Tausende Menschen haben eine Woche nach den verheerenden Schlammlawinen auf Sizilien Abschied von den Opfern genommen. Italienische Zeitungen berichteten am Sonntag über eine Trauerfeier «in Wut und Tränen». Viele beschimpften die anwesenden Politiker nach der Trauerfeier als «Mörder». Zu der feierlichen Zeremonie im Dom von Messina waren unter anderem der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Senatspräsident Renato Schifani gekommen.
Heftige Wolkenbrüche hatten vor einer Woche die
Erdrutsche nahe Messina ausgelöst und mehrere Vororte der Hafenstadt unter Schlamm begraben. Mit den sieben am Sonntag noch Vermissten, für die nach Angaben des Zivilschutzes keine Hoffnung mehr bestehe, beläuft sich die Bilanz des Unglücks auf 35 Tote. «Eine derartige Katastrophe darf nie wieder geschehen», mahnte der Bischof von Messina, Calogero La Piana. Er forderte von den Politikern «konkrete Tatsachen anstelle von tönenden Worten». Von Zivilschutz-Experten wird vor allem «Pfusch und wildes Bauen» als Hauptursache der Katastrophe gesehen. Medien berichteten schon kurz nach der Katastrophe, dass mehr als 1.900 Wohnhäuser seit Jahren als gefährdet galten.
Die italienische Umweltschutz-Organisation Legambiente warnte bereits 2008, dass etwa 70 Prozent der Ortschaften in Italien bei Unwettern von Erdrutschen und Schlammlawinen bedroht seien. Die Vororte von Messina gehören dazu. Berlusconi erneuerte den Betroffenen am Samstag sein Versprechen, Steuererleichterungen und den Bau neuer Häuser «in kürzester Zeit» zu realisieren - wie nach dem Abruzzen-Erdbeben in L'Aquila. Ein Großteil des verwüsteten Geländes auf Sizilien ist weiterhin in Gefahr. Der nächste heftige Regen ist zu dieser Jahreszeit absehbar. (dpa)