In diesem Zusammenhang riet die Behörde dazu, Samen und Sprossen vor dem Essen abzukochen und nicht roh zu essen.
In der französischen Region Bordeaux wurden am Wochenende mindestens zehn Menschen wegen auffälliger blutiger Durchfälle behandelt. Bei ersten Untersuchungen seien bei zwei der Patienten EHEC-Bakterien des aggressiven Stamms O104 gefunden worden, teilte die regionale Gesundheitsbehörde mit. Fünf Patienten litten am hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), einer schweren Komplikation von EHEC-Infektionen. Mindestens sechs der Betroffenen sollen auf einem Fest im Ort Bègles Sprossen gegessen haben, die über Suppen gestreut worden waren.
Am Samstag war der Verdacht aufgekommen, Samen der im englischen Ipswich ansässigen Firma Thompson & Morgan könnten für die EHEC-Fälle verantwortlich sein. Das Unternehmen wehrte sich am Sonntag. Man verkaufe jährlich Tausende Pakete der Samen nach Frankreich, Großbritannien und in andere Länder Europas, sagte eine Sprecherin der BBC. Da nur wenige Leute betroffen seien, liege die Vermutung nahe, dass die Samen an Ort und Stelle nicht richtig behandelt wurden.
Derweil hat das
Umweltbundesamt (UBA) eine Gefahr für das deutsche Trinkwasser durch EHEC-Bakterien einmal mehr ausgeschlossen. UBA-Präsident Jochen Flasbarth warnte am Sonntag in einer Erklärung vor «unbegründeter Panikmache». Die mit unabhängigen Wissenschaftlern besetzte Trinkwasser-Kommission beim UBA habe am 22. Juni eine Gefahr für das Trinkwasser durch den aktuellen EHEC-Ausbruchstamm verneint.
«So mancher Experte wäre gut beraten, von unbedachten Katastrophenmeldungen abzusehen», kritisierte Flasbarth. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hatte zuvor den Direktor des Hygiene-Instituts der Uniklinik Bonn, Martin Exner, mit dem Satz zitiert: «Die Gefahr durch eine mikrobiologische Belastung des Trinkwassers wurde bisher absolut unterschätzt.» Exner ist auch Vorsitzender der Trinkwasser-Kommission des UBA.
Das Umweltbundesamt betonte, EHEC-Bakterien des aktuellen Ausbruchsstamms kämen im Abwasser und in Gewässern äußerst selten vor. «Da der Anteil an EHEC-Kranken in der Bevölkerung sehr gering ist, gibt es unter den im Abwasser vorkommenden Darmbakterien nur in Ausnahmen EHEC.» Dies bestätigten die vorliegenden Daten. In den vielen inzwischen untersuchten Wasserproben sei der Ausbruchsstamm bislang nur einmal gefunden worden - in den Nachuntersuchungen bereits nicht mehr. «Bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass der EHEC-Stamm, der die aktuelle Erkrankungswelle auslöste, sich in Gewässern vermehren kann.»
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat die Ermittlungen wegen der keimverseuchten Sprossen gegen den Biohof in Bienenbüttel übernommen. «Uns liegt eine Strafanzeige eines gut informierten Bürgers vor», bestätigte Staatsanwalt Rainer du Mesnil de Rochemont am Sonntag einen Bericht des Magazins «Focus». Es gebe Hinweise auf Verstöße gegen das Lebens- und Futtermittelgesetzbuch. (dpa)