Nicht nur den Bauern bereitet der Blick auf das Wetter Kopfzerbrechen. Viele Menschen in Bayern sorgen sich wegen der langen Trockenheit - und sehen Möglichkeiten für den Fall von Wassermangel. (c) proplanta
Demnach sagten 55 Prozent der Befragten, dass sie deshalb besorgt seien, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervorgeht. Bundesweit war der Anteil ähnlich hoch.
Ungewöhnlich warm und viel zu trocken - so war der Juni nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Bayern. Die Bauern blicken deshalb sorgenvoll auf die Ernte und erwarten unterdurchschnittliche Erträge. Die Umfrage zeige, dass auch der Bevölkerung in Bayern bewusst sei, dass Wasser zunehmend knapp sei, teilte der Landesvorsitzende vom Bund Naturschutz, Richard Mergner, mit Blick auf die Ergebnisse mit.
Nach Angaben des BUND ist die Umfrage repräsentativ. Bundesweit wurden rund 5.000 Menschen ab 18 Jahren befragt, in Bayern waren es 800. Diese äußerten sich auch zu möglichen Konsequenzen. Im Fall von Wasserknappheit gab der Großteil der Befragten (81,5 Prozent) in Bayern an, aufs Autowaschen zu verzichten, um Wasser zu sparen. Außerdem befürworteten demzufolge mehr als 63 Prozent höhere Wasserentnahmeabgaben für Unternehmen, die viel Wasser verbrauchen.
Ein sogenannter Wassercent sollte eigentlich schon in dieser Legislaturperiode eingeführt werden. Die Staatsregierung hatte die Pläne aber immer wieder verschoben, da ihrer Meinung nach die Bevölkerung und die Wirtschaft nicht durch zusätzliche Kosten belastet werden sollten. Bei einem runden Tisch zum Wassermangel hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich angekündigt, eine Abgabe auf die Entnahme von Grundwasser im kommenden Jahr einführen zu wollen. Wie diese konkret aussehen soll, blieb offen.
Mergner kritisierte, dass der Wassercent erst nach der Landtagswahl kommen solle. Die Einführung sei lange überfällig, sagte er. Man werde die neue Staatsregierung bei Zeiten an Söders Aussage erinnern. Auch von den Grünen im Landtag kam Kritik daran, dass der Wassercent seit Jahren versprochen werde. «Mehr als die Hälfte der Menschen im Land sorgt sich, weil es seit Monaten viel zu wenig regnet. Wir spüren alle, dass wir jetzt dringend gegensteuern müssen», teilte Fraktionschef Ludwig Hartmann mit.
Beim runden Tisch rief die Staatsregierung beim Kampf gegen den Wassermangel auch zu einem sparsameren Umgang auf und kündigte ein überregional angelegtes Verteilnetz an, das Bayern vom Bodensee in Zukunft mit Wasser versorgen soll. Solche technischen Lösungen seien sinnvoll, aber nur die halbe Miete, sagte Mergner. «Das Wasser muss auch unter natürlichen Bedingungen in der Fläche gehalten werden, dazu müssen vor allen Dingen Auenlandschaften renaturiert und Moore wiedervernässt werden.» Die Staatsregierung müsse dabei mit allen Akteuren zusammenarbeiten - auch den Umweltverbänden, die beim runden Tisch nicht eingeladen gewesen seien.