«Häufig haben die Tiere bereits Öl geschluckt. Das überleben sie nicht», sagte NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow am Montag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Bei der Ölkatastrophe im
Golf von Mexiko bleibe die Vogelrettung samt Reinigung des Gefieders nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
«Man darf nicht glauben, dass sich mit solchen Hilfsaktionen das Schlimmste verhindern lässt», ergänzte Nipkow.
«Die meisten Vögel verenden schon auf dem offenen Meer», erläuterte Nipkow. Nur wenige ölverschmierte Tiere schafften es, ans Ufer zu gelangen. «Wenn Helfer sie dort finden, sind viele Vögel schon völlig entkräftet und sterben schnell.» Dennoch sei die Hilfe von Tierschützern gerechtfertigt. «Es ist gut, sich um jedes Tierleben zu kümmern.»
Nach dem Bohrinsel-Unglück vor der US-Küste trifft die herannahende
Ölpest die Vögel im Mississippi-Delta mitten in der Brutsaison. Bedroht sind zum Beispiel Braunpelikane, Austernfischer und Möwen, aber auch viele Zugvögel auf ihrem Weg von Südamerika in arktische Gebiete. Das Öl zerstört auch ihre Nahrungsgrundlage im Meer.
Das Gefieder ölverschmierter Seevögel lasse sich mit Chemikalien reinigen, erläuterte Nipkow. Die Überlebenschancen der Tiere seien jedoch auch nach dieser aufwendigen Prozedur nicht hoch. Geschlucktes Öl setzt sich in Leber und Niere fest und lässt viele Tiere später sterben. «Dazu kommt die Angst vor der ungewohnten Umgebung in Schutzstationen.»
Ein Vogel gelte erst dann als geheilt, wenn er völlig gesund wieder in die Freiheit entlassen werden könnte. «Das schaffen die wenigsten Tiere», schränkte der Experte ein. Bei Riesenkatastrophen mit Öl im Meer könnten oft nur wenige hundert Seevögel dauerhaft gerettet werden - Zehntausende und mehr verendeten qualvoll. (dpa)