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15.11.2012 | 15:08 | Waldzustandsbericht 

Hessischer Wald wird gesünder

Wiesbaden - Der hessische Wald hat sich im vergangenen Jahr in den meisten Regionen erholt.

Waldweg
(c) proplanta
Das geht aus dem Waldzustandsbericht 2012 hervor, den Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden vorstellte. Die Baumkronen seien wieder dichter und die Bäume insgesamt gesünder. «Die wechselhafte Witterung in diesem Jahr hat dem hessischen Wald gut getan», sagte die Ministerin.

Im Gegensatz zur Gesundung der meisten Waldgebiete geht es den Bäumen im Rhein-Main-Gebiet wegen der starken Klimabelastung durch die dichte Besiedelung zunehmend schlecht. «Die Vorboten der Klimaerwärmung treten im Rhein-Main-Gebiet besonders stark auf», sagte Professor Johannes Eichhorn von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Außerdem mache den Bäumen dieser Region der niedrige Grundwasserpegel und der hohe Stickstoffgehalt des Bodens zu schaffen.

Der Zustand des hessischen Waldes wird jedes Jahr beurteilt. Als Kriterien dienen unter anderem der Befall durch Schädlinge und der Zustand der Baumkronen. Dieser könne «als Spiegelbild der Vitalität des Waldes angesehen werden», sagte die Ministerin.

Besonders die Baumkronen der Buchen seien in diesem Jahr dichter, die fehlenden Bucheckern würden den Bäumen außerdem Kraft für ihre Blätter geben. Aber auch Fichten und Kiefern ginge es besser. Sorgen bereiteten der Ministerin ältere Eichen über 60 Jahre. Sie hätten stark an Raupenfraß durch Frostspanner und Eichenwickler gelitten.

Eichhorn sagte, die gute Entwicklung im vergangenen Jahr sei auf viel Regen im Juni und Juli und auf eine hohe Bodenfeuchtigkeit im Winter zurückzuführen. Insgesamt habe sich die Temperatur seit 1985 jedoch um ein Grad erhöht. Das belaste die Bäume, denn sie verdunsten mehr Wasser.

Um die hessischen Wälder trotz Klimawandels stabil zu halten, setzt der Leiter des Landesbetriebs Hessen-Forst, Michael Gerst, auf die Verbreitung von Mischwäldern. Neu gepflanzte Bäume sollten sowohl für den entsprechenden Standort geeignet sein als auch kommende Klimaveränderungen verkraften. Bei den Nadelbäumen empfiehlt er dabei Lerchen, Tannen und Douglasien.

Der Geschäftsführer des hessischen Waldbesitzerverbandes, Christian Raupach, gab zu bedenken, dass es «vor allem bei den älteren Waldbeständen nach wie vor ein anhaltend hohes Schadensniveau» gebe. Er bemängelte die erhebliche Kürzung der Fördermittel des Bundesministeriums für die Kalkung versauerter Böden. Außerdem warnte er vor Auswirkungen des Klimawandels. Vor allem Buchen und Eichen trügen häufiger Früchte. «Das zehrt an den Kräften.»

Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mahnte an, die kurzfristige Entspannung mit Vorsicht zu genießen. «Eine leichte Verbesserung des Waldzustandes ist noch keine Trendwende», sagte Landesgeschäftsführer Christoph von Eisenhart Rothe.


Die meistverbreiteten Baumarten in Hessen

Rund 42 Prozent des hessischen Bodens sind bewaldet, meist mit Buchen, Fichten, Eichen oder Kiefern. Am stärksten verbreitet ist die Buche - sie bedeckt fast ein Drittel des Waldgebietes. Ihre Wurzeln dringen tief in den Boden ein. Die Buche bevorzugt einen nährstoffreichen Untergrund mit viel Feuchtigkeit, wie der Geschäftsführer des Hessischen Waldbesitzerverbandes, Christian Raupach, erklärt. «Sie wächst gut auf kalkhaltigen Böden und auf den lehmigen Böden rund um den Vogelsberg». Oft werde sie in ältere Nadelwälder gepflanzt, da sie Schatten gut verkrafte.

Fichten haben im Frühling einen besonders hohen Wasserbedarf. «Über die Nadeln verdunsten die Bäume Wasser, aber solange der Boden noch gefroren ist, können sie es über die Wurzeln nicht nachpumpen», sagt Raupach. Fichten mit Wasserstress im Frühling seien ein gefundenes Fressen für Borkenkäfer, die solche Bäume innerhalb weniger Wochen absterben lassen können. Vor allem auf schweren Lehmböden wurzeln Fichten nahe an der Oberfläche - sie sind deshalb anfälliger gegen Stürme und Trockenheit als andere Baumarten.

Die Kiefer und die Eiche gehören zu Baumarten, die mit längeren Trockenperioden im Sommer und auf nährstoffarmen Böden besser zurecht kommen. Sie wurzeln bis zu sechs Meter tief und können so auf sandigen Böden wie im hessischen Ried wachsen. Um die Eigenheiten der verschiedenen Baumarten zu nutzen, rät der Experte zu Mischwäldern: «Sie sind lichter, stabiler und weniger anfällig gegen Schädlinge.» (dpa/lhe)
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