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13.04.2023 | 11:10 | Grundwassermangel 

Grundwasser in Hessen: Nach wie vor erhebliches Defizit

Wiesbaden/Frankfurt - Die Grundwassersituation in Hessen hat sich seit dem Sommer 2022 zwar entspannt. Aber das für diese Jahreszeit übliche Grundwasserstandsniveau wird laut einem Bericht des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) weiterhin an vielen Messstellen deutlich unterschritten.

Grundwassermangel 2023
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Trotz der Regenfälle in den vergangenen Wochen bleibt die Grundwassersituation in Hessen angespannt. Der BUND fordert die Politik zum Handeln auf. (c) proplanta
«Es besteht nach wie vor ein beträchtliches Defizit im Grundwasser», erklärt die Behörde. Die Anteile der Messstellen mit unterdurchschnittlichen und sehr niedrigen Grundwasserständen seien seit September 2022 kontinuierlich gesunken. «Gleichzeitig hat die Anzahl von Messstellen mit unterdurchschnittlichen und durchschnittlichen Grundwasserständen zugenommen.»

Ein bisschen Linderung dürfte demnach der nasse März bringen, auch wenn sich das aufgrund der verzögerten Reaktion im Grundwasser wohl erst in den kommenden Wochen deutlicher bemerkbar machen wird. Im vergangenen Monat hat es laut HLNUG hessenweit im Mittel 111 Liter pro Quadratmeter geregnet. Das entspreche mehr als dem Doppelten der mittleren Niederschlagssumme für März im Referenzzeitraum 1991 bis 2020 von 54,6 Litern pro Quadratmeter.

Zum Monatswechsel wurden laut HLNUG an rund 80 Prozent der Messstellen teils deutlich steigende Grundwasserstände registriert. In vielen Messstellen würden sich die Auswirkungen aber erst im Verlauf des Aprils oder später bemerkbar machen. «Es ist davon auszugehen, dass sich die Anstiege im April weiter fortsetzten und für eine weitere Entspannung im Grundwasser sorgen werden.»

Im März habe ein Viertel der Messstellen Grundwasserstände auf einem sehr niedrigen Niveau aufgewiesen, rund 20 Prozent unterdurchschnittliche Werte. Durchschnittliche Stände wurden laut HLNUG an 44 Prozent der Messstellen beobachtet, überdurchschnittliche oder sehr hohe nur an fünf beziehungsweise vier Prozent der Messstellen. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Werte im März an 55 Prozent der Messpunkte auf einem niedrigeren Niveau als vor einem Jahr.

«Die aktuelle Grundwassersituation in Hessen ist nicht nur auf den trockenen Witterungsverlauf des Jahres 2022, sondern im Wesentlichen auf das hohe Niederschlagsdefizit des extrem trockenen Jahres 2018 und die trockenen Folgejahre 2019 und 2020 zurückzuführen», erklärt das HLNUG. Mit zunehmendem Klimawandel werde der Niederschlag häufiger in Form von kurzzeitigen Starkregenereignissen und seltener in Form des sogenannten Landregens fallen. «Dies bedingt dann auch längere Trockenperioden, besonders im Sommer.»

Zusätzlich sei klar, dass es durch den Klimawandel unzweifelhaft wärmer werde. «Dadurch verlängert sich die Vegetationsperiode, in der Pflanzen für ihr Wachstum dem Boden Wasser entziehen. Auch führen die höheren Temperaturen zu einer erhöhten Verdunstung der Pflanzen pro Tag.» Somit verursache der bereits eingetretene Klimawandel zunehmend Wassermangelsituationen. «Mit fortschreitendem Klimawandel werden sich diese Situationen weiter häufen und verschärfen», warnt das HLNUG.

«Die massiven Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt in Hessen sind seit dem Dürresommer 2018 unübersehbar», sagt der Naturschutzreferent und stellvertretende Geschäftsführer des hessischen Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen), Thomas Norgall. Wasserpolitik werde damit von Jahr zu Jahr wichtiger und in der nächsten Legislaturperiode müssten endlich die nötigen Weichenstellungen erfolgen.

«Überfällig sind die Entscheidungen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung und zur Rettung der Wälder im Rhein-Main-Gebiet», betont Norgall. «Ohne eine deutliche Erhöhung der Grundwasserstände und der Grundwasseranreicherung in den Wassergewinnungsgebieten im Hessischen Ried und im Raum Frankfurt sowie eine konsequente Wassersparpolitik in Verbindung mit der Grundwasserabgabe als Lenkungsinstrument, werden die Probleme ständig größer und die Problemlösungen deutlich teurer.» Wer im Rhein-Main-Gebiet die Wälder retten und den Wohlstand sichern wolle, müsse den Mut zum Handeln aufbringen.
dpa/lhe
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