit und Funktionalität sicherzustellen», betonen die Boden-Experten Martin Wiesmeier und Florian Ebertseder von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Bewährte Möglichkeiten seien zum Beispiel vielfältige Fruchtfolgen und organischer Dünger wie Stallmist. Regelmäßige Untersuchungen seien notwendig, um die Humusversorgung sicher bewerten zu können. «Eine gute Bodenstruktur und -fruchtbarkeit kann vieles leisten: Sie liefert höhere Erträge mit guter Qualität bei gleichem Faktoreinsatz, ist Lebensraum für zahlreiche Organismen, absorbiert schädliche Einträge, baut organisches Material ab, setzt Dünger in verfügbare Nährstoffe um und verbessert das Wasserhaltevermögen.»
Grünland besser als Ackerboden
Christine Hertrich vom Bund Naturschutz sagt: «Ganz wichtig ist es, das Grünland zu erhalten.» Grünland binde mehr Humus als Ackerboden. Beim Zwischenfruchtanbau sei es wichtig, auf tiefwurzelnde Pflanzen zu achten, da diese den Boden besser durchlüften. «Ein wichtiger Aspekt ist es, die Bodenverdichtung zu minimieren und zu verhindern.»
Sprich: Schwere Maschinen auf dem Acker verdichten den Boden, verdichteter Boden enthält weniger Humus. Eine Abkehr von immer größeren Maschinen sei nötig. Hier helfe aber die Digitalisierung mit kleineren und autonom fahrenden Maschinen. Im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung spielt auch der Humus eine Rolle - vorgesehen ist, «dass das Kohlenstoffspeicherpotenzial der landwirtschaftlich genutzten Böden verstärkt aktiviert werden soll», wie es bei der BLE heißt.