Der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES habe bereits am 20. Januar 2010 ein Bericht vorgelegen, der den Zusammenhang zwischen dem Verzehr des Harzer Käses und einer Infektion mit Listeriose zweifelsfrei darstelle. Der deutsche Verkäufer des Käses, der Discounter
Lidl, habe erst am 16. Februar eine ausdrückliche Verzehrwarnung herausgegeben. Im vergangenen Jahr waren vier Österreicher und zwei Deutsche nach dem Verzehr des Käses der obersteirischen Firma «Prolactal» an einer Bakterieninfektion gestorben. In diesem Jahr sind bundesweit bisher fünf Konsumenten deshalb an Listeriose erkrankt, Österreich zählt sieben Fälle.
Ein Sprecher der AGES, Roland Achatz, bestätigte am Donnerstag, dass in Österreich spätestens am 21. Januar der Käse als Quelle der Infektion mit Sicherheit feststand. Diese Information habe seine Agentur - die nur für die Bewertung zuständig ist - an das österreichische Gesundheitsministerium weitergegeben. Dieses alarmierte am nächsten Tag über ein
Frühwarnsystem alle EU-Länder. Am 23. Januar habe das betroffene Unternehmen dann seine Rückrufaktion gestartet.
Die zeitliche Diskrepanz erklärte Achatz mit dem Weg der Behörden. Zudem habe es zuvor Wochen und Monate gedauert, um in komplizierter Recherchearbeit den Käse als Ursache der Krankheit überhaupt zu identifizieren: «Dann ist es keine Frage von Stunden mehr.» (dpa)