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15.07.2020 | 04:37 | Wassermanagement 

Bundesstiftung fordert Umdenken beim Umgang mit Grundwasser

Osnabrück - Angesichts zunehmender Trockenheit in Deutschland muss aus Sicht der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) beim Wassermanagement auf dem Land grundlegend umgedacht werden.

Wassermanagement
Was seit in Deutschland lange undenkbar schien, wird jedes Jahr realer: Wasser wird knapp. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt reagiert mit Pilotprojekten darauf. Die Wasserversorger schlagen unterdessen Alarm: Einige Systeme laufen schon auf Reserve. (c) proplanta
Während die Strategie seit Jahrzehnten darin bestand, Wasser möglichst schnell aus der Fläche herauszubringen, müsse es nun darum gehen, Wasser in der Landschaft zu halten und Fließgewässern mehr Raum zu geben, sagte der Generalsekretär der Stiftung, Alexander Bonde, am Dienstag in Osnabrück. Wichtig seien regionale Konzepte, bei denen Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz zusammenarbeiten müssten. «Wir haben die Situation, dass Wasser in Deutschland inzwischen ein knappes Gut ist und sich auch die Konkurrenz ums Wasser verschärft», so Bonde.

Die Folgeschäden der Trockenheit für die Landwirtschaft seien riesig - allein für das Jahr 2018 betragen sie der Stiftung zufolge 8,7 Milliarden Euro in der Europäischen Union. Die Stiftung habe bereits mit einigen Förderprojekten auf die zunehmende Wasserknappheit reagiert, sagte DBU-Abteilungsleiter Maximilian Hempel. Als Beispiel nannte er ein Projekt aus dem nördlichen Ruhrgebiet, den Halterner Sanden bei Dorsten und Haltern. Dort wurde unter anderem ein Ampelsystem entwickelt, das als Entscheidungshilfe für die Wasserentnahme dienen soll.

Die Energiewende werde absehbar aber einen positiven Effekt auf den Wasserhaushalt haben, weil mit der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien die Zahl der Kohle- und Kernkraftwerke abnehmen werde. Diese hätten einen großen Kühlwasserbedarf, sagte Hempel. Bis zum Jahr 2050 werde sich der Wasserbedarf einer von der DBU mitfinanzierten Studie des Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrums zufolge um die Hälfte verringern. Diese Einsparung komme auch dem ländlichen Raum zugute.

Bei Nutzungskonflikten um das Grundwasser müsse die Sicherung des Trinkwassers Vorrang haben, auch vor den Interessen der Landwirtschaft, sagte ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Schon jetzt müssten in einigen Regionen die Trinkwasserversorger mit knappen Ressourcen klarkommen. «Die Systeme der Wasserversorger laufen auf Hochtouren und teilweise in den Reservebereich.» Der Wasserbedarf in diesem Mai sei so hoch gewesen wie schon lange nicht mehr. Weil in diesem Jahr viele Menschen den Urlaub zu Hause verbringen werden, sei im Sommer keine Entlastung zu erwarten.

Für den Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) stellte deren Gewässerexpertin Lilian Neuer fest, dass der Wassermangel fatale Folgen für Mensch und Umwelt habe. Ganze Populationen von Fischen, Muscheln oder Amphibien stürben in trockenen Bächen und Seen aus. «Wasser muss wieder in der Fläche verbleiben und so unsere Grundwasserspeicher wieder auffüllen», sagte sie.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wies auf die Notwendigkeit des Schutzes der Grundwasserqualität hin. Der Bund müsse endlich die EU-Nitratrichtlinie vollumfänglich in nationales Recht umsetzen, um der Güllebelastung durch die Landwirtschaft Einhalt zu gebieten, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand: «Zudem sollte der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung klare Priorität gegenüber der landwirtschaftlichen Nutzung von Wasserressourcen eingeräumt werden.»
dpa
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