Wie Finanzvorstand Hermann Hesseler am Donnerstag (24.3.) bei der digitalen
Bilanzpressekonferenz des Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmens mitteilte, belief sich der Umsatz im Berichtsjahr auf 7,3 Mrd. Euro; das waren 14 % mehr als 2020 und erheblich mehr als das ursprünglich angepeilte Niveau von 6,3 Mrd. Euro.
Als Gründe für diese Entwicklung führte Hesseler vor allem den deutlichen Anstieg der Preise für
Agrarerzeugnisse,
Mischfutter und Energie, Dünger und Pflanzenschutz sowie hinzugewonnene Marktanteile an. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) betrage nach dem vorläufigen Jahresabschluss 33,2 Mio. Euro, verglichen mit 30,5 Mio. Euro im Vorjahr.
Damit sei auch hier die Erwartung von 31,6 Mio. Euro deutlich übertroffen worden. Der Agravis-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler sprach angesichts der enormen Preisvolatilitäten, massiv gestörter Lieferketten in vielen Bereichen sowie hoher Logistikkosten aufgrund knappen und teuren Frachtraums von einem „wahrlich turbulenten Geschäftsjahr“.
Dennoch sei das Unternehmen „solide“ auf dem eingeschlagenen Weg vorangekommen. Die Aktiendividende für das Geschäftsjahr bezifferte er auf voraussichtlich rund 4 %, womit das Niveau der Vorjahre erreicht würde. Über die exakte Höhe werde die Hauptversammlung am 11. Mai entscheiden.
Rapsöl statt SonnenblumenölLaut Köckler hat der Krieg in der Ukraine auf den Agrarmärkten für eine „Zeitenwende“ gesorgt. „Wir werden uns auf eine Phase der Knappheit und teilweise des Mangels von Produkten einstellen müssen“, stellte der Vorstandsvorsitzende klar.
Die bereits vor dem Krieg gestartete Hausse werde zunächst anhalten, so dass sich auch die Verbraucher auf weiter steigende Preise einstellen müssten. Beim Handel mit Agrarerzeugnissen konzentriere sich die Agravis auf die
Versorgung der eigenen und der genossenschaftlichen Futtermittelwerke mit Rohware sowie auf die Versorgung von Mühlen und Industrie.
Die Rohwarenausstattung der Werke sei im Verbund mit der eigenen Erfassung gesichert. Allerdings sei fraglich, ob es gentechnikfreies Tierfutter angesichts der mangelnden Verfügbarkeit entsprechender
Rohstoffe aus Osteuropa „morgen“ noch geben werde. Derweil könnten die wegbrechenden Einfuhren von
Sonnenblumenöl aus der Ukraine durch
Rapsöl ersetzt werden.
Dies müsste allerdings auf Kosten der Biodieselproduktion erfolgen, so dass die „Tank-Teller-Diskussion“ neu belebt würde. Unterdessen werde die Logistik im Agrarhandel durch die stark steigenden Energiekosten belastet. Die Infrastruktur sei trotz knapper Frachträume aber noch weitgehend intakt, sagte Köckler.
Saatgut für Herbstbestellung „gesichert“Dem Agravis-Vorstandschef zufolge machen stark steigende Preise, knappe Kapazitäten und volatile Marktverläufe die Gesamtsituation „maximal herausfordernd“. Aktuell seien die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine für den Agrarhandel aber beherrschbar. Aufgrund abgeschlossener Kontrakte und Vorverkäufe mit der Industrie und der Landwirtschaft sei die Versorgung mit Betriebsmitteln für die nächsten Monate sichergestellt.
Das Saatgut für die Herbstbestellung von Getreide und Raps sei „absolut gesichert“, erklärte Köckler. Derweil sei das Düngerangebot „eine Frage des Preises“. Für 2022 plant der Konzern nach Angaben seines Vorstandsvorsitzenden „konservativ“. Deshalb werde gegenüber dem Vorjahr mit einem Rückgang des Umsatzes und des EBT auf 6,8 Mrd. Euro beziehungsweise 31,1 Mio. Euro gerechnet. Diese Prognosen fußten allerdings noch auf
Marktdaten vom November 2021, schränkte Köckler ein.