In Haiti kommen noch immer nur spärliche Informationen aus der vom Hurrikan besonders stark betroffenen Region. Rettungskräfte rechnen mit wesentlich mehr Opfern als bislang bekannt. (c) proplanta
Vier Menschen wurden noch vermisst und 211 weitere verletzt, wie der nationale Zivilschutz am Samstag mitteilte. Mehr als 60.000 Menschen suchten demnach Schutz in Notunterkünften. In verschiedenen Medien war zuletzt von deutlich mehr Todesopfern die Rede gewesen.
Rettungskräfte vor Ort sagten der Deutschen Presse-Agentur am Samstag, sie rechneten damit, dass die Zahl der Toten noch steigen werde. Der Zivilschutz hatte seit Donnerstag keine offiziellen Zahlen mehr veröffentlicht.
Hurrikan «Matthew» hatte den Südwesten Haitis am Dienstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde getroffen. Häuser wurden zerstört, Bäume knickten um und Straßen wurden überschwemmt. Aus Angst vor Plünderungen hatten offenbar zahlreiche Menschen ihre Häuser nicht verlassen. Die besonders stark betroffene Region im Südwesten wurde vom Rest des Landes abgeschnitten.
«Mehr als 1.800 Häuser wurden überflutet, Hunderte komplett zerstört», sagte der Kommandeur der UN-Blauhelmmission Minustah, General Ajax Porto Pinheiro, nach einem Rundflug über das Gebiet. «Kokospalmen wurden entwurzelt, Bananenplantagen zerstört - es ist auch eine Umweltkatastrophe.» In der ländlichen Region leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft.
«Die Gefahr von Seuchen ist jetzt sehr hoch. Es gibt viel stehendes Wasser und die Leute sind sowieso schon körperlich geschwächt», sagte der Projektkoordinator des Arbeiter-Samariter-Bundes, Alexander Mauz, der Deutschen Presse-Agentur am Samstag per Telefon aus Port-au-Prince. «Die Menschen müssen möglichst schnell mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.»
Internationale Organisationen und die haitianischen Behörden schafften Hilfsgüter in die Region. Die US-Marineinfanterie flog am Samstag Lebensmittel des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in die Städte Jérémie und Les Cayes. Blauhelmsoldaten versuchten, die Straßen in das Katastrophengebiet wieder freizumachen. Nach Angaben der UN brauchen mindestens 350.000 Menschen Hilfe.