«Früher waren
Waldbrände ein Nebengeschäft der Feuerwehren», sagte der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands in Biederitz, Kai-Uwe Lohse. Es habe eher vereinzelt in den heißen Sommermonaten Juni und Juli gebrannt.
In den vergangenen beiden Jahren sei die
Waldbrandgefahr aber rapide gestiegen. «Jetzt sprechen wir eher von Waldbränden von März bis Oktober», so der Feuerwehrmann. Die Freiwilligen Feuerwehren seien deshalb mehr gefordert.
Erst an Pfingsten brach wieder ein großer Waldbrand in Sachsen-Anhalt aus. An der Rosstrappe in Thale, einem beliebten Ausflugsziel im Harz, brannte ein hoher Steilhang mit Bäumen und Büschen. Aufgrund des unwegsamen Geländes gestaltete sich das Löschen am Boden schwierig. Kurzerhand schütteten zwei Hubschrauber aus der
Luft mehrfach Wasser auf den Brandort und löschten so das Feuer nach mehreren Tagen. Der Brand war einer von vielen in diesem Jahr.
Bereits im März und April war aufgrund einer langanhaltenden Trockenheit die Gefahr vor Waldbränden gestiegen. In einigen Regionen des Landes wurde die höchste Waldbrandstufe ausgerufen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen brannte es in diesem Jahr rund 30 Mal im Land, wie eine Sprecherin des Landeszentrums Wald in Halberstadt sagte.
Damit setzte sich die Trockenphase der beiden Vorjahre fort. 2019 brannte es in Sachsen-Anhalts Wäldern insgesamt 104 Mal. Dabei gingen knapp 20 Hektar Fläche in Flammen auf. Für die meisten Feuer war der Mensch verantwortlich gewesen.
«Das Thema Waldbrände ist nicht neu», erklärte Lohse. Aber die Häufigkeit der Brände in bewaldeten Gebieten habe zugenommen. Das Löschen erfordere dort viel Zeit, Personal und Material. «Mittlerweile muss an Stellen gelöscht werden, wo nur Helikopter hinkommen», erklärte der Verbandsvorsitzende.
Viele Kreisverbände würden für die besondere Herausforderung in den abgelegenen und oft unwegsamen Gebieten vermehrt Seminare und Workshops für die Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehren anbieten. «Seitens der Politik ist die Hilfe eher verhalten», so Lohse.
Die Kommunen seien zwar für den Brandschutz zuständig, aber noch sehr darauf fokussiert, dass Brände nur in Städten und Dörfern gelöscht werden müssten. «Die Einzugsgebiete haben sich locker verdoppelt oder verdreifacht», erklärte der Verbandschef weiter. «Es muss ein Umdenken passieren.»
Die Freiwilligen Feuerwehren bräuchten künftig mehr finanzielle Unterstützung, etwa für Weiterbildungen und Ausrüstung. Lange, eher dünne Schläuche mit einer besonderen Sprühtechnik könnten bei Waldbränden besser helfen. In Sachsen-Anhalt werde zudem noch zu stark «auf rein ehrenamtliches Engagement gesetzt», so Lohse.
Insgesamt gebe es rund 1.000 Ortsfeuerwehren mit etwa 38.000 freiwilligen Kameraden und Kameradinnen im Land. Darüber hinaus seien den Angaben nach drei Berufsfeuerwehren und einige Werksfeuerwehren in Sachsen-Anhalt für Brand- und Katastrophenschutz zuständig.
Laut
Landwirtschaftsministerium gibt es in Sachsen-Anhalt insgesamt rund 532.500 Hektar Wald - das entspricht einem Viertel der Gesamtfläche des Landes.