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21.03.2015 | 10:24 | Tropisches Holz 

Illegale Abholzung in Tropen nimmt zu

Brüssel - Die Nachfrage nach verschiedenen Produkten in Europa ist einer der wichtigsten Treiber für illegale Abholzung in den Tropen.

Tropenhölzer
Alle zwei Minuten ein Fußballfeld: Mit dieser Geschwindigkeit wird Wald in den Tropen vernichtet. Auf Feldern und Weiden wachsen Tiere und Pflanzen für den Export - auch nach Europa. Eine Studie beleuchtet das Ausmaß der Zerstörung. (c) proplanta
Zu diesem Ergebnis kommt die Brüsseler Umweltorganisation «Fern» in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.

Demnach führte die Europäische Union 2012 Soja, Rindfleisch, Leder und Palmöl im geschätzten Wert von sechs Milliarden Euro ein, für deren Erzeugung unerlaubt Wald gerodet worden sei. Das entspricht dem Autor zufolge beinahe einem Viertel der weltweit gehandelten Menge.

In den zwölf Jahren nach der Jahrtausendwende sei dafür alle zwei Minuten eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt worden. Deutschland gehört dem Bericht zufolge mit Gütern im Wert von rund 800 Millionen Euro zu den Hauptzielländern in Europa. Den Großteil machten dabei Soja und Palmöl aus. Auch in den Niederlanden, Großbritannien, Italien und Frankreich seien viele der Waren gelandet.

«Der EU-Verbrauch zerstört nicht nur die Umwelt und trägt zum Klimawandel bei», erklärte Studienautor Sam Lawson. «Da die Entwaldung illegal ist, befeuert sie auch Korruption und führt zu Einkommensverlusten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.» Kritiker würden bedroht, angegriffen und getötet.

Der Sprecher von EU-Umweltkommissar Karmenu Vella erklärte auf Anfrage am Dienstag: «Die Kommission ist sich des Problems der Entwaldung und seiner vielfältigen Ursachen bewusst.» Die EU behalte die globalen Umweltfolgen ihres Konsums im Blick. Falls nötig sei sie auch bereit, politische Vorschläge zu machen.

Der Löwenanteil der Produkte aus illegalen Rodungen kommt nach Angaben des Berichts aus Brasilien, gefolgt von Indonesien. Mit einigem Abstand kommen die Herkunftsländer Malaysia, Paraguay, Argentinien und Uruguay. Doch die Bedeutung anderer Lieferanten dürfte in der nahen Zukunft wachsen, prognostiziert der Autor. Er verweist auf weitere lateinamerikanische Staaten und einige afrikanische Länder sowie Papua Neuguinea, Kambodscha und Laos.

Die Umweltschützer verlangen von der EU entschiedeneres Vorgehen und einen umfassenden Aktionsplan. Zwar gibt es EU-Vorschriften für Holzimporte. So darf Holz aus unerlaubten Rodungen in Europa nicht in den Verkehr gebracht werden, Händler sind zu besonderer Sorgfalt verpflichtet. Doch inzwischen würden Bäume vor allem illegal gefällt, um Platz für die Landwirtschaft zu schaffen, so Fern. Die EU müsse dies in Handelspartnerschaften mit betroffenen Ländern stärker berücksichtigen.

Innerhalb der EU-Kommission wird nach Angaben von Vellas Sprecher die Möglichkeit eines Aktionsplans gegen den illegalen Handel mit Tieren und Pflanzen erwogen, der auch den Holzhandel umfassen würde. Mit Blick auf einen speziellen Aktionsplan zur Entwaldung erklärte die Behörde, sie prüfe Handlungsmöglichkeiten, es sei aber zu früh für konkrete Aussagen.

Hannah Mowat von Fern erklärte: «Die EU hat eine wichtige Gelegenheit die Entwaldung zu stoppen, wenn sie sich mit ihrem Handel und ihrem Verbrauch an Agrargütern befasst.» (dpa)
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