In der südlichen Provinz Sindh stieg der Pegel des Flusses nach Angaben der Meteorologie-Behörde auch am Freitag. Rettungskräfte setzten die Evakuierung gefährdeter Gebiete fort. In Sindh wurden nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) eine halbe Million Menschen vor den drohenden Fluten in Sicherheit gebracht. 11 der 24 Distrikte in der Provinz drohten, überflutet zu werden. Ein UN-Sprecher sagte, von den schwersten Überschwemmungen in der Geschichte des Landes seien nach bisherigen Erkenntnissen rund 4,5 Millionen Menschen betroffen.
Mehr als 1.600 Menschen starben. Da die Plätze in den Auffanglagern nicht ausreichten, harrten Zehntausende Menschen entlang der Straßen oder auf Feldern unter freiem Himmel aus. Der Fernsehsender Duniya TV berichtete, am Indus-Ufer nahe der Stadt Ghotki versammelten sich Menschen zu gemeinsamen Gebeten.
In der am schwersten betroffenen nordwestlichen Provinz Khyber-Pakhtunkhwa und in der zentralpakistanischen Provinz Punjab schnitten die Wassermassen am Freitag weiterhin Hunderttausende Menschen von der Außenwelt ab. Im Süden Punjabs wurde die Stadt Jampur mit 200.000 Einwohnern überflutet.
Viele Menschen flohen. Unterdessen wächst die Kritik an der Regierung. Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari hält sich derzeit in Europa auf. Ein Flutopfer aus Jampur namens Allah Bux sagte: «Es gibt keine Beamten, keine Regierung, die zu unserer Rettung kommt. Unsere Häuser, unser Besitz, unsere Kinder sind in der Flut untergegangen, und unser Präsident sorgt sich nicht um uns. Wir können ihn nur verfluchen, und wir verfluchen ihn.»
Haider Ali von der Weltgesundheitsorganisation WHO berichtete aus Khyber-Pakhtunkhwa, dass einzelne Fälle von Durchfall aufgetreten seien. Bislang sei keine Seuche ausgebrochen. «Aber wir sind besorgt.» Immer noch seien tote Tiere im Wasser «und der Gestank breitet sich überall aus». Die Hilfsorganisation Oxfam warnte, mit jedem Tag steige das Gesundheitsrisiko. Landesdirektorin Neva Khan sagte: «Es ist momentan unsere Priorität, insbesondere Frauen und Kinder mit sauberem Trinkwasser zu versorgen und die Ausbreitung von Durchfallerkrankungen zu verhindern.»
Die Caritas weitete ihre Hilfe für die Flutopfer unterdessen aus. «Die Entwicklung im Katastrophengebiet bereitet uns große Sorgen», sagte der Leiter von Caritas International, Oliver Müller. Da nun auch die Provinz Punjab, die «Kornkammer Pakistans», zu großen Teilen unter Wasser stehe, müssten die Menschen aller Voraussicht nach langfristig mit Nahrung versorgt werden. (dpa)
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