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15.04.2020 | 18:01 | Forstschädlinge 

Sachsen erwartet Invasion von Borkenkäfern

Tharandt - Sachsens Wäldern steht eine neuerliche Invasion von Borkenkäfern bevor.

Borkenkäfer
Sie sind winzig klein und ein riesiges Problem: Borkenkäfer vermehren sich gerade bei warmem und trockenem Wetter mit rasanter Geschwindigkeit und bedrohen ganze Wälder. (c) proplanta
«Wir sehen einem weiteren Jahr mit dramatischem Borkenkäferbefall und katastrophalen Schäden entgegen», sagte Forstminister Wolfram Günther (Grüne) am Mittwoch bei einem Besuch im Tharandter Wald. Bei der momentanen Witterung könnten sich die Schädlinge extrem vermehren.

Vielerorts schwärmen die Insekten derzeit aus ihren Winterquartieren aus, um gezielt geeignete Bäume zu suchen und sich unter der Rinde zu vermehren. Bei starkem Befall sterben die Bäume ab. Dieses Szenario droht dem sächsischen Wald 2020 auf einer großen Fläche, hieß es.

«Wir verzeichnen derzeit mehr Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern als wahrscheinlich jemals zuvor in der forstlichen Geschichte», betonte Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst. Unter optimalen Bedingungen hätten sich die Käfer in den vergangenen zwei Jahren massenhaft vermehren können.

Laut Hempfling wurden Schäden durch Borkenkäfer erstmals Ende des 18. Jahrhunderts beschrieben - unter dem Begriff Wurmtrocknis. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe es großflächige Schäden gegeben.

Günther zufolge sind die Schäden letztlich eine Folge des Klimawandels: «Ohne warme Winter, ohne Dürre und Orkane gäbe es nur einen Bruchteil an Schäden durch Borkenkäfer. Deshalb müssen wir alles tun, um den Klimawandel zu begrenzen und gleichzeitig die Struktur unserer Wälder an das geänderte Klima anzupassen», betonte er. Das Ziel seien klimastabile, naturnahe, arten- und strukturreiche sowie leistungsfähige Wälder.

Der Minister sicherte Waldbesitzern Hilfe zu. Die kritische Lage erfordere entschiedenes Handeln. Eigentümer von Wald müssten die Bestände auf Befall durch Borkenkäfer oder andere Schadinsekten kontrollieren: «Wer frischen Befall erkennt, muss sofort handeln. Gleichzeitig bitte ich um Verständnis für die Forstleute. Denn bei der Schadensbeseitigung müssen Bäume gefällt werden, denen man den Käferbefall nicht sofort ansieht. Wenn die Bäume schon weitgehend abgestorben sind, ist es zu spät.»

Nach Ministeriumsangaben fördert Sachsen Maßnahmen zum Waldschutz und zur Wiederbewaldung in diesem Jahr mit rund zehn Millionen Euro. Zudem stünden für den Zeitraum von 2021 bis 2023 weitere 28 Millionen Euro dafür bereit. Sachsenforst schreibt Borkenkäfern im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Kubikmeter Schadholz in Wäldern des Freistaates zu, 2018 waren es 825.000 Kubikmeter. Aktuell werden pro Kubikmeter Fichtenholz nur etwa 35 Euro erzielt. Stürme und der Borkenkäfer hatten für ein Überangebot und verminderte Holzqualität gesorgt und den Preis auf etwa die Hälfte fallen lassen, hieß es.

«Solange die Entwicklung der Larven noch nicht abgeschlossen ist, können effektive Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die befallenen Bäume müssen gefällt und die Stämme so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht werden», teilte das Ministerium mit. Besonders gefährdet seien Reinbestände aus Fichten, Kiefern sowie Lärchen, die bereits im Vorjahr von Befall betroffen waren. Wenn das Schwärmen wie in den kühleren Mittelgebirgslagen noch nicht begonnen habe, sollten befallene Stämme und Sturmholz rasch abtransportiert werden.

Borkenkäfer nisten sich bei Bäumen zwischen Stamm und Rinde ein und fressen dort den Bast. Damit wird die Zirkulation von Nährstoffen unterbrochen, und der Baum stirbt ab. Bäume, die weniger Widerstand besitzen, sind dabei ein bevorzugtes Revier. Borkenkäfer können den kränkelnden Baum riechen, erläuterte Hempfling.

Temperaturen von bis zu 25 Grad minus übersteht der Käfer, weil er für die Wintermonate eine Art körpereigenes Frostschutzmittel produziert. Allerdings ist er anfällig, wenn es Fröste schon im September oder noch im April gibt. Fressfeinde wie der Dreizehenspecht oder der Ameisenbuntkäfer reichen nicht, um die Population der Schädlinge stark einzuschränken.
dpa/sn
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