Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
05.11.2022 | 14:31 | Lebensmittelversorgung 

50 Prozent mehr Kunden kommen zu Tafeln

Düsseldorf - Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie zurzeit.

Grundversorgung
Immer mehr Menschen suchen bei Tafeln Hilfe. Nach Angaben des Dachverbands Tafel Deutschland verschärfen die steigenden Preise die Lage weiter. Sorgen macht der Winter. (c) proplanta
«Seit Jahresbeginn verzeichnen wir einen Anstieg der Kundinnen und Kunden von 50 Prozent», sagte der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl, der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag). Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen.

Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden zurückgegangen. «Rund ein Drittel der Tafeln sind so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen mussten», sagte Brühl. Hilfesuchende Menschen wegzuschicken, sei für Helfer aber psychisch enorm belastend.

Auffällig seien die Einzelschicksale, so Brühl. «Die Menschen haben große Existenzängste und Sorgen, wie sie Lebensmittel, Wohnen, Heizen zahlen können.» Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, «was der Staat nicht schafft». Die staatlichen Hilfen seien «unzureichend» und kämen zu spät. «Menschen, die zu den Tafeln kommen, haben keine Reserven. Armutsbetroffene Menschen brauchen jetzt schnelle Hilfen.»

Die bundesweit rund 960 Tafeln verteilen an Bedürftige Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können. Ende September hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Zahl der Menschen, die im Jahr 2020 bei einer Tafel waren, auf knapp 1,1 Millionen Menschen beziffert und sich dabei auf eine Umfrage bezogen.

Neben ALGII-Empfängern und Rentnern nehmen seit Beginn des Ukraine-Krieges auch viele Geflüchtete die Hilfe der Tafeln wahr. Außerdem kommen mittlerweile immer mehr Menschen, die durch steigende Preise nicht länger von ihrem Einkommen allein leben können, wie Brühl sagte.

Natürlich wirke sich auch die derzeit hohe Inflation auf die Zahl der Besucher aus, hatte DIW-Forscher Markus Grabka vor wenigen Wochen erklärt. Hohe Energie-Vorauszahlungen führten auch Menschen mit nicht ganz geringem Einkommen in die Einrichtungen.

Mit Blick auf den Winter rechnet Brühl mit einer weiteren Zuspitzung der Lage und appellierte auch an die Solidarität der Gesellschaft: «Wir sind ein reiches Land, wir können es schaffen, dass alle Menschen gut durch diesen Winter kommen.»
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Österreich: Steuerpflicht bei Lebensmittelspenden soll fallen

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet