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06.08.2010 | 17:10 | Brandkatastrophe  

Russische Löschtrupps kämpfen gegen radioaktive Gefahr

Moskau - Radioaktive Gefahr in der Provinz, von Flammen bedrohte Munitionsdepots und immer wieder giftiger Smog in Moskau: Die schwersten Waldbrände in Russland seit Jahrzehnten werden für die Menschen immer beängstigender.

Russische Löschtrupps kämpfen gegen radioaktive Gefahr

Die Zahl der Feuertoten stieg am Freitag nach offiziellen Angaben auf 52. Wegen der weiter andauernden Jahrhunderthitze und des Rauchs von den Torfbränden im Moskauer Umland erhöhte sich die Sterberate dramatisch. Nach Angaben des Moskauer Standesamtes stieg die Zahl der Toten im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um etwa 50 Prozent auf 14.340.

Ein Ende der Dürre und sengend heißen Temperaturen, die vielerorts um die 40 Grad Celsius lagen, war nicht in Sicht. Auf dem Gelände des atomaren Forschungszentrums in Sarow etwa 400 Kilometer östlich von Moskau loderten am Freitag noch zwei Brände. Dort kämpfen Spezialkräfte seit Tagen gegen die radioaktive Gefahr. Trotz des starken Rauchs, der die Löscharbeiten behindere, sei die Lage aber derzeit unter Kontrolle, teilte die Feuerwehr nach Angaben der Agentur Interfax mit.

Zuvor hatte Zivilschutzminister Sergej Schoigu auch davor gewarnt, dass die Brände radioaktiv verseuchten Boden im Gebiet von Brjansk aufwirbeln könnten. Brjansk befindet sich südwestlich von Moskau an der Grenze zu Weißrussland und zur Ukraine. Die Region ist seit der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 besonders stark von Radioaktivität betroffen. Die Stadt mit mehr als 400.000 Einwohnern liegt etwa 300 Kilometer vom ukrainischen Tschernobyl entfernt.

Die ukrainischen Behörden bezeichneten die Lage im Gebiet Tschernobyl als derzeit ungefährlich. «Es besteht heute kein Grund zur Beunruhigung», sagte Behördensprecher Sergej Wus. Schoigu sagte, dass durch die Flammen Partikel in die Luft und so in andere Regionen gelangen könnten. «Bei uns arbeiten einige Labors, und wir kontrollieren die Situation im Gebiet von Brjansk sehr genau - besonders im Süden im Kreis Nowosykowsk, der bei der Tschernobyl- Katastrophe besonders stark verseucht worden war», sagte Schoigu.

Im Internet äußerten sich Bürger aus Brjansk besorgt. «Mir ist ganz schlecht geworden, als ich hörte, dass die im Wald Roboter zum Löschen einsetzen und schon keine Menschen mehr dorthin lassen», schrieb der Blogger Doc.

Im Moskauer Umland waren Soldaten weiter damit beschäftigt, ein Übergreifen der Flammen auf Munitionsdepots zu verhindern. Sie brachten Raketen und Artillerie in Sicherheit. Wegen der starken Rauchentwicklung durch die Wald- und Torfbrände im Moskauer Umland war die gesamte russische Hauptstadt erneut in dichten Smog gehüllt. Auf den Moskauer Flughäfen verzögerten sich dutzende Starts und Landungen wegen der schlechten Sicht von unter 300 Metern. Einige Flüge wurden umgeleitet.

Russland will seine Kräfte im Kampf gegen die Feuerwalze noch einmal weiter verstärken. Bis Montag will Regierungschef Wladimir Putin einen Plan für eine bessere technische Ausstattung der Feuerwehren und einen intensiveren Brandschutz vorlegen. Inzwischen griff die Feuersbrunst auch auf die russische Teilrepublik Dagestan in der Konfliktregion Nordkaukasus über. Dort vernichteten die Waldbrände in einem Dorf fast 60 Häuser.

Landesweit sind seit Beginn der Brände hunderte Häuser zerstört worden. Hunderte Menschen wurden verletzt, tausende sind auf der Flucht vor den Flammen. Hilfsorganisationen und Beobachter gehen davon aus, dass die Opferzahl und die Schäden größer sind als bisher von den Behörden bekanntgegeben. Die Zeitung «Moskowski Komsomolez» schätzte den Gesamtschaden bisher auf Grundlage von Expertenangaben auf umgerechnet 25 Milliarden Euro. Allein die Schäden durch Ernteeinbußen übersteigen umgerechnet eine Milliarde Euro. Zudem müssen mehr als 200.000 Hektar Wald aufgeforstet werden. (dpa)


Extra:

Quallen in der Moskwa und flüssige Schokolade


SCHUTZMASKEN:


Um bis zu 500 Prozent ist der Verkauf von Atemschutzmasken in Russland angestiegen. Für Moskau gaben die Apotheken ein Absatzplus von 150 Prozent im Vergleich zum Juni an. Im Kampf gegen die Atemnot durch den Rauch der Torf- und Waldbrände seien aber auch Sauerstoffballons ein Verkaufsschlager.


SCHOKOLADE:

Wer Schokolade mag, hat in der Jahrhunderthitze zunehmend das Nachsehen. Läden bestellen die Süßigkeiten derzeit nicht mehr, weil die Schokolade sich bei den Temperaturen verflüssigt. Überhaupt hätten Geschäfte Schwierigkeiten, Waren zu lagern, sagte die Handelsexpertin Irina Kanunnikowa. Aber es werde weniger gegessen.


FERIEN:

Für Schüler und Studenten sollen sich die Ferien verlängern, wenn der Smog in Moskau bis September weiter ein Umweltproblem darstellt, sagte Russlands oberster Amtsarzt Gennadi Onischtschenko. Er hatte auch eine Siesta nach spanischem Vorbild für die arbeitende Bevölkerung vorgeschlagen - aber ohne Erfolg. TIERE: Das Wasser in Moskaus Flüssen hat sich auf bis zu 27 Grad aufgeheizt - nun leben zur Überraschung der Einheimischen Quallen aus dem Schwarzen Meer in der Hauptstadt. Die Tiere seien von Touristen ausgesetzt und könnten nun dort wohl einige Zeit überleben, sagte der Biologe Michail Perowski.


FUSSBALL:

Wegen des Smogs will der russische Fußballverband die Spiele am Wochenende verschieben. Ein mehrstündiger Aufenthalt an der Luft kommt in Moskau dem Konsum von 80 Zigaretten gleich. Von einer Absage wäre das Lokalderby zwischen Dynamo Moskau mit dem deutschen Nationalstürmer Kevin Kuranyi und ZSKA betroffen.

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