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09.10.2016 | 06:58

Über 300 Tote durch Hurrikan Matthew in Haiti

Unwetterschäden
In Haiti kommen noch immer nur spärliche Informationen aus der vom Hurrikan besonders stark betroffenen Region. Rettungskräfte rechnen mit wesentlich mehr Opfern als bislang bekannt. (c) proplanta

«Matthew» will einfach nicht weg - aber vorsichtige Erleichterung

Hurrikan «Matthew» lässt sich Zeit. Am Samstag ist es der Bundesstaat South Carolina, den er malträtiert. Aber schon jetzt ist klar, dass es weitaus schlimmer hätte kommen können. Dazu müssen die betroffenen Bürger im US-Südosten nur nach Haiti blicken.

Es war eine wahre Nervenprobe, die die Menschen im Südosten der USA wegen «Matthew» aushalten mussten. Als sich am Samstagmorgen dort, wo sich die Sturmwolken verzogen hatten, die Sonne zeigte, war der Hurrikan immer noch an der Küste unterwegs - nach bereits mehr als 36 Stunden.

Und diesmal war es Charleston in South Carolina, wo «Matthew» hohe Wellen an Land peitschte und es zugleich so heftig regnen ließ, dass allein dies schon für Überschwemmungen gereicht hätte.

Weiterhin galt für Millionen Menschen eine Hurrikan-Warnung oder «Hurrikan Watch» - das ist eine Art Vorwarnstufe, ein Aufruf zur Wachsamkeit. «Der Sturm bleibt gefährlich», warnte das Hurrikan-Zentrum in Miami auch am Samstag wieder.

Der nächste Staat an der Reihe war North Carolina, von dort aus - so die Vorhersage der Meteorologen - sollte «Matthew» schließlich von der Küste weg in den offenen Atlantik ziehen. Aber nicht, ohne vorher auch noch dicke Regenwolken nach Virginia und bis in die Hauptstadt Washington zu drücken - «Matthew», die unendliche Geschichte.

Aber vorsichtig machte sich im US-Südosten Erleichterung breit, darüber, dass «Matthew» sich zumindest bis dahin deutlich gnädiger gezeigt hatte als befürchtet. Das Auge des Sturmes kam nicht vollständig an Land, was nach der Terminologie des Hurrikan-Zentrums als «Landfall» gegolten hätte. «Matthew» schrammte an der Küste entlang, «und jede Meile Entfernung hat geholfen», erläuterte ein Meteorologe im Sender CNN.

So gab es zwar bis zum Samstag mindestens fünf Todesopfer und verbreitete Stromausfälle, verbrachten in Florida, Georgia und South Carolina zusammen über eine Million Menschen die Nacht zum Samstag im Dunkeln. Bäume wurden entwurzelt, Ziegel von Dächern und Verkleidungen von Außenwänden gerissen, vielerorts waren Straßen mit den Scherben zersprungener Scheiben und anderen Trümmerstücken übersät.

Aber auch die wohl am stärksten betroffenen Floridianer mussten sich nur die Bilder aus Haiti vor Augen halten, um zu erkennen, wie glücklich sie sich zumeist schätzen konnten. Hunderte Tote dort, schwere Verwüstungen, Menschen, die schon vor «Matthew» kaum etwas besaßen und nun noch das Letzte verloren hatten - «da kann ich mich wenig beklagen», sagte ein Mann in Floridas Küstenstadt Port St. Lucie, dessen Haus «Matthew» unter Wasser gesetzt hatte, dem Sender MSNBC.

Aber das alles heißt nicht, dass «Matthew» am Ende dem US-Südosten nicht teuer zu stehen kommt. Gab es bis Samstag keine Bilder von geballter massiver Zerstörung, so dürfte es das zusammengenommene Ausmaß der Schäden sein, das diesen Hurrikan lange in Erinnerung bleiben lässt. Und weil der Sturm so weite Küstenabstriche malträtiert hat, wird es wohl eine geraume Zeit dauern, bis sich «Matthews» Auswirkungen in Dollar beziffern lassen.

Und dann ist da Erosion, sind da die zahlreichen Strandabschnitte, von denen Sturm und Wasser Erde und Sand weggefressen haben. Vielerorts werden wohl Anlandungen nötig werden - dabei streiten sich Küstenbezirke in Florida schon seit Jahren darum, woher der kostbare Sand genommen werden und wer ihn bekommen soll.

Aber dort, wo sich «Matthew» am Samstag bereits verabschiedet hatte, begann erst einmal das Aufräumen. Und in Charleston sah Bürgermeister John Tecklenburg mit Bangen der Flut am Mittag entgegen - stand doch schon bei Ebbe das Wasser 1,80 Meter höher als normal. «Wir befürchten erhebliche Überschwemmungen.»

Nach Berechnungen der Meteorologen wird «Matthew» nach seiner Trennung von der Küste auf dem Atlantik eine Schleife drehen - und nicht ausgeschlossen ist, dass er irgendwann später in der kommenden Woche Floridas Südostzipfel einen zweiten Besuch abstattet. Ein Wiedersehen, das keine Freude macht - auch wenn «Matthew» dann ein weitaus schwächerer Sturm sein dürfte.
dpa
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