Eine solch radikale Konsequenz aus der Energiewende hat bislang niemand gezogen. Doch vom anfänglichen Beifall dafür ist nicht viel geblieben.
Angesichts des rasanten Verfalls der
Strompreise im Großhandel und der aktuellen Milliarden-Verluste wachsen die Zweifel, ob die Aufteilung in einen «grünen» und konventionellen Teil sinnvoll ist.
Wer steckt dann noch sein Geld in die alte Energie? Das fragen zum Beispiel Aktionärsvertreter von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Im Zuge seines Umbaus gliedert Eon die klassischen Kohle- und Gas- sowie die Wasserkraftwerke 2016 in die neue Gesellschaft Uniper aus. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Uniper soll für «unique performance» - also für eine «einzigartige Leistungsfähigkeit» - stehen.
Aber tatsächlich rauschten zuletzt die Gewinne der künftigen Uniper-Kraftwerke zweistellig in den Keller. Eon selbst schrieb wegen der dramatisch verschlechterten Aussichten für die herkömmlichen Anlagen im abgelaufenen Quartal Milliarden ab. Grund ist der Verfall der Großhandels-Strompreise, die sich binnen vier Jahren halbierten. Die Preise für die Endverbraucher sollen - trotz der enormen Verluste der Düsseldorfer - vorerst nicht angehoben werden.
Eon betont, dass dies Faktoren seien, die von außen kämen. Die ganze Branche sei davon betroffen, sagt Finanzvorstand Michael Sen. Er erwarte, dass es auch anderswo noch empfindliche Abschreibungen geben werde. Zuhörer verstanden das als Seitenhieb auf den Rivalen RWE.
Der Konkurrent aus Essen legt an diesem Donnerstag ebenfalls seine Neun-Monats-Bilanz vor. Dabei dürften die Zahlen nicht grundlegend besser sein als bei Eon. Analysten erwarten aber, dass der Konzern zunächst auf größere Wertberichtigungen verzichtet.
RWE fährt bislang eine andere Strategie als Eon. Die Essener wollen als Ganzes ohne Aufteilung durch die Energiewende kommen. Und die drohende Frontalattacke auf die besonders umweltschädlichen Braunkohle-Kraftwerke von
RWE und
Vattenfall durch eine Klimaabgabe konnten die Essener mit Rückendeckung der Gewerkschaft IG BCE durch hartnäckiges Verhandeln bei der Bundesregierung weitgehend abwenden.
Eon-Chef Teyssen und sein Finanzchef Sen gaben sich unbeirrt von aller Kritik. Sie halten Kurs. Einen «Plan B» zur Abspaltung gebe es nicht, sagte Sen. «Ich bin sicher, dass die operative Kraft Ihres Unternehmens noch deutlicher zum Tragen kommt, wenn Eon und Uniper sich ab dem nächsten Jahr zu zwei schlagkräftigen Einheiten auf ihren Märkten formiert haben», schrieb Teyssen an die Aktionäre.
Die «grüne» Eon werde sich auf die «neue Energiewelt» konzentrieren und fortan vor allem auf den Stromvertrieb und erneuerbare Energien setzen. Uniper dagegen habe «beste Voraussetzungen» für die klassische Energie.
Immer wieder hat Teyssen gesagt, dass nach seiner Überzeugung konventionelle Kraftwerke noch lange gebraucht werden, um das wetterabhängige, schwankende Ökostrom-Angebot im Netz auszugleichen. Außerdem kommen viele alte Meiler in eine Reserve.
Und auch im Ausland lässt sich noch gutes Geld mit «alter Energie» verdienen - zum Beispiel in Russland. Dort läuft seit einigen Wochen das 800-Megawatt-Braunkohlekraftwerk Berezovskaya 3 in Ostsibirien - mit sehr guten Verdienstspannen. Eine «neue, profitable Anlage», lobt Teyssen.