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26.12.2019 | 13:01 | Agrarhandelskonzern 

Agravis rät bei Tierwohl zu Freiwilligkeit

Hannover / Münster - Im Streit um den besten Weg zu mehr Tierwohl in der Landwirtschaft setzt der Agrarhandelskonzern Agravis auf die freiwillige Teilnahme von Bauern.

Agravis
Verpflichtende Standards oder freiwillige Teilnahme? Um mehr Tierwohl in der Landwirtschaft zu erreichen, gibt es verschiedene Ansätze. Der Chef des zweitgrößten europäischen Agrarhändlers hat eine klare Position - auch beim Thema Glyphosat und Pflanzenschutz. (c) agravis
Dies sei besser geeignet als schärfere bindende Regeln für alle, sagte Vorstandschef Dirk Köckler der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Die von Landwirtschaft und Lebensmittelhandel getragene Brancheninitiative Tierwohl sieht unter anderem bestimmte Ziele für den Marktanteil derjenigen Tiere vor, die mit höheren Standards wie mehr Platz im Stall gehalten werden.

«Bei Schweinefleisch haben wir dort zum Beispiel ein Segment von 20 Prozent Tierwohl», erklärte Köckler. «Wenn ich aus den 20 Prozent schrittweise 40 Prozent mache, habe ich unter Tierwohl-Aspekten etwas getan, habe ich Verbraucherwünschen entsprochen und auch Landwirte überzeugt, in solch ein Produktionsverfahren einzusteigen.»

Dieser «modulare Ansatz» dürfte aus seiner Sicht langfristig bessere Ergebnisse bringen als staatlicher Zwang. «100 Prozent bekomme ich sowieso nicht hin - und bei Verarbeitungsprodukten wie Eiern weiß ich ohnehin nicht, woher alle Komponenten kommen», meinte Köckler.

Agravis selbst verkauft als zweitgrößter Agrarhändler Europas etwa Futtermittel oder Landtechnik und ist so zumindest indirekt an der Entwicklung der Nutztierhaltung beteiligt.

«Wir müssen von der Billigmeierei bei Lebensmitteln wegkommen», sagte Köckler zur Debatte um die Kosten höherer Tierhaltungs- und Tierschutzstandards. «Viele Verbraucher honorieren es, wenn es eine leistungsgerechte Vergütung am Tresen gibt.» Teilnehmende Bauern hätten außerdem die Chance, QS als internationalen Qualitätsstandard zu etablieren.

Im September hatte die Bundesregierung auch ein Paket von Regelungen verabschiedet, das ein neues Logo für Schweinefleisch aus besserer Tierhaltung enthält - wenn die Bauern freiwillig mitmachen. Das Konzept umfasst drei Stufen mit steigenden Anforderungen, die über den gesetzlichen Anforderungen liegen.

Es gibt aber auch Befürworter eines Pflicht-Labels. So sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) der dpa, seiner Meinung nach führe reine Freiwilligkeit beim Thema Tierwohl nicht weiter. In dieser Frage bestehe ein klarer «Dissens mit der Bundeslandwirtschaftsministerin».

Die Berliner Pläne sehen auch ein Verbot des Unkrautgifts Glyphosat Ende 2023 vor. Köckler betonte, Pflanzenschutz habe im Ackerbau für Weizen, Gerste, Raps, Zuckerrüben und Mais eine zentrale Rolle. Neue Techniken für präziseres Spritzen könnten den Gebrauch aber mindern.

«Im Gesamtvolumen sind Pflanzenschutz-Umsätze tendenziell rückläufig, der Einsatz von Glyphosat wurde in den letzten fünf Jahren deutlich reduziert - das ist sicher ein Prozess des Infragestellens.»

Eine Bilderkennung an der Pflanzenschutzspritze werde «mittelfristig praxisreif» sein, so der Agravis-Chef: «Heute besprühe ich die ganze Fläche, morgen sehe ich den Bedarf am Unkraut selbst.» Später werde man auch Pilzinfektionen erkennen können. Köckler schlug vor, auch hier technischer Optimierung den Vorzug vor Verboten zu geben.
dpa
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