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27.03.2013 | 13:07 | Hasenpopulation 

Kälte setzt Feldhasen zu - Bestand drastisch gesunken

Berlin/Hamburg - In der Ödnis riesiger Äcker geht es Feldhasen schlecht: Dort gibt es kaum Deckung und wenig Nahrung für «Meister Lampe». 2013 ist bislang wegen der Kälte und Nässe ein besonders mieses Hasenjahr.

Feldhasen-Bestand
(c) Karin Jähne - fotolia.com
Ausgerechnet kurz vor Ostern geht es dem Feldhasen schlecht. Das ungemütliche und kalte Wetter macht vor allem den frisch geborenen Jungtieren vielerorts zu schaffen. Und dabei sieht es ohnehin nicht gerade rosig aus für die Bestände, denn über Felder und Äcker hoppeln derzeit so wenig Langohren wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren.

Wie der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) am Dienstag in Berlin mitteilte, leben bundesweit im Durchschnitt zehn Feldhasen pro Quadratkilometer. Nach besonders guten Hasenjahren 2004 bis 2006 mit teils 14 Tieren pro Quadratkilometer sei damit wieder das Niveau von 2002 erreicht.

«Die Population ist nicht gefährdet», sagt der saarländische Landesjägermeister, Wildbiologe Daniel Hoffmann. Grund für Schwankungen könnte auch ein natürlicher Zyklus sein. «Wir müssen allerdings am Ball bleiben und die Populationen im Blick behalten.» Die Daten stammen aus dem Wildtier-Informationssystem. In 350 Referenzgebieten werden zweimal im Jahr die Hasen gezählt. Vorsichtig geschätzt gibt es laut Hoffmann derzeit bundesweit etwa 3,5 Millionen Langohren. Die Bestände seien jedoch regional sehr unterschiedlich. Besonders viele Tiere lebten im Nordwestdeutschen Tiefland, eher wenige im Osten.

Die Deutsche Wildtier Stiftung geht von 2,5 bis 3 Millionen Tieren aus. «Vor zehn Jahren waren es doppelt so viele», sagt Sprecherin Eva Goris in Hamburg. «Dem Hasen setzt vor allem die Landwirtschaft zu mit ihren großen Monokulturen und Maiswüsten.» In der Ödnis riesiger Äcker könnten sich die Tiere nur schlecht verstecken, vor allem Junghasen seien Feinden schutzlos ausgeliefert.

Auch ist der Tisch für Meister Lampe oft schlecht gedeckt. «Der Hase ist ein Feinschmecker, er mag Klatschmohn, Kräuter und Knospen.» Selbst eine fette Löwenzahnwiese macht ihn nicht glücklich, sagt auch Thomas Boschen vom Ökologischen Jagdverband in Rheinland-Pfalz. «Er braucht eine strukturierte Landschaft.» Dazu zählen nach den Worten von Goris etwa artenreiche Feldränder, Hecken- und Feldgehölze.

Für den Feldhasen-Nachwuchs ist der Kälteeinbruch im Frühling und das nasskalte Winterwetter laut Wildtier Stiftung eine Katastrophe. Auch der Zoologe Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin sagt: «Es steht momentan kritisch um den Hasen». Die Sterblichkeit unter den Jungen sei hoch. «Wenn es kalt wird und das Fell nicht trocken ist, dann laufen sie Gefahr, dass sie erfrieren», sagt der Sprecher des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), Thomas Schreder.

Hasen bekommen etwa dreimal im Jahr Nachwuchs, der erste Wurf wird zwischen Mitte Februar und Anfang März geboren. Naturschützer Heiermann fordert, dass die Jagd in solchen Revieren ruhen sollte, wo Landwirtschaft und Witterung den Beständen ohnehin stark zusetzten.

Welche Auswirkungen das Wetter dieses Jahr auf Feldhasen habe, sei derzeit noch schwer abzuschätzen, erklärt Jäger Hoffmann. Die Bedingungen seien einfach zu ungewöhnlich. Grundsätzlich gelte, dass eine trocken-kalte Witterung kein Problem sei, eine kühl-nasse jedoch schon.

Der DJV setzt beim Hasenschutz auch auf die Fuchsjagd mit Fallen. Die Gefahr durch die Fressfeinde verstärke die anderen negativen Effekte. Nach der Einschätzung von Öko-Jäger Boschen stimmt es jedoch nicht, dass «viele Füchse des Hasen Tod sind». «Wenn alles stimmt und der Hase sich verstecken kann, dann ist der Fuchs keine Gefahr.»


Scheinwerfer und Augenfunkeln - So werden Feldhasen gezählt

Feldhasen werden bei Dunkelheit gezählt - mit Scheinwerfern. Im Frühjahr und Herbst fahren die Jäger bestimmte Routen ab und leuchten die Felder mit hellen Lampen ab. An den funkelnden Augen könnten sie erkennen, wie viele Tiere dort sind, sagte der Sprecher des Bayerischen Landesjagdverbandes. Diese Zahlen leiten die Jäger an das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) weiter, das mittlerweile Daten über 19 Wildtierarten erfasst. (dpa)
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