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14.07.2022 | 06:37 | Wassermangel 
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Dürre in Deutschland: Was die Trockenheit nach sich zieht

Berlin - Sinkende Pegel, leere Bachbetten, ausgedörrte Böden: Die anhaltende Trockenheit macht Teilen Deutschlands schwer zu schaffen.

Trockenstress
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Deutschland erlebt einen Dürresommer. Die Folgen der lang anhaltenden Trockenheit kann man vielerorts spüren und sehen. Was die Dürre für Wälder, Landwirtschaft, Tiere und Menschen bedeutet. (c) proplanta
Abgesehen vom äußersten Norden und Südbayern sind die Böden in vielen Regionen seit Wochen zu trocken, wie Experten sagen. Das begünstigt nicht nur schwer einzudämmende Waldbrände, sondern schadet auch der Landwirtschaft und der Natur. Einige Tierarten leiden bereits. Und Entspannung ist nicht in Sicht: «Einzelne Quellwolken», «niederschlagsfrei», «überregional kein Ende der Trockenheit» - diese Worte prägen den Ausblick des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auch für die nächsten Tage.

Was Dürre bedeutet: Als ein statistisch abgesichertes Niederschlagsdefizit, das zu einer ausgeprägten Trockenheit im Oberboden und tieferen Bodenschichten führt, beschreibt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig das Phänomen Dürre.

Die Erderhitzung spielt dabei eine wichtige Rolle: «Mit jedem Grad Temperaturerhöhung kann die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasser halten», sagt DWD-Meteorologe Andreas Brömser. «Es regnet daher, wenn es regnet, stärker - und es regnet gleichzeitig seltener. Es gibt eine Tendenz zu langen Trockenperioden, die von Starkregen unterbrochen werden.» Bei Starkregen kann der Boden das Wasser jedoch weniger gut aufnehmen, schon allein daher sinke die mittlere Bodenfeuchte.

Wasserentnahme: Die Pegel von deutschen Gewässern erreichen wegen der Trockenheit teils schon kritische Niedrigstände. Immer mehr Landkreise unter anderem in Sachsen, Thüringen und Hessen haben daher zumindest zeitweise die Wasserentnahme aus Flüssen, Seen, Bächen und Teichen verboten - auch Äcker und Felder dürfen damit nicht mehr bewässert werden, sonst drohen Bußgelder.

«Seit Wochen sinkt der Wasserpegel in den Frankfurter Gewässern, einige Bäche sind bereits ausgetrocknet», erklärt für Frankfurt am Main Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). Die vereinzelten Niederschläge sowie die anhaltende Wärme belasteten die Gewässer sowie die darin lebenden Pflanzen und Lebewesen. «Wir müssen dieses empfindliche Ökosystem vor zusätzlichen und vermeidbaren Stressfaktoren schützen.»

Wassermangel: Dass in den privaten Haushalten bald kein Wasser mehr aus dem Hahn kommen könnte, ist nach Einschätzung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) allerdings nicht zu erwarten. Auch wenn vereinzelte Ausnahmen möglich seien, sei die Trinkwasserversorgung flächendeckend gewährleistet. «Wir haben keinen Wassermangel in Deutschland», versichert der für den Bereich Wasser zuständige BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand.

Zu Engpässen könne es aber kommen, wenn zu viel Wasser auf einmal verbraucht werde. «Bei großer Hitze steigt der Bedarf der Haushalte um 40 bis 60 Prozent», sagte Weyand - etwa für häufigeres Duschen, Rasensprengen oder Pools im Garten. «In den allermeisten Regionen sind die Kapazitäten aber auch in Hitzeperioden ausreichend.»

Landwirtschaft: Anhaltende Hitze und Trockenheit machen vielen Landwirten zu schaffen. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, weist darauf hin, dass die Verteilung der Niederschläge in den vergangenen Wochen regional sehr unterschiedlich gewesen sei - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Getreideernte. Für diesen Sommer rechnet der Verband insgesamt mit nur 41,2 Millionen Tonnen. Das wäre noch einmal weniger als im Vorjahr (42,3 Millionen) und sogar deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 von 44,2 Millionen Tonnen.

Die Wasservorräte im Boden sind nach Rukwieds Angaben nach wie vor viel zu gering. Für die Ernte von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben seien ausreichende Niederschläge auch in den kommenden Wochen wichtig. Einschränkungen bei der Versorgung mit Lebensmitteln sehe er aktuell jedoch nicht, betont der Bauernpräsident.

Ökosysteme: «Die Dürre hat auf verschiedene Ökosysteme massive Auswirkungen, darum sind unterschiedlichste Arten betroffen», sagte Thomas Behrends vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein. Neben den Wasserlebensräumen mit ihren Libellen, Wasserkäfern und Köcherfliegen seien auch Wiesen, Weiden und Heidelebensräume betroffen. Besonders Flüsse, Seen und Auen leiden nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) an niedrigen Wasserständen.

Steige die Temperatur in den Gewässern auf über 25 Grad, drohe ein Fischsterben. «In der Elbe bei Hamburg ist das Problem schon angekommen, für den Main steht es kurz bevor», sagt BUND-Sprecher Daniel Jahn der dpa. Auch für die Wälder seien die Folgen gravierend.

«Bundesweit sind die Wälder durch Waldbrand bedroht und bundesweit sterben Bäume in den Wäldern einzeln, in Gruppen oder sogar flächig ab, wenn der Wasservorrat des Bodens aus dem Winterhalbjahr aufgebraucht ist.»

Waldbrände: Anhaltende Trockenheit allein löst zwar kein Feuer aus, dennoch begünstigt sie die Ausbreitung von Wald-, Vegetations- und Flächenbränden - wie zuletzt in Brandenburg und Sachsen. Nach Einschätzung von Feuerwehrexperten wird die Kombination aus großer Trockenheit und kräftigen Winden die Lage in den nächsten Tagen weiter verschärfen.

«Es ist zu befürchten, dass die Situation noch gefährlicher werden könnte als im Katastrophenjahr 2018», sagte Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband (DFV) und Vegetationsbrandexperte der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) laut einer Mitteilung. Damals hatten Waldbrände und Dürre in Europa demnach Schäden von 3,9 Milliarden Dollar angerichtet.

Weitere Hitze: Einigen Regionen Deutschlands stehen regional wieder sehr warme bis heiße Tage bevor. Der DWD nennt das «zeit- und gebietsweise» heißes Wetter. Vorerst heißester Tag könnte laut einer noch unsicheren Prognose der 19. Juli werden - für den Südwesten Deutschlands sagt DWD-Meteorologe Bernd Zeuschner an diesem Tag um die 38 Grad voraus. Dabei soll es in Deutschland zwar vereinzelte Gewitter und Schauer geben - «überregional aber kein Ende der Trockenheit».
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 14.07.2022 07:28 Uhrzustimmen(25) widersprechen(2)
Es gibt in Deutschland gerade einmal gut 40 Mio. Tonnen Getreide in 2022 und niemand will dieses Erntegut so recht haben, es wird gemauert was das Zeug hält - der Preiskrieg, der ungebremst an unseren Börsen tobt, bestimmt ein solches Szenario selbst in monumentalen Krisenzeiten wie gerade eben. Man zündelt angesichts weltweiter Brandherde ganz unbedarft mit dem Feuer - der helle Wahnsinn!!!

Mit "Greenspin" gibt es in Würzburg seit 2013 ein IT-Unternehmen, das mit KI, seiner Datensammlung "Crotify", dem USDA mit deren Glaskugel-Ernteprognosen nachhaltig Konkurrenz machen möchte. Zielgruppe sind dabei Verantwortliche in Regierungen sowie die derzeitigen Profiteure der LW - die vor- und nachgelagerte Agrarindustrie sowie unsere reichsten Familien Deutschlands. Gerade letztere tragen eine maßgebliche Verantwortung für das derzeitige Desaster in Reihen der Bauern. Unsere Familienbauernhöfe sterben heute wie die Fliegen weg, ganz einsam still und leise.

Gerade einmal 4 "Experten" von Greenspin beanspruchen für sich, ein Wissen über den wirklich letzten Quadratmeter weltweit zu kennen, können den Düngerbedarf auf den letzten Zentimeter genau verifizieren, damit die Ernte optimiert werden kann. Eine schon an Wahnsinn grenzende totale Selbstüberschätzung, darf man heute resümieren.

Derzeit fahren wir umso weniger Dünger vom Acker, je schlechter die jeweiligen Bodenpunkte sind. Sämtliche Düngerprognosemodelle mit den amtlich vorgeschriebenen Düngerbedarfsprognosemodellen -Vorgaben an die sich jeder Landwirt strengstens zu halten hat- haben auf ganzer Linie versagt, waren schlichtweg falsch, da viel zu hoch angesetzt. Im kommenden Jahr werden die Bauern dafür nochmals unverschuldet abgestraft, weil dadurch die Düngerbilanz wiederum nicht korrekt sein kann. - WER, WER bitte schön, übernimmt genau dafür jetzt aber schlussendlich die Verantwortung!? - "Ich habe Mist gebaut", wäre hier ein grundehrliches Schuldeingeständnis!!!

Jeder Bauer, der sich nämlich an eben diesen administrativ verpflichtenden Vorgaben orientieren musste, hält auch künftig ganz alleine seinen Kopf hin - NIEMAND SONST!!! Wer kann es diesen tumben Bauerntoren also verdenken, dass die Lust am Ackern heute kaum mehr steigerungsfähig abhanden kommt. - MACHT ES DOCH SELBST!

Wieviel Geld wir auf unseren Höfen mit eben solchen aberwitzigen Strategien vollkommen sinnbefreit verbrannt haben, zeigt erst das kommende Jahr, wenn diese Jahresabschlüsse erstellt sind. Wen wundert es dabei noch, dass vielen Berufskollegen/innen sprichwörtlich das Wasser bis zum Halse steht!?

Anstelle eben diese enorme Energie einzig und allein in ein verstetigtes Bauerndrangsal zu investieren, sollte man verlässliche Langzeitwetterprognosen fokussieren. Gelingt das in der Umsetzung, ist damit ein wirklicher Fortschritt errungen. Woran fehlt's, am notwendigen "Hirnschmalz"!?

Allenthalben konzentriert man sich selbstredend auf das, was schlechthin eine geradezu magische Macht auszuüben weiß: Geld - Geld - und noch mehr Geld; ...das überall ankommt im Nahrungsmittelsektor, nur nicht auf den Bauernkonten.

Deutschland/Europa schafft derzeit systematisch seine Bauern ab. Die wiederum machtversessenen Konzerne, die im Background bereits auf die Übernahme unserer Fläche lauern, haben auch nur DIE(!) eine Zielsetzung: Gewinne zu generieren, damit die eigenen Schatzkammern überlaufen.

Der Hunger der Verbraucher gerät dabei erst einmal ins Hintertreffen. Sofern unsere Bundesbürger schlau sind, solidarisieren sie sich jetzt eben mit denjenigen, die noch über ein Ehrgefühl verfügen, wo Moral und Ethik nicht abhanden gekommen sind.

Jedem einzelnen Bauern ist es eine Sorge, dass seine Mitmenschen auch weiterhin satt werden können, unsere narzisstischen Scheuklappenträger sehen in erster Linie aber nur eines: GELD - GELD - UND NOCH MEHR GELD...!!!
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