Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.01.2022 | 15:03 | Mycobacterium leprae 

Corona erschwert die Suche nach Lepra-Kranken enorm

Würzburg/Genf - Die Corona-Pandemie erschwert die Suche nach Lepra-Kranken weltweit dramatisch. Ausgangssperren, Kontaktverbote - die Mitarbeiter der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW/Würzburg) haben allein im ersten Pandemiejahr 2020 ein Drittel weniger Lepra-Fälle gemeldet als im Jahr davor.

Suche nach Lepra-Kranken
Die Welt schaut auf Corona, das Leben richtet sich an der Pandemie aus. Aus dem Blick geraten gerade in armen Ländern Krankheiten wie Lepra. Neue Fälle werden coronabedingt seltener entdeckt. Und klinische Tests für einen Lepra-Impfstoff werden ausgebremst. (c) Darren Baker - fotolia.com
«Jedoch nicht etwa, weil weniger Menschen an Lepra erkrankt waren, sondern weil infolge der Corona-Pandemie weniger Patient:innen diagnostiziert worden sind», berichtete die globale Gesundheitsberaterin der Hilfsorganisation, Saskia Kreibich, anlässlich des Welt-Lepra-Tages am 30. Januar. In Deutschland gilt die Lepra, deren Erreger 1873 entdeckt wurde, seit den 1920er Jahren als ausgerottet.

Lepra-Bakterien zerstören die Haut und die Schleimhäute und befallen Nervenzellen. Der Erreger Mycobacterium leprae wird wahrscheinlich überwiegend per Tröpfcheninfektion übertragen. Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt drei bis fünf Jahre. Die Krankheit ist heilbar, aber etwa vier Millionen Menschen weltweit müssen mit teils schwersten Behinderungen leben - und mit Stigmatisierung.

Nur fünf Prozent der Weltbevölkerung können nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) überhaupt an Lepra erkranken, der Rest ist immun. Bei mehr als jedem zehnten Erkrankten vor allem in armen Ländern wird Lepra so spät entdeckt, dass körperliche Schäden bleiben. Coronabedingt sind derzeit frühzeitige Behandlungen mit Antibiotika vielerorts erschwert, um solche Schäden zu verhindern.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO/Genf) meldete aus 139 Ländern für das Jahr 2020 etwa 128.000 registrierte neue Fälle - gut 37 Prozent weniger als 2019. «Dies ist ein Beleg dafür, dass in vielen Ländern die Maßnahmen zur Bekämpfung der Lepra, einschließlich der Erkennung und Behandlung von Fällen, durch die Pandemie beeinträchtigt wurden», sagte der WHO-Botschafter für den Kampf gegen Lepra, Yohei Sasakawa.

Viele Krankenhäuser sind laut DAHW zur Covid-19-Behandlung umfunktioniert worden, Lepra und andere Krankheiten wie Tollwut, Malaria, Ebola und Tuberkulose pandemiebedingt aus dem Fokus geraten.

65 Jahre nach der Gründung der DAHW in Zell am Main bei Würzburg (damals noch unter dem Namen Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk) hofft die Organisation nun, dass die auch gegen Covid-19 eingesetzte mRNA-Technologie bei der Entwicklung eines Lepra-Impfstoffs helfen wird.

«Die mRNA-Technologie birgt auch für unsere Forschung neue Chancen und könnte uns helfen, dem Ziel, die Lepra bis 2035 zu besiegen, deutlich näherzukommen», sagte die DAHW-Forschungskoordinatorin Christa Kasang.

Eigentlich sollten im vergangenen Frühjahr wichtige klinische Tests mit einem herkömmlichen Impfstoff in Brasilien starten, wo Lepra sehr verbreitet ist. Doch da die Testkapazitäten für die Entwicklung eines Vakzins gegen Corona gebraucht worden seien, habe es erneut Verzögerungen gegeben. «Wir hoffen, dass wir im zweiten Quartal 2022 endlich starten können», sagte Kasang.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Experten überprüfen Corona-Maßnahmen - Empfehlungen für die Zukunft

 Rätselhafter Corona-Effekt: Deutlich mehr Fälle verfrühter Pubertät

 Corona-Topf der EU: Zur Halbzeit erst Drittel der Gelder ausgezahlt

 Bayern kritisiert umfangreiche Prüfungen von Corona-Hilfsgeldern

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken