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24.10.2015 | 09:23 | LfL-Jahrestagung 

Was freier Wettbewerb für den Milchmarkt bedeutet

Freising-Weihenstephan - Die diesjährige Jahrestagung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) stand ganz im Zeichen des freien Wettbewerbs am Milchmarkt seit dem Ende der Milchquote im April dieses Jahres.

Milchviehhaltung in Bayern
(c) proplanta
Die mit rd. 200 Teilnehmern gut besuchte LfL-Jahrestagung verdeutlichte, dass die gewählten Themen die Branche bewegen. Was können wir in der Milchviehhaltung besser machen? Mit dieser Frage beschäftigte sich Professor Gauly von der Freien Universität Bozen im Eingangsreferat.

Anschließend bearbeiteten Experten der LfL eine umfassende Themenpalette im Bereich der Milcherzeugung und gaben Antworten auf die Frage, welche Perspektiven sich der bayerischen Milchwirtschaft im freien Markt bieten.

Mit den Themen Stallbau, Züchtung und Fütterung wurde der Fokus zunächst auf die konkrete Betriebsleitung gelegt, anschließend folgten die genaue Analyse des Milchmarktes und eine betriebswirtschaftliche Beurteilung der Entwicklungsmöglichkeiten. Die Einschätzung eines praktischen Milchviehhalters rundete den Blick auf alle Bereiche ab und stellte einen direkten Bezug zu den bayerischen Verhältnissen her.

In Bayerns Milchviehbetrieben werden jährlich gut 8 Mio. Tonnen Milch erzeugt. Nach einer positiven Entwicklung des Milchpreises bis Ende 2013 stieg die Milcherzeugung und damit das Angebot an, das bevorstehende Quotenende begünstigte dies. Gleichzeitig ging die weltweite Nachfrage zurück und diese beiden Faktoren verursachten einen starken Preisdruck. Gerade für Betriebe die kürzlich investiert haben, ergibt sich dadurch oft eine angespannte Liquiditätslage.

In der Milchviehhaltung wurden in den letzten Jahrzehnten teilweise große Fortschritte in Bezug auf tierische Leistung sowie die Verbesserung der Ressourceneffizienz erzielt. Der Bereich Tierwohl war bisher nicht im Vordergrund, steht jedoch seit einigen Jahren deutlich im Fokus. Die Verbesserungsmöglichkeiten sind vielfältig und können auf verschiedenen Ebenen ansetzen, von der Haltung, Zucht und Fütterung bis hin zum Gesundheits- und Betriebsmanagement.

Im Bereich der Haltung stellt sich die Frage des Tierwohls besonders bei Um-, Er-weiterungs- oder Neubau. Baulich und technisch optimale Stallgebäude sind an den Bedürfnissen der Tiere auszurichten. Gleichzeitig stehen die Betriebe unter enormen Wettbewerbs- und Kostendruck. Einsparungen dürfen nicht auf Kosten der Funktionalität und des Tierwohls erfolgen. Lösungsansätze sind immer spezifisch auf den Einzelbetrieb zugeschnitten, im Tagungsverlauf wurden vorbildliche Lösungen ausführlich vorgestellt.

Langlebigkeit und gute Fitnessmerkmale sind heute Forderungen, die z.B. die Gesellschaft in der Zucht verwirklicht sehen will. Inwieweit sind diese Merkmale überhaupt züchterisch zu verbessern und wo stehen hier die drei deutschen Hauptrassen Holstein, Fleckvieh und Braunvieh? Der derzeitige Leistungsstand der Rinderrassen, nicht nur bei diesen Merkmalen, und die Perspektiven für die Zukunft wurden analysiert und interpretiert.

In der Milchviehfütterung sind Futtereffizienz und das betriebliche Controlling entscheidende Faktoren. Aus den Erfahrungen in den Projekten der Eiweißstrategie zeigen sich große Reserven in den einzelnen Betrieben. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Milcherzeugung in Bayern sind die Ausgestaltung der betrieblichen Futtererzeugung und die Fütterungsstrategie von erheblicher Bedeutung. Das Futter und die Fütterung sind wesentliche Stellgrößen für die Gesundheitsvorsorge und das Tierwohl.

Viele Betriebe sind derzeit verunsichert und stellen die Zukunft der Milcherzeugung in Frage. In Phasen wie dieser geht es darum, das Preistal zu überstehen, betriebliche Entscheidungen aber auf längerfristigen Betrachtungen aufzubauen. Aus bayerischer Sicht dürfen ökonomische Perspektiven nicht auf das Thema einzelbetriebliches Größenwachstum reduziert werden.

Vielmehr geht es auch in Zukunft darum, die Wertschöpfung durch Kostenoptimierung und das Nutzen von Nischenmärkten zu steigern. Als dritte Entwicklungsachse bieten Erwerbskombinationen, wie z.B. Urlaub auf dem Bauernhof, eine mögliche Perspektive. Mit Blick auf die heute jungen Hofnachfolger wird der Arbeitsplatz Milchviehstall nur dann attraktiv sein, wenn sich zur ökonomischen eine soziale Perspektive ergibt.
LfL
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