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17.03.2020 | 08:17 | Corona-Pandemie 

Coronavirus: Warum so viele Angst haben und was dagegen hilft

Berlin - Schulen sind zu, Sportveranstaltungen und Konzerte abgesagt, das Credo für alle lautet zuhause bleiben: Das Coronavirus breitet sich weiter aus - mit Auswirkungen auf jegliche Lebensbereiche.

Woher kommt der Coronavirus?
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Die Corona-Pandemie stellt den Alltag vieler Menschen auf den Kopf - und bereitet so manchen große Sorge. Warum Menschen Angst haben und was sie dagegen tun können.
Diese Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die die meisten wohl so noch nie erlebt haben, können ein mulmiges Gefühl machen - oder eine handfeste Angst verursachen. Gründe für die Angst gibt es viele. Hilfsmittel dagegen auch.

Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen hätten so möglicherweise Angst davor, selber an der Lungenkrankheit zu erkranken - Jüngere davor, den Alltag etwa mit Kindern zuhause zu bewältigen, erklärt die stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung, Barbara Lubisch. Viele Menschen hätten zudem zunehmend Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise - vom Arbeitsplatzverlust bis zur Existenzbedrohung.

Die Reaktionen der Menschen reichen in der aktuellen Situation von Gelassenheit bis Panik: Grundsätzlich sei es nun wie immer, wenn etwas größeres passiert, sagt Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbands deutscher Psychiater: «Menschen reagieren entsprechend ihrer Persönlichkeit.» Manche sähen die Situation entspannt, andere, generell ängstlichere Menschen, gerieten schneller in Angst und Panik. Auch Menschen, die schon einmal Vertraute wegen einer Viruskrankheit verloren haben, seien häufig «vorbelastet» und machten sich womöglich mehr Sorgen.

Menschen haben mehr Angst vor dem Unbekannten und nicht Einschätzbaren als vor bekannten Gefahren, erklärt der Göttinger Angstforscher Borwin Bandelow. Tausende Menschen würden etwa jährlich an Krankenhauskeimen oder bei Verkehrsunfällen sterben - ein solcher Tod sei also sehr viel wahrscheinlicher, als durch die neue Viruskrankheit. «Wir überschätzen das statistische Risiko, daran zu erkranken», erklärt der Psychiater - das sei aber menschlich.

Genauso menschlich seien die Reaktionen auf die Situation - wie etwa die umfangreichen Vorratskäufe. «Hamstern steckt in den Genen drin», erklärt Bandelow. Ängste vererben sich. Wer früher etwa im Winter in nördlichen Gebieten keine Vorräte angelegt hat, ist gestorben. «Das führt dazu, dass wir nach wie vor in unseren Genen die Angst vorm Verhungern verankert haben, und immer wenn die aufkommt, hamstern wir.»

Angst vor Hunger, selbst an Covid-19 zu erkranken oder vertraute Menschen wie Eltern oder Großeltern zu verlieren - man kann sich derzeit wegen vieler Dinge Sorgen machen. Wie kann man am besten damit umgehen? Eine gewisse Zeit müsse man sicher mit der Angst leben, sagt Bandelow, und empfiehlt, sich einen «gesunden Fatalismus»  zuzulegen. «Sich selber sagen, dass die Chance, dass der schlimmste Fall eintreten wird, verschwindend gering ist.» Auch Therapeutin Lubisch empfiehlt bei jeglichen Ängsten und Bedenken einen nüchternen Realitätscheck. «Sich bei seriösen Quellen Informationen verschaffen, überlegen was wirkliche Gefahren sind und Hygienetipps und -vorschriften ernst nehmen.»

Viel mit Anderen zu reden, kann gegen die Angst helfen - im Idealfall mit Menschen, die weniger Angst haben, sind sich die Experten einig. Wenn direkter Kontakt nicht möglich ist, geht das auch etwa über Videotelefonie. Psychiaterin Roth-Sackenheim empfiehlt zudem, den Nachrichtenkonsum einzuschränken, wenn man merkt, dass einen die ständig neuen Zahlen zu Infizierten und Toten oder Fotos von Menschen mit Schutzanzügen überfordern.

Zur Soforthilfe empfiehlt Roth-Sackenheim die sogenannte progressive Muskelentspannung: Nach einem bestimmten Schema werden verschiedene Muskelgruppen zunächst angespannt und dann wieder losgelassen. «Wie genau das geht, erklären zum Beispiel Youtube-Videos», sagt die Expertin.

Auch Psychotherapie könne helfen, mit Ängsten in der aktuellen Krise umzugehen, sagt Lubisch. Bisher verzeichne die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung keine gestiegene Nachfrage sagt sie. Sie rechnet aber damit, dass sich in nächster Zeit zunehmend Menschen mit in der Coronakrise entstandenen Ängsten an die Therapeuten wenden.

Dann werde es sicherlich Beratungsangebote oder Psychotherapeutische Sprechstunden geben. Auch jetzt schon sei Corona im Gespräch mit allen Patienten Thema, sagt Lubisch. «Es gibt kaum jemanden, der völlig unberührt ist.»
dpa
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