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11.11.2013 | 18:35 | Gastro-Kritik 

Gault Millau beklagt schlechtes Image der deutschen Küche

Berlin - Der Restaurantführer «Gault Millau» kritisiert mangelnde Aufmerksamkeit für die deutsche Spitzenküche. Die befinde sich zwar auf Weltniveau, als typisch deutsch gelte aber immer noch das Schnitzel, urteilten die Kritiker in der neuen, am Montag in Berlin vorgestellten Ausgabe des «Gault Millau Deutschland 2014».

Gault-Millau 2014
(c) proplanta
«Die besten deutschen Köche kochen heute auf Augenhöhe mit den Stars der globalen Spitzengastronomie», heißt es darin. Die Restaurant-Szene sei «weltoffen, vielfältig, kreativ und auf dem neuesten Stand». Das Problem: In der öffentlichen Wahrnehmung spiele das kaum eine Rolle. Die Kritiker sehen ein «Aufmerksamkeitsdefizit» für die erfolgreiche Entwicklung deutscher Restaurants - und schuld daran seien auch Politiker.

«Deutsche Politiker aber sehen nach wie vor ein Wiener Schnitzel in ihrem Stammlokal als den Höhepunkt lukullischer Freuden und tun nichts dafür, dass die Kulinarik den Stellenwert erhält, den sie in Ländern wie Frankreich und Italien schon immer hat», meint der «Gault Millau».

Spanien, Skandinavien und neuerdings auch Peru oder Brasilien seien gute Beispiele dafür, wie Restaurant-Szenen mit öffentlichen Fördermitteln ein neues Image bekommen könnten. Der «Gault Millau» fördert die deutsche Spitzengastronomie auf seine Weise, verteilt nach dem französischen Schulnotensystem Punkte an die besten deutschen Köche und kürt einen «Koch des Jahres».

Der Titel geht dieses Mal an Daniel Achilles (37) vom Berliner Restaurant «Reinstoff». Der gebürtige Leipziger, der auch zwei «Michelin»-Sterne erkocht hat, mache aus einfachen Zutaten ganz große Küche, hieß es in der Begründung. Beispiele für seine jetzt preisgekrönten Gerichte: marinierter Strömling mit Äpfeln, Blüten, Zwiebel und Mini-Smörrebröd oder Ochsenschwanz-Curry mit Linsen und Mango. Dafür gaben ihm die Kritiker 18 von 20 möglichen Punkten - einen mehr als im Vorjahr.

Diesen Sprung konnten auch Volker Drkosch vom «Victorian» in Düsseldorf und Hendrik Otto vom «Lorenz Adlon Esszimmer» in Berlin machen. Koch Bobby Bräuer schaffte das ohne Anlauf und erreichte mit seinem im vergangenen Jahr eröffneten Münchner «Ess.Zimmer» auf Anhieb 18 Punkte.

An der Spitze der kulinarischen Hitparade stehen mit 19,5 Punkten Harald Wohlfahrt in der «Schwarzwaldstube» in Baiersbronn, Joachim Wissler vom «Vendôme» in Bergisch Gladbach, Klaus Erfort vom «GästeHaus» in Saarbrücken und Helmut Thieltges vom «Waldhotel Sonnora» in Dreis bei Wittlich in der Süd-Eifel (Rheinland-Pfalz).

Achilles' Vorgänger als Titelträger «Koch des Jahres» - Christian Jürgens von der «Überfahrt» am Tegernsee - bleibt bei 19 Punkten. Jürgens wurde vergangene Woche vom «Michelin» neu in dessen höchste Kategorie der Drei-Sterne-Köche aufgenommen.

Von den 36 deutschen Top-Köchen, die beim «Gault Millau» 18 bis 19,5 Punkte bekommen, stehen 7 in Bayern, 5 in Rheinland- Pfalz und je 4 in Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein am Herd.

Dabei ist und bleibt die Liga der Spitzenköche eine Männerdomäne. Die höchstbewerteten Köchinnen sind mit 17 Punkten Jacqueline Amirfallah vom «Gauß» in Göttingen (Niedersachsen) und Douce Steiner vom «Hirschen» in Sulzburg (Südbaden/Baden-Württemberg).

Insgesamt bewertet der alljährlich erscheinende «Gault Millau» in seiner neuen Ausgabe (für 2014) 1.001 Restaurants. Die 27 Tester, die stets anonym auftreten und dieses Jahr 266.000 Euro Spesen machten, verliehen 858 Luxus-Lokalen und Landgasthöfen, Bistros und Hotel-Restaurants die begehrten Kochmützen. Dazu müssen die Köche mindestens 13 von 20 Punkten erreichen, was nach «Gault Millau»-Angaben einem «Michelin»-Stern nahekommt.

Im Vergleich zur Vorjahresausgabe servierten die Tester 131 aus ihrer Sicht langweilig gewordene Restaurants ab und nahmen 110 Küchen neu auf, darunter auch ein Burger-Grill in Köln und ein Dutzend Wirtshäuser. 121 Köche werden höher, 104 niedriger als im vergangenen Guide bewertet.
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