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02.08.2010 | 18:15 | Hitze und Trockenheit 

Russland kämpft gegen mächtige Feuerwalze

Moskau - Immer mehr Tote und Verletzte, verkohlte Dörfer, erschöpfte Helfer: Die verheerenden Wald- und Torfbrände in Russland sind die schwerste Naturkatastrophe im Riesenreich seit Jahrzehnten.

Russland kämpft gegen mächtige Feuerwalze
(c) proplanta
«Höllenfeuer: 50 Meter hohe Flammen», titelten Moskauer Zeitungen am Montag. Sogar Satellitenbilder zeigten die Rauchschwaden im europäischen Teil des Landes.

Gegenwärtig gebe es 7.000 Brände verschiedener Größe, sagte der Leiter des nationalen Krisenzentrums, Wladimir Stepanow. Nach offiziellen Angaben starben bisher 36 Menschen. Auch von Moskau seien die Brände nur noch zehn Kilometer entfernt.

Weite Teile der Hauptstadt waren durch den beißenden Brandrauch in einen dichten Nebel gehüllt. Hunderttausende Einsatzkräfte kämpfen gegen die Feuersbrunst. Rekordhitze und Trockenheit werden noch Tage andauern, sagten Meteorologen. Im stark zerstörten Dorf Lenkowo bei Moskau zogen die Helfer am Montag die Leichen von zwei Kindern aus den Trümmern.

Auch in der am stärksten betroffenen Region Nischni Nowgorod etwa 400 Kilometer östlich von Moskau starben fünf Menschen. Hunderte Menschen wurden verletzt, Tausende verloren ihr Hab und Gut. Dörfer sind in Schutt und Asche gelegt. Nach Darstellung von Stepanow brennen rund 500.000 Hektar, das ist die doppelte Fläche von Luxemburg.

Auch Biosphärenreservate wie in Rjasan rund 200 Kilometer südöstlich von Moskau seien ein Raub der Flammen geworden, sagte Stepanow nach Angaben der Agentur Interfax. Der «Feuer-Orkan» bewege sich allmählich auf die 840.000-Einwohner-Stadt Woronesch etwa 500 Kilometer südlich von Moskau zu, berichtete das Staatsfernsehen.

Im Raum Sarow nahe Nischni Nowgorod wurde die Zahl der Rettungskräfte verzehnfacht, um ein Zentrum für atomare Forschung zu schützen. Die Dürre hat landesweit große Teile der Ernte vernichtet. Die Schäden gehen nach Schätzungen in die Milliarden.

Die Behörden meldeten erste Festnahmen von Brandstiftern und Plünderern, die versucht hatten, sich an der Katastrophe zu bereichern. In zerstörten Dörfern seien Männer festgesetzt worden, bei denen man Säcke mit gestohlenem Buntmetall gefunden habe, sagte ein Polizeisprecher. Zudem hätten zahlreiche Brandopfer versucht, die staatliche Einmal-Entschädigung mehrfach abzuholen.

Bei einer Krisensitzung in Moskau forderte Regierungschef Wladimir Putin die Gouverneure der betroffenen Regionen auf, ihm einen genauen Wiederaufbauplan vorzulegen. Den Behörden war in den vergangenen Tagen Schlamperei vorgeworfen worden. Unter anderem sollen Brandschutzgräben nicht rechtzeitig angelegt worden sein.

Bei Moskau und Nischni Nowgorod begannen Soldaten mit der Verlegung von Rohrleitungen, um Wasser in die Brandherde zu pumpen. «Meine Leute sind erschöpft. Die meisten sind seit 72 Stunden auf den Beinen», sagte ein Einsatzleiter. «Es dauert mindestens fünf Jahre, bis die Natur zu etwa 50 Prozent wiederhergestellt ist», sagte ein Forstexperte. Er sei «fassungslos», welch riesige Waldfläche vernichtet worden sei.

Russland erlebt eine Hitze und Trockenheit wie seit mehr als 130 Jahren nicht mehr. Die Temperaturen in Moskau sollen bis Ende der Woche auf mehr als 40 Grad Celsius steigen, sagten Meteorologen. (dpa)
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