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29.01.2008 | 04:32 | Klimawandel 

Frühling im Winter

München - Der bisher weitgehend ausgebliebene Winter hat nach Darstellung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zahlreiche Tiere vorzeitig herausgelockt.

Igelfütterung
(c) proplanta
Viele Igel hätten bundesweit ihre Winterquartiere bereits verlassen, Frösche und andere Amphibien hätten bereits im Januar mit ihrer Wanderung begonnen, berichtete der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Montag in München.

Wenn nicht massive Anstrengungen für mehr Natur- und Klimaschutz unternommen würden, drohe die Natur weiter aus dem Gleichgewicht zu geraten. Klimaschutz bedeute auch Landschaftsschutz, der anhaltende Landverbrauch müsse deshalb gestoppt werden. Allein in Bayern würden täglich rund 20 Hektar mit Straßen oder Häusern überbaut.

Auch viele Kiebitze sind nach Angaben der Naturschützer aus dem Winterquartier zurückgekehrt, Amseln und Buchfink sängen bereits und viele Pflanzen wie Haselstrauch, Schlüsselblumen und Seidelbast öffneten erste Blüten - im Vergleich zu Durchschnittsjahren um Wochen zu früh. Durch Temperaturanstieg und Klimawandel gerieten biologisch fein abgestimmte Funktionszusammenhänge etwa zwischen Blüten und Insekten als den Bestäubern aus den Fugen, erklärte Weiger. Nach Expertenschätzungen werde das in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten zu einem Verlust von 5 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten führen.

«Die Fichten leiden besonders, weil der Borkenkäfer durch den Klimawandel begünstigt wird», sagte Weiger. Die Fehler der Vergangenheit mit vielen Fichten-Monokulturen müssten deshalb korrigiert und mehr Mischwälder mit dem bewährten «Dreiklang von Fichte, Tanne, Buche» angelegt werden. In den Eichenwäldern Frankens habe der Eichenprozessionsspinner - ein Schmetterling, dessen Raupen als Baumschädlinge gelten - lange nur ein Randdasein geführt, nun aber begünstige der Klimawandel seine Ausbreitung.

Vom Klimawandel sei der empfindliche Lebensraum der Alpen besonders betroffen, betonte Naturschutz-Expertin Christine Margraf. Der allmähliche Temperaturanstieg ermögliche es Arten, die es wärmer mögen, sich in höhere Gegenden auszubreiten - dies bedeute für die dort bisher angesiedelten Arten eine Konkurrenz um den Lebensraum. (dpa)
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