Die bisherigen Ergebnisse ließen im
Schnitt einen Zuckerertrag von rund 12 t/ha erwarten, erklärte der Leiter Landwirtschaft des Unternehmens, Dr. Hermann Schmitz, am vergangenen Donnerstag (10.11.) vor Journalisten am Werksstandort Euskirchen.
„Die
Rübe hat die Trockenheit vielerorts gut kompensiert“, berichtete Schmitz. Allerdings sei die Kampagne in diesem Jahr wegen der Energie- und Gaskrise deutlich früher angelaufen als üblich. Durch die früheren Rodetermine hätten Ertragszuwächse zum Teil nicht realisiert werden können. Zudem gebe es beim Ertrag regional eine große Spannweite. Unterdurchschnittlich dürfte hingegen das diesjährige Zuckeraufkommen in der EU ausfallen, so Schmitz.
Erwartet werde eine Gesamtmenge von rund 16 Mio t Zucker inklusive Isoglukose, nach 17,2 Mio t im vergangenen Jahr. Der Produktionsrückgang werde bei einem wieder erholten Gesamtverbrauch von rund 17 Mio t Zucker erneut zu einer negativen Versorgungsbilanz in der EU führen. Damit bleibe die Gemeinschaft mehr denn je Nettoimporteur von Zucker.
Ausschlaggebend für die schlechtere EU-Zuckerbilanz sind laut Schmitz sowohl eine gegenüber dem Vorjahr um rund 48 000 ha beziehungsweise 3,3 % verkleinerte Anbaufläche als auch unterdurchschnittliche Erträge. Beim Ertrag schlügen sich vor allem die extreme Hitze und die ausgeprägte Trockenheit in ganz Europa nieder. Daran habe auch der Regen im September nichts mehr ändern können. Für das kommende Jahr sieht der Marktexperte keine großen Änderungen. Es werde wahrscheinlich keine Trendumkehr geben.
Gute Marktsituation
Laut Schmitz meldet die
EU-Kommission derzeit deutlich ansteigende Zuckerpreise. Im September habe der EU-Durchschnitts-Zuckerpreis bei 512 Euro/t gelegen; dieses Niveau sei zuletzt 2013/14 erreicht worden.
„Analysten gehen davon aus, dass die Preise in den kommenden Monaten weiter deutlich steigen werden“, hob der Fachmann hervor. Und auch im
Lebensmitteleinzelhandel sei Zucker deutlich teurer geworden. Von dieser guten
Marktsituation profitiert Schmitz zufolge auch die Landwirtschaft, die höhere Preise zur Kostendeckung und für die
Wettbewerbsfähigkeit der
Zuckerrübe dringend brauche.
Die Preise bei Pfeifer & Langen stiegen im Sicherheitsmodell auf etwa 40 Euro pro Tonne
Rüben und im Flexpreismodell auf rund 55 Euro. Für Schmitz ist dies ein klares Signal an die
Bauern, weiter auf den
Zuckerrübenanbau zu setzen: „Zucker aus heimischen Rüben ist gefragt. Es ist der richtige Zeitpunkt, den
Rübenanbau auszuweiten oder neu einzusteigen. Für das Jahr 2023 suchen wir noch Rübenanbauer“.
Antwort auf die Energiekrise
Schmitz wies darauf hin, dass die aktuelle Energiekrise Pfeifer & Langen vor außerordentliche Herausforderungen stelle. Oberstes Ziel sei es, die gesamte Rübenmenge verarbeiten zu können. Um unabhängig von Erdgas zu werden, seien an einigen Standorten Anlagen kurzfristig umgerüstet worden.
Während zwei der fünf deutschen Werke noch auf Erdgas angewiesen seien, arbeiteten andere flexibel und könnten auch mit Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Biomasse betrieben werden. Bis zum Ende der aktuellen Kampagne werde der Gasverbrauch im Unternehmen um bis zu 50 % gegenüber dem Vorjahresverbrauch reduziert sein, so der Leiter Landwirtschaft.
Zusätzlich verlagere Pfeifer & Langen Rübenmengen kostenaufwendig in gasunabhängige Schwesterwerke, und für die Kampagne 2023 sei geplant, die auf die Nutzung von Gas angewiesenen Fabriken auf eine bivalente Befeuerung mit alternativen Brennstoffen umzustellen.
CO2-Neutralität angestrebt
Um auch in Zukunft ein nachhaltiges Wirtschaften zu sichern, hat Pfeifer & Langen die „Strategie 2030“ entwickelt. Der langfristige Plan sieht die CO2-neutrale
Zuckerproduktion bis spätestens 2040 vor. „Hierbei hat die Einsparung von Energie die höchste Priorität“, betonte Schmitz. Dafür investiere das Unternehmen in modernste Technik und erneuerbare Energieträger.
Nach der bereits für 2025 angestrebten Halbierung der CO2-Emissionen gegenüber 2019 seien auch die weiteren Ziele von Pfeifer & Langen ambitioniert. Das bis 2030 konzipierte Investitionsprogramm setze insbesondere auf einen Umbau der Werke zur Nutzung grüner
Energieträger wie Biogas, Holz- oder Rübenpellets. Bereits 2022 wurde laut Schmitz mit dem Einsatz von Biomasse als alternative Brennstoffe begonnen.
Eine weitere große Herausforderung habe das Unternehmen bereits bewältigt. Nahezu alle bei der Flut im Juli 2021 entstandenen Schäden im Werk Euskirchen seien nach massiven Kraftanstrengungen der Belegschaft beseitigt worden.