Das kündigte Kartellamtspräsident Andreas Mundt in einem Interview der Tageszeitung «Die Welt» (Samstag) an. «Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, werden wir bis Ende dieses Jahres Ergebnisse vorlegen.» Die Bonner Wettbewerbshüter hatten die Prüfung 2011 gestartet.
«Im Fokus der Untersuchung stehen die Wettbewerbsbedingungen auf den Märkten für die Beschaffung von Nahrungs- und Genussmitteln durch die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels», hieß es damals.
Mundt berichtete in der «Welt», das Kartellamt bekomme regelmäßig Beschwerden von Lebensmittelherstellern über die Einkaufspraktiken des Handels. «Ob sich dieses Verhalten noch im Bereich des "harten Verhandelns" bewegt oder ob wir es bereits mit kartellrechtlich relevanten Fragen zu tun haben, gilt es genauer zu analysieren», sagte Mundt. «Wir wollen uns einen Überblick darüber verschaffen, ob dieser Wettbewerb zwischen Lebensmittelhändlern und Herstellern noch in allen Bereichen mit fairen Mitteln geführt wird.»
Mundt wies auf den hohen Konzentrationsgrad im deutschen Lebensmittelhandel hin. «Am Ende des vergangenen Jahrtausends gab es bundesweit noch acht verschiedene größere Handelsketten. Heute konzentrieren sich 85 Prozent des Lebensmittelumsatzes auf gerade noch vier Unternehmen», sagt er. «Ihnen stehen mehrere Tausend Lieferanten gegenüber, und das sind sicherlich nicht alles große Konzerne. Da liegt es nahe, sich dieses Wettbewerbsverhältnis einmal genauer anzuschauen.»
Mundt widersprach zudem der These, dass die
Lebensmittelpreise hierzulande sehr niedrig seien - und damit Ausdruck eines funktionierenden Wettbewerbs: «Ich habe noch keine belastbare Studie gesehen, die diese gemeinhin pauschalen Aussagen tatsächlich stützt. Wir liegen beim Preisniveau europäisch eher im Mittelfeld.»
Für die Untersuchung der Einkaufsmacht der Handelsunternehmen hatte das Kartellamt an 21 Handelsunternehmen und rund 200 Hersteller umfangreiche Fragebögen verschickt. Untersucht werden nach früheren Angaben der Behörde größere Warengruppen aber auch in Stichproben Produktmärkte, zum Beispiel Gemüsekonserven, Milch, Butter oder Tiefkühlpizza und Röstkaffee.
Ferner soll geprüft werden, ob die führenden Handelsunternehmen Einkaufsvorteile gegenüber ihren Wettbewerbern genießen und worauf diese Vorteile im Einzelnen beruhen. (dpa)