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08.03.2013 | 06:24 | Pferdefleisch-Skandal 

133 Pferdefleisch-Proben fallen positiv aus

Berlin - In 133 Fällen haben deutsche Behörden bislang verstecktes Pferdefleisch in Lebensmitteln gefunden. Im Skandal um verseuchten Futtermais aus Serbien kündigte Nordrhein-Westfalen am Donnerstag unterdessen schärfere Kontrollen an.

Fleisch-Produkte
(c) proplanta
Der Verband der Lebensmittelkontrolleure sprach angesichts der jüngsten Essensskandale von «Zuständen wie im vorigen Jahrhundert». Während 37 Jahren im Geschäft habe er noch nie eine solche Häufung von Verfehlungen erlebt, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, der «Lebensmittel Zeitung».

Vor knapp drei Wochen war in Europa der Skandal um falsch deklarierte Lebensmittel mit Pferdefleisch bekanntgeworden. Die seither 133 Funde in Deutschland bestätigten überwiegend bekannte Produkte, die schon aus dem Handel genommen worden waren, teilte das Bundesverbraucherministerium in Berlin mit. Bundesweit wurden bisher 2.118 amtliche Proben ausgewertet. Die Analysen der zuständigen Länderbehörden sollen fortgesetzt werden. Zu den aus Lebensmitteln, die aus den Regalen genommen wurden, gehören Rindergulasch, Chili con Carne, Spaghetti Bolognese, Lasagne, Wraps sowie Hacksteaks.

Nachgewiesen wurde nicht deklariertes Pferdefleisch demnach in 42 Proben in Nordrhein-Westfalen, 18 in Hessen, 16 in Baden- Württemberg, zehn in Mecklenburg-Vorpommern, je 9 in Bayern und Niedersachsen, 8 in Brandenburg, 7 in Sachsen-Anhalt, fünf in Bremen, vier in Hamburg, drei in Berlin und zwei im Saarland.

Bundesweit wurden inzwischen 2.038 Lebensmittelproben auf Pferde-DNA analysiert. Hinzu kommen 80 weitere, aufwendigere Untersuchungen auf Rückstände des Tierarzneimittels Phenylbutazon in rohem Pferdefleisch. Diese Tests fielen bisher alle negativ aus.

Der Skandal um als Rindfleisch ausgewiesenes Pferdefleisch hat europaweit Kreise gezogen und auch Kritik an undurchsichtigen Lieferketten von Lebensmitteln laut werden lassen. Als Reaktion sollen Behörden die Öffentlichkeit rascher über Fälle von Etikettenschwindel informieren können.

Im Futter-Skandal, der in der vergangenen Woche bekanntgeworden war, wurde mittlerweile Rohmilch mit stark überhöhten Schimmelpilz- Werten in Nordrhein-Westfalen entdeckt. Dort darf deshalb nur noch geprüfter Futtermais aus Serbien verarbeitet werden. «Wir haben jetzt im aktuellen Fall angeordnet, dass die Importe aus Serbien nur dann weiterverarbeitet werden dürfen, wenn es hier umfangreiche Eigenkontrollen gibt und eine Unbedenklichkeit bescheinigt wird», sagte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne).

In Rohmilch von einem Hof im Hochsauerlandkreis war doppelt so viel Aflatoxin wie zulässig nachgewiesen worden. Der Milchbetrieb hatte Futtermittel von einem Hersteller in Rees am Niederrhein erhalten. Darin war Mais aus Serbien verarbeitet worden. Der Hof im Sauerland darf seine Milch erst dann wieder an Molkereien abgeben, wenn der gesetzlich festgelegte Höchstwert von 50 Nanogramm eingehalten wird. Die bis dahin produzierte Milch muss entsorgt werden. Jeden Tag sind das etwa 2.500 Liter.

Lebensmittelkontrolleur Müller kritisierte angesichts der Essens-Skandale: «Die Länder und Kommunen, die für die Lebensmittelkontrolle verantwortlich sind, haben leider kein Interesse an tiefgreifenden Veränderungen und schützen lieber die heimische Wirtschaft. Nach wie vor liegen viele Daten nur handschriftlich vor, einen bundesweiten Austausch gibt es nicht.» Müller forderte ein wirksames Frühwarnsystem. Dafür bräuchte man allerdings mehr Personal. Derzeit fehlten in Deutschland rund 1.600 Lebensmittelkontrolleure.

Auf EU-Ebene müsse es eine zentrale Behörde mit vergleichbaren Befugnissen geben wie die europäische Polizeiorganisation Europol. Auf Landesebene plädiert Müller für die Schaffung eines Bundesamts für Lebensmittelkontrolle. Aufseiten der Justiz fordert Müller die Einrichtung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften und Fachgerichten: «Nur wenn wir dazu kommen, bei Verfehlungen den unlauteren Gewinn der Unternehmen abzuschöpfen, wird sich etwas ändern.» (dpa)
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