Am Ende fiel Behörden für den ersten Bären seit 170 Jahren in Bayern nichts anderes ein, als ihn abschießen zu lassen. Die Deutsche Presse-Agentur sprach mit Jörn Ehlers vom WWF, der war damals wochenlang auf «Brunos» Spuren unterwegs war.
Frage: War der Abschuss die richtige Lösung?Antwort: Hier scheiden sich auch nach zehn Jahren die Geister. Heute gibt es im Unterschied zu 2006 einen Managementplan. Das Verhalten von «JJ1» war auf jeden Fall so auffällig, dass eine Entnahme richtig war. Der
WWF hat damals den Versuch unterstützt, das Tier lebend zu fangen und in ein Gehege zu bringen, aber es gibt durchaus auch Stimmen, die eine Haltung von frei geborenen Bären in Gefangenschaft als
Tierquälerei einstufen.
Frage: Könnte Bruno noch leben?Antwort: Wenn der Fang geglückt wäre sicherlich. Brunos Mutter «Jurka», die ihrem Sprössling die nötige Scheu vor Menschen nicht beigebracht hatte und selbst auffällig war, wurde 2007 in Italien gefangen und lebt heute in einem Gehege im Schwarzwald.
Frage: Damals hieß es, jederzeit sei wieder mit einem Bären zu rechnen - gekommen ist keiner. Warum eigentlich nicht?Antwort: Bevor die Bären nach Bayern kommen, müssen sie durch Österreich, dort haben sich die Tiere nicht vermehrt. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere einwandern, nicht unbedingt gestiegen, aber durchaus möglich. In der Schweiz gab es nach 2006 einwandernde Bären. Auch hier wurde 2008 ein eingewandertes Tier, ein jüngerer Bruder von «JJ1», erschossen.
Frage: Was bringen Managementpläne etwa für Wolf, Luchs und auch Elch?Antwort: Der Plan für den Luchs ist wichtig, er regelt etwa Kompensationszahlungen, wenn es zu Schäden kommt. Das Thema Elch ist bis auf weiteres weniger drängend, weil es weniger konfliktbehaftet ist. Beim Wolf wird es spannend. Der Managementplan wurde nach langem Ringen verabschiedet und ist wichtig, weil davon auszugehen ist, dass mittelfristig nicht nur sporadisch Wölfe in Bayern vorbeikommen, sondern sich dauerhaft Tiere ansiedeln. In anderen Bundesländern wie Sachsen hat man schon längere Erfahrungen mit Wölfen und ihrem Management. Letztlich ist es bei Managementplänen wie bei Teebeuteln: Ihre Qualität erweist sich erst, wenn man sie in heißes Wasser wirft.
ZUR PERSON: Jörn Ehlers leitet die Pressestelle des WWF in Deutschland. 2006 war er bei der Fangaktion «Bruno» mehrere Wochen im Oberland unterwegs. Der World Wide Fund For Nature hat in Dutzenden Ländern Büros und ist eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen.