Regierungschefin Manuela Schwesig und Landesagrar- und -umweltminister Till
Backhaus (beide SPD) betonten die Bedeutung der Agrar- und Ernährungsbranche in der Corona-Krise und beim Umweltschutz.
«Landwirtschaft und Umwelt- und
Klimaschutz, das ist kein Widerspruch», sagte Schwesig am Donnerstag vor mehreren hundert Besuchern.
Bauern seien tagtäglich für ihre Tiere da und dürften nicht als Verursacher der Klimakrise beschimpft werden. Zudem habe die Branche auch in der Corona-Pandemie «eine hohe Verantwortung» gezeigt.
Die Agrarmesse, die als «kleine Grüne Woche» gilt und 2020 pandemiebedingt ausgefallen war, zog am ersten Tag mehrere tausend Schaulustige an. Am Eingang bildeten sich morgens kleine Schlangen, da Gäste Impfnachweise oder Corona-Testnachweise vorzeigen mussten.
Trotz des Dauerregens am Vortag waren die Wege gut begehbar. «Wir haben ganz schnell tonnenweise Holzschnitzel ausgebracht», sagte Christin Mondesi von der Messe und Ausstellungsgesellschaft mbH (MAZ).
«Ein Jahr ohne MeLa, das ist wie Entzug - und wer braucht den schon», sagte der Präsident des Landesbauernverbandes Detlef Kurreck. Besonders gefragt bei Besuchern waren Tierzelte, in denen Blaue Wiener, Burgunder und andere Kaninchenarten bestaunt, Schafe und Ziegen gestreichelt sowie Tauben, Hühner und Enten beobachtet werden können. Zwischen großen Mähdreschern, Radladern und Rasentraktoren tummelten sich Technikinteressierte. Fachleute diskutierten über
Tiergesundheit,
Umweltschutz auf dem Acker und Tierschutz in Ställen.
«Landwirtschaft ist aber kein Selbstläufer», erklärte Backhaus. So habe die Branche in
MV seit 1990 schon 50 Prozent des Tierbestandes abgebaut. Beim Viehbesatz pro Hektar liege der Nordosten weit hinter anderen Bundesländern wie Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen.
«Damit hat die Landwirtschaft seit 1990 auch schon 50 Prozent ihrer Kohlendioxid-Ausstoßes reduziert.» Trotzdem hätten die etwa 50.000 Beschäftigten in der Corona-Pandemie bewiesen, dass sie das wirtschaftliche Rückgrat Mecklenburg-Vorpommerns sind.
Sie sei «sehr bewegt, dass die
MeLa wieder stattfinden kann», sagte Schwesig: «Die MeLa gehört zu Mecklenburg-Vorpommern wie die Ostsee zu unserem Land gehört.». Auch in dieser schwierigen Zeit hätten Bauern dafür gesorgt, dass Brot, Butter und andere
Nahrungsmittel immer verfügbar waren und es keine Versorgungsengpässe gab. «Das ist keine Selbstverständlichkeit.»
Zuvor hatte MAZ-Geschäftsführerin Mondesi sich für die Unterstützung in der Corona-Zeit bedankt. Das Land und sein Stabilisierungsprogramm hätten dafür gesorgt, dass die MAZ trotz der 2020 ausgefallenen Messen erhalten blieb. Zudem hätten die MAZ-Gesellschafter - die Messe Berlin und der Deutsche Bauernverlag - einen Teil der Verluste übernommen. Nur so sei es möglich gewesen die 30. MeLa auf die Beine zu stellen.
Bis Sonntag zeigen mehr als 700 Aussteller ihre Maschinen, etwa 1.000 Tiere, unterschiedlichste
Agrarprodukte und Gartenbauerzeugnisse. In den Vorjahren hatte die
Agrarmesse bis zu 70.000 Besucher. Wegen der Bedeutung der Branche für den Umweltschutz zeichnete Backhaus erstmals auf der MeLa mehrere «klimafreundliche Betriebe» aus. So siegten bei dem Wettbewerb der Landwirtschaftliche
Familienbetrieb Kühling aus Bentzin in Vorpommern und die Solidarische Landwirtschaft Lebendiger
Landbau aus Upahl (Nordwestmecklenburg).
Die Bentziner beeindruckten durch «beachtliches Energiemanagement». Mit der erzeugten
Bioenergie könne rechnerisch der gesamte Amtsbereich ganzjährig mit Strom versorgt werden. Die Abwärme werde in ein Nahwärmenetze eingespeist, das auch die öffentlichen Gebäude der Gemeinde Tutow beheizt.
In Upahl werde auf besonders ökologische und ressourcenschonende Feldbauverfahren gesetzt. Dazu gehören lange Fruchtfolgen mit grünen Brachflächen sowie intensiver
Zwischenfruchtanbau, der den Humusanteil vermehren soll. Dies sei wichtig für die Bindung von Treibhausgasen.