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18.06.2014 | 09:48 | Elektrokonzern 

Ringen um Alstom-Konzern

Paris - Im Bietergefecht um den französischen Industriekonzern Alstom werben Siemens und der japanische Partner Mitsubishi jetzt offensiv um die Unterstützung der Entscheidungsträger in Paris.

Energietechnik
(c) proplanta
Die Chefs der beiden Unternehmen standen am Dienstag unter anderem Staatschef François Hollande und Mitgliedern des Parlaments Rede und Antwort.

Dabei stellten sie ihr am Vortag abgegebenes Angebot als Rettung für eine Ikone der französischen Wirtschaft dar. Die bereits im April abgegebene Offerte des Konkurrenten General Electric (GE) wurde hingegen als Zerschlagungsplan dargestellt.

Das deutsch-japanische Gemeinschaftsgebot sei sowohl in finanziellen als auch strategischen und sozialen Aspekten überlegen, erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser bei einer Pressekonferenz zwischen den politischen Terminen.

Alstom werde damit als weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Energie und Mobilität gestärkt. Die beiden Partner stellten auch bis zu 2.000 zusätzliche Jobs in Frankreich in Aussicht.

Rund 1.000 Arbeitsplätze davon will MHI schaffen, etwa durch ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum, weitere bis zu 1.000 neue Ausbildungsplätze sollen an Siemens- und Alstom-Standorten in Frankreich entstehen. Die Partner rechneten auch vor, dass ihre Offerte um knapp zwei Milliarden Euro besser sei als die von GE. Nach Siemens-Lesart wird die Alstom-Energietechniksparte im gemeinsamen Angebot mit 14,2 Milliarden Euro bewertet.

Die Amerikaner wollen 12,35 Milliarden Euro zahlen und hatten ihrerseits 1.000 neue Arbeitsplätze zugesagt. Außerdem soll GE eine Stärkung der Alstom-Transportsparte und Gemeinschaftsprojekte für die Bereiche Energienetze und erneuerbare Energien angeboten haben.

Auf die Gemeinschaftsofferte von Siemens und MHI hatten die Amerikaner am Vortag zunächst nur knapp reagiert. Man werde sich nicht an einem Bieterkrieg beteiligen, ließ GE wissen. Die «Financial Times» berichtete allerdings am Dienstag, der US-Konzern wolle bei der Arbeitsplatzgarantie in Frankreich nachbessern. Das Blatt berief sich auf mit der Sache vertraute Personen.

Der deutsch-japanische Plan sieht vor, die Unabhängigkeit des französischen Unternehmens beizubehalten und es über Joint Ventures mit MHI zu stärken. Demnach würde Siemens lediglich das Alstom-Gasturbinen-Geschäft komplett schlucken und dafür 3,9 Milliarden Euro in bar zahlen. Mitsubishi will 3,1 Milliarden Euro in die Gründung von Joint Ventures mit weiteren Unternehmensteilen stecken.

Zudem bekräftigten die Japaner, sie wollten bis zu 10 Prozent des Alstom-Kapitals übernehmen. MHI hofft, dass zusätzlich auch der französische Staat zehn Prozent der Anteile kauft. Das sagte MHI-Chef Shunichi Miyanaga am Abend bei der gemeinsamen Anhörung mit Kaeser vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung.

Insgesamt umfasst die Offerte von Siemens und MHI Barzahlungen von sieben Milliarden Euro. Beteiligungen im Wert von 7,2 Milliarden würden bei Alstom verbleiben. Macht also 14,2 Milliarden, rechneten die Partner vor.

Siemens ist zudem weiter bereit, sein komplettes Bahntechnikgeschäft abzugeben. «Im Transportbereich sind wir absolut entschlossen, einen europäischen Champion zu schaffen (...)», teilte der Aufsichtsratschef des Elektrokonzerns, Gerhard Cromme, nach dem Spitzentreffen mit Frankreichs Präsident François Hollande am Vormittag mit. Es gehe dabei darum, die kompletten Siemens-Aktivitäten in dem Geschäftsfeld an Alstom zu geben.

An der Börse kam die Offerte von Siemens und MHI gut an. Sie könnte eine echte Alternative für die französische Regierung sein, sagte Baader-Bank-Analyst Günther Hollfelder am Dienstag.
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