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31.05.2010 | 16:45 | Ölpest hat verheerende Folgen für Ökosystem  

BP probiert neuen Ansatz am Bohrloch

London - BP unternimmt einen weiteren Anlauf im Kampf gegen die Ölpest: Der britische Ölkonzern probiert nun, ein Ventil an dem zerstörten Bohrloch in 1.500 Metern Tiefe anzubringen und das sprudelnde Öl zumindest teilweise kontrolliert an die Oberfläche abzuleiten.

BP probiert neuen Ansatz am Bohrloch
Zuvor waren alle Versuche gescheitert, um das Öl im Golf von Mexiko in gewaltigen Kappen über dem Leck aufzufangen oder das Bohrloch abzudichten.

Nach dem Abbruch des sogenannten «Top Kills», bei dem unter anderem Schlamm in das Bohrloch gepresst wurde, soll nun ein neues, breiteres Rohr mit einer Ringdichtung an dem zerstörten Auslass angebracht werden. 

Neues Verfahren trägt den Namen «lower marine riser package» (LMRP)

Falls es gelingt, könnte das Leck bis Sonntag zumindest eingegrenzt sein, sagte eine Sprecherin des britischen Ölkonzerns BP am Montag der Nachrichtenagentur dpa in London.

Dafür wird nach Angaben der Sprecherin in den kommenden Tagen das bestehende Steigrohr zur Quelle am Meeresgrund mit zwei Schnitten gekappt. Danach dürfte zunächst deutlich mehr Öl austreten als zuvor. In einem zweiten Schritt soll eine neue Dichtungstülle - vergleichbar mit dem Aufsatz einer Gießkanne - auf den bestehenden Druckausgleichbock («blow out preventer») geschraubt werden. Diese Tülle wird von einer Abdeckkappe ummantelt, an die ein Rohr zu einem Tankschiff angeschlossen ist.

Im Erfolgsfall kann dadurch der Großteil des unter Druck ausströmenden Öls und Gases in den Tanker abgeleitet werden. Für die vollständige Installation brauchen die Ingenieure aber vier bis sieben Tage. Dieses Verfahren sei wie vorhergehende Maßnahmen in so einer Meerestiefe noch nie zuvor ausprobiert worden, sagte die Sprecherin.


Die Erfolgschancen sollen höher als bei vorhergehenden Versuchen sein

Parallel dazu bohrt BP nach Angaben der Sprecherin weiter an zwei Stellen, um das bestehende Bohrloch zu entlasten. Mit dieser erfolgssicheren Methode wurde am 2. und 16. Mai begonnen. Diese Zapfquellen sind jedoch frühestens im August einsatzbereit.



Weitere Infos: Fragen & Antworten

Stephan Lutter, Meeresschutzexperte bei der Umweltstiftung WWF, erläutert die Folgen für das Ökosystem.


Mit welchen Schäden ist langfristig zu rechnen?


Lutter: «Was wir an den Küsten sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Dort sind es die Schlick- und Sumpfflächen, die Mangroven, die mindestens 10 bis 15 Jahre brauchen werden, um sich zu regenerieren. Was ich an dem aktuellen Fall besonders dramatisch finde, ist die totale Durchmischung des Meerwassers mit Öl. Da leben Plankton, Fische, Larven von Jungfischen oder von Muscheln und Krebsen, die sich später an den Küsten niederlassen oder auf dem Meeresboden ansiedeln. Der Lebensraum Meer wird im großen Stil durchseucht - bis hin zu den giftigen Stoffen, die auch von Öl abbauenden Bakterien gar nicht geknackt werden können und sich in den Nahrungsketten anreichern.»


Wie lange wird das Öl so weitersprudeln?

Lutter: «Man muss sich das wie eine große, unter Druck stehende, angepiekste Blase vorstellen. Zu Beginn einer Exploration, wenn das Reservoir noch voll ist, ist der Druck sehr kontinuierlich. Das lässt natürlich irgendwann nach, aber so weit sind wir lange nicht.»


Wird die Katastrophe auf den Golf begrenzt bleiben?

Lutter: «Es könnte sein, dass ein Teil des Öls zwischen Kuba und Florida durch die Lücke schlüpft und in den Atlantik, den Golfstrombereich dringt. Schon bald wären dann empfindliche Lebensräume auch in internationalen Gewässern betroffen, wie zum Beispiel das Sargasso-Meer.»


Was unterscheidet dieses Unglück von Tankerunfällen?

Lutter: «Der Unterschied zu großen Tankerkatastrophen ist, dass das Öl dabei direkt auf die Küsten trieb und nicht in tiefere Schichten getragen wurde - allenfalls durch den Alterungsprozess des Öls. Dann bleiben Teerklumpen, die zu Boden sinken und Fischlaichgründe bedecken können. Das richtet auch Schäden an, ist aber keine Durchmischung des gesamten Lebensraumes unter Wasser.»


Warum haben alle technischen Mittel bisher versagt?

Lutter: «Methoden wie "Top Kill" sind bisher allesamt nur in flacheren Gewässern erprobt worden. In diesen Tiefen ist das unkalkulierbar, ob man etwas damit erreichen kann, oder ob man den Schaden noch vergrößert. Es war einfach unverantwortlich, so tief zu bohren.» (dpa)
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